Julius Döpfner

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Julius Kardinal Döpfner im Jahre 1964

Dr. Dr. h.c. Julius August Kardinal Döpfner (* 26. August 1913 in Hausen bei Bad Kissingen; † 24. Juli 1976 in München) war 85. Bischof von Würzburg und Berlin sowie Erzbischof von München und Freising.

Herkunft und Werdegang

Julius Döpfner wurde als Sohn und viertes Kind des Hoteldieners Julius Matthäus Döpfner († 1923) und dessen Frau Maria († 1934) in Hausen bei Bad Kissingen geboren und wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf. 1924 wurde er ins Gymnasium der Augustiner in Münnerstadt, 1925 ins bischöfliche Knabenseminar Kilianeum zu Würzburg aufgenommen und legte im Frühjahr 1933 im Neuen Gymnasium das Abitur als Klassenbester ab. [1] Anschließend begann er an der Universität Würzburg ein Theologiestudium, trat hier als Mitglied der K.St.V. Normannia Würzburg bei und wechselte bereits nach einem Semester mit einem Stipendium an das Collegium Germanicum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er von Oktober 1933 bis 1941 Philosophie und Theologie studierte.

In Rom empfing er am 29. Oktober 1939 in der Kirche Il Gesù das Sakrament der Priesterweihe. 1941 promovierte er über „Natur und Übernatur bei John Henry Newman“ zum Doktor der Theologie.

Von 1941 bis 1944 war er Kaplan in Großwallstadt, Schweinfurt und Gochsheim, von 1944 bis 1945 Präfekt am bischöflichen Knabenseminar Kilianeum in Würzburg. 1945 erfolgte die Ernennung zum Subregens am Würzburger Priesterseminar.

Bischof von Würzburg

Am 11. August 1948 ernannte Papst Pius XII. ihn als Nachfolger von Matthias Ehrenfried zum Bischof von Würzburg; der Bamberger Erzbischof Joseph Otto Kolb weihte ihn am 14. Oktober in der Neumünsterkirche [2] und es fand ein feierlicher Zug durch die Stadt statt. Mit 35 Jahren war er damals der jüngste katholische Bischof Europas. Sein bischöflicher Wahlspruch lautete: Praedicamus crucifixum („Wir verkünden [Christus,] den Gekreuzigten“) und entstammt dem 1. Korintherbrief.

Julius Döpfners Amtszeit begann in einer völlig zerstörten Stadt, in der zum Kriegsende nur noch etwa 6.000 Menschen hausten und lebten. Zerstörte Kirchen wurden zunächst notdürftig für erste Gottesdienste wieder instandgesetzt. Die Wiederherstellung des Würzburger Domes würde bis Ende der 1950er Jahre andauern. Der Bischof selbst galt als volksnahe Persönlichkeit, der außerhalb des Pastoralvokabulars die richtigen Worte fand. Seine Sorge angesichts der zerstörten Stadt galt dem Wohnungsbau, er gründete dazu 1949 das St.-Bruno-Werk. „Wohnungsbau ist Dombau“ war seine Überzeugung. Auch am Kirchenbau in der Würzburger Diözese war Döpfner viel gelegen (Während seiner Bischofszeit entstanden 43 Kirchen-Neubauten und 48 Kirchen wurden wiederhergestellt und erweitert [3]). Bei den Feierlichkeiten anlässlich des 1200-jährigen Bestehens des Bistums Würzburg fanden sich 50.000 Gläubige ein, darunter als besonderer Ehrengast der Bischof Austin Quinn von Kilmore, von wo auch der Heilige Kilian gekommen sein soll.

