Otto Fehrer

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Otto Fehrer

Otto Fehrer (* 1. Oktober 1912 in Gerbrunn; † 13. Februar 1994 in Würzburg) war FWG-Kommunalpolitiker und 1. Bürgermeister der Gemeinde Gerbrunn von 1956 bis 1978.

Leben und Wirken

Otto Fehrer wurde als Sohn eines Arbeiters geboren. Anfang 1932 war er Mitglied der Sturmabteilung (SA) geworden. Als Hitler am 30. Januar 1933 an die Macht kam, war er gerade 20 Jahre alt. Von der SA trat er wenig später in die Schutzstaffel (SS) über, die er aber 1934 wieder verließ. Am 1. April 1933 trat Fehrer in die NSDAP ein. Nach Kriegsdienst und Verwundung wurde er am 28. April 1948 entnazifiziert. [1] Für die Gemeindewahl 1956 wurde er von der FWG und CSU als Bürgermeisterkandidat nominiert.

NSDAP-Mitglied

Recherchen des promovierten Historikers Martin Finkenberger ergaben, dass Otto Fehrer offenbar eine größere Rolle im Nationalsozialismus (NS) spielte, als bisher bekannt. Darauf kam er, als er in einem Buch über Klara Oppenheimer, die seit 1918 in Würzburg als Kinderärztin praktiziert hat und als Jüdin 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, den Hinweis auf ein Dokument gefunden hat, dass Otto Fehrer, wie es darin heißt, „im Einvernehmen mit dem stellvertretenden Gauleiter“ Friedrich Kühnreich das Haus von Klara Oppenheimer erworben hat. Fehrer war, sieht man von einer kurzen Phase nach Kriegsbeginn 1939 in der Wehrmacht ab, während der ganzen NS-Zeit von 1933 bis Mai 1945 ein hauptberuflicher Parteifunktionär. Er begann bei der Deutschen Arbeitsfront – das war die Organisation, die sich aus dem beschlagnahmten Vermögen der zerschlagenen Gewerkschaften finanziert hat. 1938 wurde er in die Gauleitung der NSDAP befördert, wo er bis zum Leiter des Personalamtes aufstieg. Somit war er kein gewöhnliches NSDAP-Mitglied. Fehrer war einige Jahre Ortsgruppenleiter der NSDAP in Gerbrunn und seit 1938 hauptberuflich tätig im Apparat der Gauleitung der NSDAP in Mainfranken. Seine direkten Vorgesetzten waren der Gauleiter und dessen Stellvertreter. Das konterkariert auch seine Aussagen nach dem Krieg, in denen er versucht hat, sich als ein kleines Rädchen im großen Betrieb darzustellen. Das war er gerade nicht, im Gegenteil: Als Leiter des Personalamtes hatte Fehrer sogar eine Schlüsselposition inne.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand Fehrer den neuen politischen Verhältnissen noch längere Zeit ablehnend gegenüber. 1948 wurde er aus dem Internierungslager entlassen und als „Mitläufer“ entnazifiziert. Dennoch hat er sich erst einmal in Kreisen bewegt, in denen sich ehemalige Parteigänger und lokale Funktionäre der Nazis gesammelt haben. Das war die Sozialistische Reichspartei (SRP), die 1949 gegründet worden ist. [2] Als sie 1952 verboten wurde, fand bei Fehrer eine Hausdurchsuchung statt. Denn nach Ansicht der amerikanischen Sicherheitskräfte, die diese Netzwerke aufmerksam beobachteten, war er einer der maßgeblichen Akteure der SRP in Würzburg. [3]

Bürgermeister von Gerbrunn

Otto Fehrer wurde 1956 mit einem Stimmenanteil von 75 % zum 1. Bürgermeister gewählt. Sein Mitbewerber Ernst Schedel erhielt 25 %. Bei den folgenden Wahlen wurde kein Gegenkandidat aufgestellt.

Die Arbeit des Gemeinderats von Gerbrunn war während seiner Amtszeit von der Persönlichkeit des Bürgermeisters geprägt; es gab selten Widerspruch, und wenn, dann entzündete er sich an Kleinigkeiten. Alle verspürten, dass hier Sachkenntnis und Weitblick in Verbindung mit dem Willen zur Kooperation am Werke waren. Eine Einheit waren die 22 Jahre seiner Amtszeit auch deswegen, weil die Zusammensetzung des Gemeinderats sich nur wenig änderte. In diesen 22 Jahren wurde die Entwicklung der Gemeinde zu einem gewissen Abschluss gebracht: Neue Baugebiete schlossen sich nach allen Seiten, soweit es die Topografie zuließ, an das Altdorf an, nachdem die Infrastruktur (Straßen- und Kanalbau, Wasserversorgung) durchgeführt worden war.

In seine Amtszeit fielen die Differenzen um das Wohngebiet Roßsteige und die Entscheidung zum Bau der Mehrzweckhalle. Am 30. April 1978 trat Fehrer in den Ruhestand.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 4. Februar 1977: Kommunale Verdienstmedaille in Silber
  • Die Abwesenheit von Bürgermeister Fehrer (Jahresurlaub) benutzte der Gemeinderat von Gerbrunn, diesen am 13. Februar 1978 zum Ehrenbürger zu ernennen. Im Rahmen seiner 22jährigen Tätigkeit als 1. Bürgermeister der Gemeinde Gerbrunn hatte sich Otto Fehrer auf dem Gebiet der kommunalen Selbstverwaltung besondere Verdienste erworben.

Letzte Ruhestätte

Ruhestätte von Otto Fehrer im Alten Friedhof in Gerbrunn

Otto Fehrer wurde im Familiengrab im Alten Friedhof in Gerbrunn beigesetzt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Georg Palitza: Gerbrunn - Chronik und Heimatbuch. Hrsg.: Gemeinde Gerbrunn, 1991, S. 225 ff., 317
  • Gemeinde Gerbrunn

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. „Weil er sich nichts zuschulden kommen ließ, Gewaltmaßnahmen ablehnte und sich eines guten Ansehens erfreute, ist er in die Gruppe 4 der Mitläufer zu überführen“, heißt es im „Spruchbescheid“.
  2. Die Sozialistische Reichspartei (SRP), seltener Sozialistische Reichspartei Deutschlands (SRPD), war eine nationalsozialistisch ausgerichtete politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland, die sich selbst in der Tradition der NSDAP sah. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  3. Main-Post: „Neue Enthüllungen über Otto Fehrer: NS-Vergangenheit des Gerbrunner Ehrenbürgers aufgedeckt“ (8. Juni 2024)
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