Weinhandlung Friedr. Carl Ott & Co.

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Vorder-Ansicht des Hauptgeschäftes der Weinhandlung Friedr. Carl Ott & Co. in der Juliuspromenade im Jahre 1889

Die Weinhandlung Friedr. Carl Ott & Co. war eine Firma in Würzburg, die sich auf den Import von Weinen aus Griechenland spezialisiert hatte.

Geschichte

Rechnung der Weingroßhandlung Friedr. Carl Ott Würzburg vom 23. Mai 1910

1876 bis 1945

Im Jahr 1876 kam Carl Ott (* 1853; † 1929) mit seiner Frau Christine, geb. Keller (* 1852; † 1925) nach Würzburg und gründete die Firma „Friedr. Carl Ott“. Anfänglich am Schmalzmarkt positioniert [1], folgte bald der Umzug an die Juliuspromenade in das Anwesen des einstigen Hofes zum Goldenen Löwen (auch fürstl. Salmsches Palais) [2], wo großzügige Geschäftsräume und Kellereien, sowie ein weitläufiges Betriebsgelände dem weiteren Wachstum der Firma entgegenkamen. Auch die wachsende Familie kam in dem Haus unter.

Bereits im Jahre 1887 hatte Carl Ott zusammen mit seinem Freund, dem Musiker, Komponisten und Musikalienhändler Alexander Ritter eine Reise nach Griechenland unternommen. [3] Für seine Verdienste um den Wiederaufbau des Weinbaus in Griechenland nach dem Verfall in der Türkenzeit seit den 1870er Jahren wurde Carl Ott zum Konsul von Griechenland ernannt.

Im Jahre 1904 übergab Carl Ott das Geschäft an seinen Sohn Fritz (* 12. November 1877 in Würzburg; † 24. Mai 1936 ebenda), der als Geschäftsmann erfolgreich war. Sein persönliches Interesse galt allerdings der Archäologie, weshalb er jede freie Minute zur Forschung an seinen Spezialgebiet, der Suche nach dem homerischen Ithaka nutzte. Seine Hypothese, dass die Heimat des Odysseus auf Korfu lag, konnte er auch durch eigene Ausgrabungen auf Korfu nicht beweisen. [4]

Als junger Mann war Fritz Ott zu Ausbildungszwecken in Griechenland. An vielen Stellen gab er dort neue Anregungen, erschloss neue Stätten der Weinkultur und kämpfte in Deutschland für die Güte des echten Griechenlandgewächs gegenüber geringwertigen billigen Aufgüssen aus getrockneten Rosinen. Auch er wurde zum Konsul von Griechenland ernannt. Er engagierte sich in der „Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften an der Universität Würzburg“ (später Universitätsbund Würzburg), im Sophienschulverein und der Evangelischen Gemeinde. Fritz Ott führte das Geschäft erfolgreich bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1936.

Nach 1945

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde das Anwesen in der Juliuspromenade 66 zerstört. Bis zum Bau der Deutschen Bank im Jahre 1966 prägte das Ruinengrundstück mit dem kleinen provisorischen Häuschen, in dem sich der „Kleinverkauf“ der Firma Friedr. Carl Ott befand, das Gesicht der Juliuspromenade. Nach dem Abriss des Häuschens wurde der „Kleinverkauf“ in die Sterngasse verlegt. Bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Brüder Eberhard und Werner Ott mit dem Wiederaufbau der Firma am Franziskanerplatz [5] sowie in der Domerschulstraße 9 [6] begonnen und den Hauptsitz dorthin verlegt.

Werner Ott (* 4. Juli 1911 in Würzburg; † 3. August 1971 ebenda) wurde wie sein Vater zum Konsul von Griechenland ernannt und kümmerte sich in der Wirtschaftswunderzeit besonders um die zahlreichen griechischen Gastarbeiter in der Region. 1970 wurde das Betriebsgelände in der Domerschulstraße 9 an der Ecke zum Franziskanerplatz verkauft. [7] Von 1971 bis 1973 entstand dort ein Geschäfts- und Wohnhaus. [8] Die Kellereien der Weinhandlung zogen in den Keller der Alten Universität. Das Büro befand sich weiterhin am Franziskanerplatz 1 (heute Babett's Weinstube) und in der Franziskanergasse 5, wo auch das Griechische Konsulat angesiedelt war.

Nach dem plötzlichen Tod von Werner Ott 1971 führte Eberhard Ott (* 30. März 1913 in Würzburg; † 29. März 1993 auf der Insel Föhr) die Firma alleine weiter. Der Umzug der Firma in einen modernen Neubau in der Winterhäuser Straße im Stadtbezirk Heidingsfeld in Verbindung mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten zur Insolvenz und Auflösung der Firma im Jahre 1977. Damit war nach 101 Jahren die Geschichte der Weinhandlung zu Ende.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Fränkisches Volksblatt Nr. 234 vom 12. Oktober 1877: „Kaufmann Friedrich Carl Ott (am Schmalzmarkt) erhält Bewilligung zum Verschank von Liqueur.“
  2. Die Illustrierte Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe Nr. 2619 vom 9. September 1893 auf der S. 288 unter der Überschrift „Ein schätzbarer Wein“: „Eingeführt wird dieser Wein von der Firma Friedr. Carl Ott in Würzburg, Juliuspromenade 4½“
  3. Michael Hofmeister: „Alexander Ritter: Leben und Werk eines Komponisten zwischen Wagner und Strauss“, Dissertation an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main 2018, S. 357.
  4. Fritz Ott legte im Jahr 1934 eine Publikation „Korfu ist nicht Ithaka“ vor, die im Verlag Konrad Triltsch in Würzburg erschien.
  5. Würzburger Adreßbuch 1953. Verlag Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1952: „Franziskanerplatz: Ott, Friedrich, Carl & Co, Weingroßhandlung.“
  6. Würzburger Adreßbuch 1950. Verlag Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1949: „Domerschulstraße 9, Ott, Friedr. Carl & Co., Zweigkellerei.“
  7. Adreßbuch Stadt Würzburg und Umgebung 1970. Verlag Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1969: „Domerschulstraße 9, Ott, Friedr. Carl, & Co., Weingroßkellerei.“
       Adreßbuch Stadt Würzburg und Umgebung 1971. Verlag Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1970: „Domerschulstraße 9, Rhein-Main-Bauträger AG, Frankfurt a.M.“
  8. Auskunft Familie Alois Endres, Bau und Möbelschreinerei, Domerschulstraße 11 am 15. Dezember 2021.
  9. Eberhard Ott jun., Sohn von Werner Ott, ist per E-Mail erreichbar.
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