Der Fall Ochsenfurt

Überregionale Beachtung fand im Jahr 1953 der „Fall Ochsenfurt“. [4] [5] [6] [7] [8] [9] Bei der kirchlichen Segnung der neu gebauten Zuckerfabrik von Ochsenfurt verweigerte Döpfner auf Grund der katholischen Mehrheit der Bevölkerung eine gemeinsame Zeremonie mit dem evangelischen Würzburger Dekan Wilhelm Schwinn. Die beiden Kirchenmänner hatten erst auf dem Weg nach Ochsenfurt erfahren, dass sie beide den Segen sprechen sollten. Eine gemeinsame Segenshandlung war für Döpfner damals undenkbar, weshalb er Dekan Schwinn anbot, ein weltliches Grußwort zu sprechen, der dies mit der Begründung ablehnte, von einem katholischen Bischof keine Weisungen entgegenzunehmen und unter Protest abreiste. Die Zeitungen berichteten von 8.000 Bauern, die sich am Tag der Weihe auf dem Gelände versammelt hatten. Auf dem Weg zur Zuckerfabrik versuchten berittene Protestanten, Döpfners Zug zu sprengen; die Polizei musste die Situation auflösen. Laut Erklärung des Bischöflichen Ordinariats Würzburg vom 28. Juni 1953 habe Döpfner erst am Morgen der geplanten Weihe von der Teilnahme von Dekan Schwinn erfahren. [10]

Der „Fall Ochsenfurt“ erfuhr eine hohe Aufmerksamkeit in der Presse; die bayerische CSU befürchtete Stimmenverluste bei der Bundestagswahl 1953 und befürchtete, in Zukunft weniger evangelische Bundestagskandidaten aufstellen zu können. Nach der Intervention durch Bundespräsident Theodor Heuss schickte Bundeskanzler Konrad Adenauer den in heiklen diplomatischen Situationen erfahrenen Ministerialdirektor Hans Globke vom Bundeskanzleramt zur Unterredung mit Döpfner. Die Presse sah darin eine Bestätigung der politischen Wirkung des Vorfalls. [11]

Döpfner selbst betonte in einen Versöhnungsbrief vom 9. August 1953 an Schwinn, dass ihm jegliche Kränkung durch seine Vorgehensweise fern lag und es ihn schmerzte, dass sein Handeln so aufgefasst wurde. Der Vorfall habe ihm die Notwendigkeit einer brüderlichen Begegnung bewusst gemacht. [12] Laut Kirchenhistoriker Klaus Wittstadt kann man nicht auf eine Haltung Döpfners gegen die Ökumene schließen [13]; dies habe Döpfner mehrmals deutlich gemacht. [14] [15] [16] [17] [15][18] Wilhelm Schwinns Tochter Agathe Schwinn erklärte im Jahr 2014, ihr Vater habe nach einem kurzen Gespräch mit Döpfner erkannt, dass diesem auf Grund der katholischen Mehrheit in der Bevölkerung die Weihe vorbehalten gewesen sei. [19] Sowohl vor dem Vorfall als auch danach verband beide Männer, so Agathe Schwinn, eine innige Freundschaft.

Auslöser des Zwischenfalls war ein schlichtes Kommunikationsproblem. [20] [21] [22] Demnach hatte Dekan Schwinn bei der Grundsteinlegung für die Zuckerfabrik im Jahr 1951 entsprechend der interkonfessionellen Konventionen in Zivil teilgenommen. Für die Einweihung wünschte der Direktor der Zuckerfabrik die gleiche Vorgehensweise und war fälschlicherweise davon ausgegangen, dass seine Nachricht den Organisator der Einweihung erreichen würde. Dieser wiederum hatte anscheinend angenommen, der katholische und der evangelische Geistliche von Ochsenfurt hätten das diesbezügliche Vorgehen bereits von sich aus abgeklärt.

