Horabrünnlein
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Das Horabrünnlein (auch: Horabrünnle, Horaquelle) war eine Quellfassung mit zwei großen Pappeln im Bereich der nördlichen Mergentheimer Straße bzw. Maria-Theresia-Promenade im Stadtbezirk Steinbachtal.
Lage
Das Brünnlein befand sich gegenüber der Mergentheimer Straße 40 zwischen einstigem Hügelsbad und dem ehemaligen städtischen Freibad. Später entstand etwa dort das Schwimmzentrum des SV 05 im Haus des Sports, heute wiederum eine Neubauwohnanlage in moderner Architektur. Die Quelle war Teil der Maria-Theresia-Anlage, welche als Promenade die Löwenbrücke mit dem Beginn des Steinbachtals verband.
Namensgebung
Der Name wurde vielfach darauf zurückgeführt, dass Mönche des Andreasklosters (später Benediktinerkloster St. Burkard) am Main vom Kloster in der Leistenstraße in Richtung Steinbachtal liefen und an dem Brünnlein feierlich ihr gemeinschaftliches Gebet - die hora - sprachen. Wahrscheinlicher ist jedoch die Ableitung des Namens aufgrund der geographischen Gegebenheiten: Das althochdeutsche Wort „hor“ bedeutet „Schmutz“, „Schlamm“ und spielt darauf an, dass das Gebiet rund um die Horaquelle sehr sumpfig war. Das Gelände wurde deshalb auch als „Horagarten“ bezeichnet.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung des Brunnens erlangt durchaus eine gewisse historische Bedeutung: Zur Zeit von Kaiser Karl dem Großen gab es Streitigkeiten zwischen Heidingsfeld und Würzburg bezüglich des Grenzverlaufes zwischen den Gemarkungen. Der Kaiser gab 779 deshalb die Würzburger Markbeschreibung in Auftrag, die den genauen Verlauf der Grenze absteckte. Ein Auszug aus der Beschreibung lautet „(...) in mittan Moin und zen den Brunnon, so dar westerunhalb Moines, uf in Brunnenberg (...)“, [1] wobei mit Brunnenberg der heutige Nikolausberg gemeint ist. [2]
Das Wasser des Horabrünnlein kam aus dem Nikolausberg, dessen Hänge anfangs noch hauptsächlich von Weinbergen geprägt waren (siehe Käppele). Das Horabrünnlein war Jahrhunderte lang ein recht unangenehmes Verkehrshindernis, denn das Wasser floss aus den Weinbergsmauern auf die Mergentheimer Straße und riss große Wasserlöcher und Pfützen in den Weg. In den 1820er Jahren befestigte man die Straße und leitete das Wasser unter der Straße weg. Die eigentliche Quellfassung, an der das Wasser dann zu Tage trat, wurde damit östlich gen Main verlegt. In dieser Zeit wurden auch zwei Pappeln gepflanzt, die im Laufe der Jahre zu mächtigen Bäumen heranwuchsen. Mit der Schaffung der Maria-Theresia-Promenade (die Benennung erfolgte 1914) wurde die Fassung 1908 nochmals in Richtung Main verlegt.
Mit der zunehmenden Bebauung des Nikolausberges entlang der Mergentheimer Straße wurde auch die Quellschüttung immer geringer, in den 1960er Jahren floss deshalb lediglich noch nach langen Regenperioden oder Starkregenereignissen Wasser aus dem Brünnlein. Bei den Bauarbeiten für das Schwimmzentrum im Haus des Sports wurden die Pappeln gefällt und die Brunneneinfassung abgebaut.
Heutige Situation
Heute befindet sich die Neubauwohnanlage „Wohnen am Main“ mit mehreren Eigentumswohnungen am früheren Standort.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 275
- Main-Post: „Wer kennt noch das Horabrünnlein?“ (10. April 1961)
- Horabrünnlein im BayernAtlas: Uraufnahme und 1964
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Friedrich Anton Reuß: „Aelteste Urkunde über den Umfang der Würzburger Stadtmarkung“ Thein, Würzburg 1838
- ↑ Die Würzburger Markbeschreibungen in Topographia Franconiae stimmen mit der hier gegebenen Zuordnung nicht überein.
Kartenausschnitt
Markierung: Uraufnahme im BayernAtlas (westlich) und Karte von 1964 (östlich)