Haltepunkt Thüngersheim
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Lage: Bahnhofstraße 1, 97291 Thüngersheim
Bahnsteiggleise: 2, 2 Außenbahnsteige, Länge 251/214 m
Kategorie: 5, nicht barrierefrei
Aktuelle Abfahrten Ankünfte
Infos der DB Stationsdatenbank Bayern
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Kursbuchstrecke: Würzburg-Aschaffenburg (KBS 800) (km 12,767)
Bahnlinie: RB 53, RB 79, RE 54, RE 54
Bus: Buslinie 610
Parkplätze: 41 PKW, 1 Behind., 31 Fahrrad
Eröffnung: 1. August 1859
Geographische Höhe: 167,76 m
Laut Kategorisierung der Deutschen Bahn handelt es sich beim Haltepunkt Thüngersheim um einen Haltepunkt der Bahnhofskategorie 5, was einem ländlichen Haltepunkt mit minimaler Ausstattung entspricht.
Lage
Der Haltepunkt liegt zwischen der Bundesstraße 27 und der Mainau gegenüber dem Altort Thüngersheim. Vom Unteren Graben ist er durch eine Fußgängerunterführung unter der Bundesstraße erreichbar. Das frühere Bahnhofsgebäude lag nahe der alten Bundesstraße 27 östlich der Bahnstrecke. [1]
Geschichte
Haltestelle Thüngersheim
Die ursprüngliche Planung der Ludwigs-West-Bahn sah eine Station Thüngersheim nicht vor. Gegen Ende des Jahres 1858 überraschte die mit der Revision aller Streckenpläne beauftragte Eisenbahnkommission der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg mit dem Vorschlag, die zwischen Veitshöchheim und Karlstadt mittlerweile zusätzlich vorgesehene „Station Retzbach“ nach Thüngersheim zu verlegen und bei Wernfeld eine weitere Haltestation einzurichten, jedoch lehnte die zur Stellungnahme aufgeforderte Kreisregierung die Stationsverlegung ab. Der zuständige Landtagsabgeordnete und damals rechtskundige Bürgermeister der damals noch eigenständigen Stadt Heidingsfeld Karl Grimm machte sich in München für Thüngersheim stark und so wurde am 1. August 1859 in Thüngersheim eine Anhaltstelle für den Personenverkehr eröffnet. [2] Der Bahnhof Retzbach blieb erhalten.
Bahnhof Thüngersheim
1870 wurde die Haltestelle Thüngersheim zu einem Bahnhof mit einem Ausweichgleis von 217 m nutzbarer Länge an der damals noch eingleisigen Strecke. [3] Die Güterabfertigung hatte ein Sackgleis von 46 m nutzbarer Länge. Der Weintransport verlagerte sich damit vom Main auf die Schiene. Wein war das wichtigste Umschlagsgut [4] und die Verladung der schweren Fässer war recht mühsam. [5] Der Bahnhof Thüngersheim erhielt ein eigenes Stellwerk. [6] Das spätere Bahnhofsgebäude wurde 1917 aus Buntsandstein bzw. rotem Mainsandstein gebaut und beherbergte einen Warteraum, Fahrkartenverkauf und zwei Wohnungen. [7]
Bahnübergänge in Thüngersheim
Der Lageplan des Bahnhofs von 1878 zeigt zwei beschrankte Bahnübergänge nördlich der Bahnanlagen: [8] Einer unmittelbar am Bahnhofsgebäude in Verlängerung der Sixengasse, der andere 130 m weiter nördlich in Verlängerung der Römergasse zur „Rennbahngasse“. Ein weiterer Bahnübergang mit Bahnwärterhaus befand sich weitere 110 m nördlich an der „Hinteren Maingasse“ zu einem heute nicht mehr existierenden Weg zwischen der Hinteren Gasse und der Schulstraße. [9] Alle drei Wege führten in die Gärten in den Mainauen. Der südlichste Weg verband den Bahnhof mit der Personenfähre Thüngersheim.