Wie der Domkapitular Theodor Kramer feststellte, haben die Wirkungen des Vorfalls Döpfner nie ganz losgelassen. So bezeichnete Döpfner den Vorfalls in „Meine Fränkischen Jahre“ kurz vor seinem Tod als schwerste Prüfung seiner fränkischen Jahre und betonte, dass sein Image nach dem Vorfall in keinster Weise seinen Intentionen entsprach. [23] In einer schriftlichen Bemerkung vom 8. Mai 1957 stellte er erleichtert fest, dass die Reserve der evangelischen Christen ihm gegenüber deutlich zurückgegangen war. [24]

Bildergalerie

Bischof von Berlin

Am 15. Januar 1957 ernannte ihn Pius XII. zum Bischof von Berlin, die Inthronisation erfolgte im März. Am 15. Dezember 1958 erfolgte die Erhebung zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Maria della Scala durch Johannes XXIII., damit war Döpfner der jüngste Kardinal der katholischen Kirche.

Erzbischof von München und Freising

Am 3. Juli 1961 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von München und Freising mit der Inthronisation am 30. September. Gleichzeitig wurde er als Münchener Erzbischof Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Im selben Jahr wurde er als Mitglied in den Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas aufgenommen.

Nachdem er bereits Mitglied der Zentralen Vorbereitungskommission war, nahm Döpfner von 1962 bis 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil teil; für die erste Sitzungsperiode wählte er Joseph Pascher als theologischen Berater. Als einer von vier Moderatoren des Konzils wirkte er maßgeblich an dessen Beschlüssen mit und stimmte mit Johannes XXIII. in der Vorstellung einer Kirche, die sich selbst ständig prüft und erneuert („ecclesia semper reformanda“), überein. In der Berichterstattung zum Konzil galt er damals als einer der Wortführer des Reformflügels. [25] Im Juni 1963 nahm Döpfner am Konklave zur Wahl Pauls VI. teil. 1965 wurde er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, von 1971 bis 1975 war er zudem Präsident der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland.

Döpfner starb völlig unerwartet am 24. Juli 1976 in München im Alter von 62 Jahren.

Werke

  • Das Verhältnis von Natur und Übernatur bei John Henry Kardinal Newmann. Rom 1945 (zugl. Diss. Pontif. Univ. Greg.).
  • Deutscher Katholizismus und konziliare Erneuerung. Erfahrungen d. Bischofs in Würzburg, Berlin u. München. Würzburg 1965.
  • Die Berliner Jahre. Julius Kardinal Döpfner als Bischof von Berlin 1957 - 1961. Berlin 1961.
  • Die Mitte unseres Glaubens. Christologische Ansprachen. München, Freiburg i.Br. 1971.
  • Die Zukunft des Glaubens. Kevelaer 1969.
  • Konzilstagebücher, Briefe und Notizen zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Bearb. v. Guido Treffler. Regensburg 2006.
  • Reform als Wesenselement der Kirche. Überlegungen zum 2. Vatikanischen Konzil. Würzburg 1964.
  • Meine fränkischen Jahre [Ansprache im Bayerischen Rundfunk vom 11. Juni 1976]. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 39 (1977), S. 7-18

Ehrungen und Auszeichnungen

1952 ernannte ihn die Stadt Bad Kissingen wegen seiner Verdienste um den sozialen Wohnungsbau (St.-Bruno-Werk) zum Ehrenbürger. [26]

