S. Seligsberger Ww.
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Das S. Seligsberger Ww. war ein Antiquitäten- und Möbelgeschäft am Johanniterplatz 2 im Stadtbezirk Altstadt.
Geschichte
Am Johanniterplatz 2 befand sich seit 1898 das große Antiquitäten- und Möbelgeschäft „S. Seligsberger Ww.“. Der Familienbetrieb war aus einem Altkleider- und Trödelgeschäft hervorgegangen, das Salomon Seligsberger 1864 nach der Zuwanderung aus Fuchsstadt am Schenkhof eröffnet hatte.
Vom Jahre 1880 ab wurden neben neuen und alten Möbeln besonders dem Erwerb und Verkauf von Antiquitäten erhöhtes Augenmerk zugewendet. Der hierzu gemietete Laden in der Wolfhartsgasse ermöglichte dort eine weitere Entwicklung. Nach dem Tod von Salomon Seligsberger 1888 richteten seine Witwe Berta und Tochter Ernestine das Geschäft neu aus und trafen mit ihrer Kompetenz und ihrem Sortiment an Antiquitäten und Möbeln den Nerv der Zeit. Der Erfolg brachte der Familie Wohlstand und Ansehen. 1898 konnte das Haus am Johanniterplatz erworben werden, das nach erfolgtem Umbau dem Unternehmen die Gelegenheit zu weiterer Entfaltung gab. 1905 übernahmen die Geschwister Ernestine, Simon und Sigmund die Geschäftsleitung. Regional und überregional verkauften sie antike und moderne Möbel, Standardware und hochwertige Maßanfertigungen aus regionaler Produktion. Das Antiquitätengeschäft erlangte einen deutschlandweiten und internationalen Ruf. Der heute noch erhaltene größte Bestand an Objekten aus dem Hause Seligsberger befindet sich im Museum für Franken.
Doch die Familie sammelte auch selber, Kunstobjekte im bürgerlichen Stil der Zeit sowie Judaica. [1] Die nahmen sie nach der Arisierung der Firma 1937 auf ihrer Flucht in die Niederlande mit. Sigmund und seine Frau Sara wurden 1943 von dort deportiert und in Sobibor ermordet. Auch ihre beiden Söhne überlebten nicht. Sigmunds Bruder Simon starb bereits 1931, seine Schwester Ernestine 1939 in Würzburg. Beide hatten keine Kinder.
Den Verwandten in den Niederlanden, Nachkommen ihrer Schwester Katilie, gelang jedoch zum größten Teil das Überleben. Auch die Geschwister von Sara aus der Familie Wolff, von denen viele in Würzburg wohnten, schafften es rechtzeitig in die Emigration. Nachkommen von ihnen überleben verstreut über die Welt. Die Judaica-Sammlung Sigmund Seligsberger blieb bei Bekannten erhalten und befindet sich heute im Joods Historisch Museum Amsterdam.
Siehe auch
Quellen
- Arbeitskreis Stolpersteine Würzburg (www.stolpersteine-wuerzburg.de)
Literatur
- Rotraud Ries (Hrsg.), unter Mitwirkung von Nina Gaiser, Bettina Keß und Claudia Lichte: Seligsberger - Eine jüdische Familie und ihr Möbel- und Antiquitätenhaus. (Begleitpublikation zur Ausstellung im Johanna-Stahl-Zentrum und im Mainfränkischen Museum. 23.10.2015 - 18.3.2016), Würzburg 2015
Weblinks
- Internetseiten des Johanna-Stahl-Zentrums
- Main-Post: „Wohnkunst aus Würzburg“ (10. November 2015)
- Main-Post: „Mehr als die Geschichte eines Möbelgeschäfts“ (23. Oktober 2015)
- Main-Post: „Seligsberger: Einst die erste Adresse am Platz“ (4. September 2015)
- Main-Post: „Sigmund Seligsberger, Johanniterplatz 2 – ermordet 1943“ (5. September 2007)
- Main-Post: „Aus Holland in den Tod“ (5. Juni 2007)
- Lebenslauf von Sigmund Seligsberger auf der Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken der Universität Würzburg
Erläuterungen
- ↑ Als Judaica wird zum einen die handschriftliche oder gedruckte Literatur aller Sprachen und jeglicher Autorschaft (auch von Nichtjuden) bezeichnet, die sich mit dem Judentum (Kultur, Religion, Judaistik) oder jüdischen Themen beschäftigt. Zum anderen wird der Sammelbegriff verwendet für jüdische, meist antiquarische Schriften und Manuskripte, seltene jüdische kunsthandwerkliche Gegenstände sowie rituelle und sakrale Objekte (siehe auch: Sakrales Gerät). Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
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