Waschschiffe

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Waschschiff am Oberen Mainkai (1953)

Mehr als zehn Waschschiffe, die seit dem Jahr 1900 an mehreren Plätzen am Würzburger Mainufer verankert waren, boten während des Sommerhalbjahres die Möglichkeit, Wäsche im weichen Mainwasser zu reinigen. Zum Trocknen der Wäsche konnten u.a. die Wiesenflächen an der Talavera und am Sanderrasen genutzt werden. Waschmaschinen in den Haushalten und die zunehmende Verschmutzung des Mainwassers in den 1960er Jahren führten zur Abschaffung der Würzburger Waschschiffe. Das letzte Schiff ist bis 1965 in Betrieb gewesen. [1]

Aufbau

Die Waschschiffe bestanden aus einem eisernen Rumpf, an dem sich beidseitig breite Ausleger mit Holzbrettern befanden. Darauf konnte die Wäsche eingeseift und mit Handbürsten geschrubbt werden. Gitter unterhalb der Ausleger sollten das Wegschwimmen von Kleidungsstücken verhindern. An hohen Rehlingen an den Schiffsenden sowie an den Stegen zu den Schiffen konnte die Wäsche zum Abtropfen aufgehängt werden. Die Schiffe hatten keinen Motor und waren mit dem Steg und mit Seilen am Ufer festgemacht.

Historische Abbildungen

Aufbewahrte Waschschiffe

Nach aktuellem Stand gibt es drei verbliebene Würzburger Waschschiffe, deren Schicksal bisher noch nicht geklärt ist.

Waschschiff im Bauhof

Anfangs hieß es von Seiten der Stadtverwaltung, dass lediglich ein städtisches Waschschiff aufbewahrt wurde. Dieses lag lange Zeit noch am Alten Kranen im Main und wird nun seit 2002 im Bauhof gelagert und „rostet (...) vor sich hin“. [1] Im Jahr 2004 wurden bei einer Kostenschätzung für eine Sanierung 13.000 Euro veranschlagt. [2] Aufgrund des fortschreitenden Korrosionsprozesses gab es 2012 eine erneute Kostenschätzung: Zwischen 101.000 und 125.000 Euro soll die Sanierung laut einem Gutachten von Schiffbauingenieur und Sachverständigen Klaus Steigerwald für das 12,5 Meter lange und (mit Auslegern) 3,8 Meter breite Schiff zu Buche schlagen. [3] Mehrere mögliche Ankerplätze wurden ins Auge gefasst:

Bürgermeister Georg Rosenthal favorisierte einen Liegeplatz am Oberen Mainkai, da dieser der „publikumsträchtigste Standort“ sei. [3] Ob das Schiff dann letztendlich im Wasser oder auf dem Lande ausgestellt wird, steht noch nicht fest. Im nächsten Schritt sollen Sponsoren gesammelt werden und mögliche Kosteneinsparungen analysiert werden.

Die Junge Union Würzburg lehnte unterdessen eine Sanierung des geschichtsträchtigen Schiffes aus Kostengründen ab. [4] Nach jüngsten Plänen soll statt dem Waschschiff im Bauhof das wesentlich besser erhaltene Waschschiff aus Eibelstadt saniert und als Denkmal ausgestellt werden.

Waschschiff im Gartenamt

Auf dem Gelände des städtischen Gartenamtes befindet sich ein weiteres Waschschiff. Dieses lag bis in die 1950er Jahre gegenüber der Naturheilinsel am Mainufer im Stadtbezirk Heidingsfeld. Das Schiff wurde nach Auskunft des Stadtratmitglieds Udo Feldinger in den 1990er Jahren sandgestrahlt und grundiert. Im Oktober 2012 wurde von der SPD-Fraktion ein Antrag im Stadtrat eingereicht, eine mögliche Sanierung des laut Feldinger weitaus besser erhaltenen Schiffes zu prüfen. Der Antrag wurde jedoch unter dem Gelächter verschiedener Stadtratmitglieder zurückgestellt. [5]

Waschschiff in Eibelstadt

Ein drittes Würzburger Waschschiff wurde Ende 2012 in Eibelstadt „gefunden“. Das Schiff liegt im Wasser und dient als provisorischer Bootssteg. Eigentümer ist der Wassersport-Club Eibelstadt, der das Boot wiederum zu angemessenen Konditionen der Stadt Würzburg veräußern würde. Anderenfalls würde das noch gut erhaltene Schiff in einem Schrott-Betrieb verwertet werden. Die Einnahmen sollen unabhängig von der Quelle (Schrotthändler / Stadt) für einen neuen Bootssteg verwendet werden. [6] Die Stadt Würzburg kaufte im Sommer 2013 das Waschschiff dem Wassersport-Club ab, um dieses Schiff letztendlich als Denkmal zu erhalten. [7] Bisherige Planungen der Stadtverwaltung sahen einen Standort an der Leonhard-Frank-Promenade vor, wobei das Schiff aus Kostengründen an Land und nicht im Wasser platziert werden soll. [8] Eine Abstimmung im Kulturausschuss bevorzugte mit acht zu sechs Stimmen einen Liegeplatz im Wasser. [9]

Zitat

„Ich erinnere mich, dass ich immer mit der Else zu den Waschschiffen am Main ging. Else sagte zu mir: „Paulchen, hier wird die Wäsche viel sauberer gewaschen (...) Das Wasser des Mains ist ganz weich“. Ich liebte die Waschschiffe. Ich kannte viele Waschfrauen, die dort auch ihre Wäsche wuschen. (...) Auf der Uferseite des Schiffes legten die Frauen die Wäschestücke auf ein besonders zu diesem Zwecke angebrachtes langes Brett und schrubbten dort die Wäsche mit Seife. Ihre Münder standen dabei nicht still.“

Sheraga Har-Gil: Alte Liebe rostet nie (2004) - Seite 80[10]

Kunstobjekt

Skulptur „Waschschiff“

An der Mainlände in Veitshöchheim stellt die Skulptur Waschschiff Waschfrauen in einem Waschschiff dar.

Quellen

  • Harald Zoepffel und Andreas Mettenleiter: Würzburg 1943 bis 1945 - Bilder aus einer versunkenen Zeit. Band 1, 2. Auflage. Akamedon Verlag, Pfaffenhofen 2010, S. 95 ff

Weblinks

Einzelnachweise

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