Haltepunkt Thüngersheim
Im Zuge der Neutrassierung der Bundesstraße 27 Ende der 1970er Jahre wurde die schienengleichen, beschrankten Bahnübergänge durch einen zirka 250 m nördlich gelegenen Brückenbau ersetzt. Durch die Rückstufung des Bahnhofs zu einem Haltepunkt wurde das Stellwerk aus dem Jahre 1955 überflüssig und zurückgebaut. Das Bahnhofsgebäude wurde am 6. August 1980 abgebrochen.
Bahnhof Thüngersheim als Drehort
1944 wurde als Durchhaltefilm der NS-Propaganda der Film „Kamerad Hedwig“ gedreht. Die Dreharbeiten (Außenaufnahmen) zu „Kamerad Hedwig“ begannen am 6. September 1944 und endeten am 15. November 1944. Der Bahnhof Thüngersheim war unter dem Namen „Dollingen“ Drehort des NS-Films. Der Film zeigt außerdem einige der letzten Aufnahmen der bis dahin unzerstörten Stadt Würzburg, die am 16. März 1945 Opfer eines schweren Bombenangriffs britischer RAF-Kampfverbände wurde. [10] [11]
Bahnhofsanlage
Der Haltepunkt Thüngersheim besteht aus zwei Außenbahnsteigen an den Durchgangsgleisen. Als Zugang gibt es am nördlichen Ende der Bahnsteige eine Fußgängerunterführung unter der Bundesstraße.
Ausstattung
Der Haltepunkt ist mit einem dynamischen Fahrgastinformationssystem, Fahrscheinautomaten für den Nah- und Fernverkehr und Wartehäuschen ausgestattet. Neben dem Haltepunkt gibt es insgesamt 25 Park&Ride-Parkplätze und zusätzlich ein Behindertenparkplatz. Der Haltepunkt Thüngersheim ist nicht barrierefrei.
Fahrplan
Umsteigemöglichkeit
Nächste Bushaltestelle: | Thüngersheim/Günterslebener Straße |
Siehe auch
- Bahnhöfe und Haltepunkte in Stadt und Landkreis Würzburg
- Bahnstrecken in Stadt und Landkreis Würzburg
- Ludwigs-West-Bahn
- Eisenbahnbrücken in Stadt und Landkreis Würzburg
Quellen und Literatur
- Franz Dülk: Thüngersheim - Das Dorf, die Winzer, der Wein. Thüngersheim, 1996, S. 115
- Richard Glaab: Thüngersheim - Gegenwart und Vergangenheit einer mainfränkischen Winzergemeinde. Bonitas Bauer Würzburg, Thüngersheim 1982, S. 71 ff.
- Informationen von Reinhard Leibold
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Topografische Karte von Thüngersheim aus dem Jahre 1954 im BayernAtlas
- ↑ Würzburger Abendblatt, 1. August 1859
- ↑ Verzeichniss der nutzbaren Längen der Ausweichspuren, sowie der Nebengleise und der Doppelbahn-Strecken &c. &c. auf den K. B. Staatseisenbahnen aufgestellt im Januar 1877, Deschle. München 1877, S. 23
- ↑ Nachweisung über den Betrieb der Königlich-Bayerischen Verkehrsanstalten der Etatsjahre 1871-1882
- ↑ Neue Würzburger Zeitung, 19. Januar 1871
- ↑ Thüngersheim auf stellwerke.info
- ↑ Der Vergleich des Grundrisses des ursprünglichen Gebäudes von 1878 mit den späteren Fotos legt nahe, dass es sich nicht um einen kompletten Neubau handelte. Südlich wurde ein Anbau hinzugefügt und ein Dachgeschoss mit neuem Dach wurde aufgesetzt.
- ↑ Übersichtspläne der k. bayerischen Staatseisenbahn, Band 1, Blatt 43
- ↑ Vergleich der Karte von 1968 mit der Uraufnahme im BayernAtlas. Das Bahnwärterhaus ist markiert.
- ↑ Main-Post: „Verschollener Kamerad Hedwig kehrt zurück“ (16. April 2009)
- ↑ Film „Kamerad Hedwig“ auf wikipedia.org