Mitgliedschaft

Julius Döpfner war Mitglied der K.St.V. Normannia Würzburg

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Peter Pfister (Hg.): Julius Kardinal Döpfner und das Zweite Vatikanische Konzil. Vorträge des Wissenschaftlichen Kolloquiums anläßlich der Öffnung des Kardinal-Döpfner-Konzilsarchivs am 16. November 2001. Regensburg 2002.
  • Guido Treffler und Peter Pfister (Hgg.): Erzbischöfliches Archiv München, Julius Kardinal Döpfner. Archivinventar der Dokumente zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Regensburg 2004.
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg 1803–1957. Würzburg 1965, S. 109–112.
  • Klaus Wittstadt: Julius Kardinal Döpfner. 26. August 1913 bis 24. Juli 1976. Würzburg 1996.
  • Klaus Wittstadt: Julius Kardinal Döpfner (1913 - 1976). Anwalt Gottes und der Menschen. München 2001.
  • Fritz Bauer und Karl Wagner (Hrsg.): Kardinal Döpfner. Leben und Wort 1913-1976, Verlag J. Pfeiffer, München 1976, ISBN: 3790402249
  • Heinz Otremba: Julius Kardinal Döpfner. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 216-219 (Randspaltentext)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinz Otremba: Julius Kardinal Döpfner. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 216-219 (Randspaltentext); S. 216
  2. Roland Flade: Zukunft, die aus Trümmern wuchs, Main-Post, Würzburg 2009, S. 188 (aus dem Tagebuch von Otto Seidel)
  3. Bruno Rottenbach: Hans Schädel. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 222 f. (Randspaltentext); S. 222
  4. Spiegel-Online: „Konfessions-Streit. Aus einem Napf“ (15. Juli 1953)
  5. Klaus Wittstadt: Julius Kardinal Döpfner (1913–1976) – Anwalt Gottes und der Menschen. Don Bosco, München 2001, S. 98–102.
  6. Werner Eberth: Julius Kardinal Döpfner zum 100. Geburtstag – „Des ist unnr Kardinal“. (= Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach. Band 4). Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2013, S. 157–160
  7. Werner Eberth: Julius Kardinal Döpfner (1913–1976). (= Eine Nachlese zu seinem 100. Geburtstag 2013. Band 2 / Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach. Band 5). Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2015, S. 81–84
  8. Stephan Mokry: Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 157–159.
  9. Die Welt: „Konfessionsstreit gefährdete 1953 Adenauers Wahl“ (28. Juni 2013)
  10. Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg 1803–1957. S. 73
  11. Main-Post, Nr. 150/7, 3. Juli 1953.
  12. Döpfner am 9. August 1953 aus Wallis/Schweiz an Dekan Wilhelm Schwinn. Brief in Privatbesitz
  13. Klaus Wittstadt: Julius Kardinal Döpfner (1913–1976) – Anwalt Gottes und der Menschen. Don Bosco, München 2001, S. 101 f.
  14. Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 5 (98. Jg.), 4. Februar 1951, S. 33 f.
  15. 15,0 15,1 Stephan Mokry: Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 183–193
  16. Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 5 (98. Jg.), 4. Februar 1959, S. 33–34
  17. Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 4 (104. Jg.), 27. Januar 1957, S. 48.
  18. Würzburger Katholisches Sonntagsblatt, Nr. 30 (102. Jg.), 24. Juli 1955, S. 48
  19. Werner Eberth: Julius Kardinal Döpfner (1913–1976), Band 2 – Eine Nachlese zu seinem 100. Geburtstag 2013 (gleichzeitig Band 5 der Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach). Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2015, S. 81–84
  20. Stephan Mokry: Kardinal Julius Döpfner und das Zweite Vatikanum – Ein Beitrag zur Biografie und Konzilsgeschichte. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, S. 158.
  21. Joel Davis: The Confessional Peace in Light of the Ochsenfurt Sugar Factory Incident in June 1953. In: JFLF 65 (2005), S. 307–323
  22. Karl Forster: Julius Kardinal Döpfner. In: Männer des Konzils, Würzburg 1965, S. 63
  23. Julius Döpfner: Meine Fränkischen Jahre. S. 13 f.
  24. Diözesanarchiv Berlin V/7-3
  25. Die Presse: Kardinal König: Diplomat in Gottes Diensten (18. Juli 2009)
  26. Main-Post: „Ehrenbürger der Bäderstadt“ (30. Mai 1952)
  27. Würzburg heute Heft 17/1974


Vorgänger Amt Nachfolger
Matthias Ehrenfried Bischof
1948 - 1957
Josef Stangl


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Julius Döpfner aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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