Wasserschloss Rottendorf

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Wasserschloss Rottendorf (Südwestansicht)

Das Wasserschloss Rottendorf ist der einstige Schrautenbach'sche Amtssitz in der Pfarrgasse 4 in Rottendorf.

Baubeschreibung

Das spätmittelalterliche Gebäude ist ein zweigeschossiger verputzter Massivbau mit Wald- und Halbwalmdach aus dem Jahr 1533. Die umgebende Hofmauer aus Bruchsteinmauerwerk, der Graben und die Einfriedungsmauer sind ebenfalls spätmittelalterlich.

Außenbereich

Das ehemalige Wasserschlosses war ursprünglich mit einer Mauer befestigt und bis 1580 von einem Wassergraben umgeben. Ein kleiner Bach von der „Weeth“, einem kleinen Weiher mit Roßschwemme an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmals, führte in den Pfarrgarten. Über eine Zugbrücke im Westen, die nicht mehr erhalten ist, und den bestehenden Torbogen gelangte man in den Hof des Schlösschens, das aus einem einzigen Gebäude in der Größe des heutigen Hauses bestand. Im Hof befand sich ein kleiner Garten, das durch eine Mauer gegen den Wassergraben nach Norden hin abgeschlossen war. Eine heute nicht mehr sichtbare Schießscharte in der Hofmauer belegt den wehrhaften Charakter der Anlage.

Geschichte

Schrautenbach'scher Amtssitz

Ehemaliger Schrautenbach'scher Amtssitz (Südostansicht)

Das ehemalige Wasserschloss zählt mit dem Fronhof zu den ältesten Gebäuden Rottendorfs und wurde vor 1500 errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1530, als das Schloss als Verwaltungszentrum landwirtschaftlicher Güter diente. Eigentümer der Burganlage war Balthasar Schrautenbach aus Karlstadt, der spätere Rentmeister, Amtmann und Hauptratgeber des Landgrafen Philipp von Hessen. Seine sechs Söhne verkauften im Jahr 1530 die „Wasserbehausung“ nach dem Tod ihres Vaters an Endres Büttner, dem Schultheiß von Heidingsfeld.

Stift Haug als Eigentümer

Wappen von Lamprecht von Bibra am Eingang des Schlosses

Zwischen 1530 und 1540 wechselten die Besitzer des Schlosses und die zugehörigen Güter häufig, wozu das spannungsreiche Verhältnis zur Stift Haug’schen Ortsherrschaft beitrug. Der Kanzler im Bischöflichen Ordinariat Dr. Marsilius Prenninger verkaufte im Streit mit dem Stiftspropst um den Fronhof 1533 seinen Besitz an Lamprecht von Bibra, dessen Wappenstein am Eingang des Schlosses noch heute zu sehen ist. Es folgten als weitere Eigentümer Anselm von Eltershofen, Amtmann von Lauda 1534 und Karl von Schaumburg zu Münnerstadt, ehe 1540 Philipp Suppan, der Stiftsdechant von Stift Haug alle Besitzungen einschließlich Schloss übernahm und sich die Rechte über Hoheit, Vogtei und Gericht sicherte.

Katholisches Pfarrhaus

Ursprünglich befand sich das Pfarrhaus neben der Kirche. Als das Gebäude baufällig geworden war, verkaufte Stift Haug um 1500 das Pfarrhaus. Der neue Besitzer errichtete nach Abriss des Hauses einen Bauernhof. Von nun an wohnten die Pfarrer in Würzburg und mussten zu Fuß nach Rottendorf gehen, um ihre seelsorgerischen Pflichten zu erfüllen. Mit Amtseinführung von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn im Jahre 1573 wurde der Seelsorge und ihrer Verbesserung ein wichtiger Stellenwert eingeräumt. Um 1583 wurde in den Sitzungen des Stiftskapitels mehrfach nach Lösungen gesucht, um die Wohnsituation der für Rottendorf zuständigen Pfarrer, die auch noch die Filialgemeinden Effeldorf und Lengfeld betreuten, zu verbessern. Auf Grund des mühsamen Fußmarsches, gab es einen häufigen Wechsel von Seelsorgern, der dem Pfarreileben nicht zuträglich war. Schließlich wurde am 19. März 1585 entschieden, das Wasserschloss als Pfarrhaus zu verwenden. Auf Grund der Feuchtigkeit im Erdgeschoss konnte der Pfarrer nur den ersten Stock bewohnen. Im Parterre wurde auf Bitte des Pfarrers 1649 ein Hühner- und Schweinestall untergebracht. Hundert Jahre später wurde ein Stall für eine Kuh einschließlich Lagerplatz für Heu im Erdgeschoss eingerichtet.

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der „Untere See“ trocken gelegt und „jener Graben samt der Brücken“, der das „Schlößlein“ umgab, war „abgethan worden“ d.h. der Burggraben wurde eingeebnet.

Im Zuge der Säkularisation gelangte das Pfarrhaus 1803 zum Königreich Bayern und hieß ab 1814 „Königliches Pfarrhaus“. Gründliche Renovierungen folgten und 1860 wurde ein Nebengebäude für die Stallungen errichtet, um auch das Parterre bewohnbar zu machen. Trotzdem klagten die Pfarrer immer wieder über den schlechten Bauzustand. 1881 wurde die katholische Kirche trotz geringer Begeisterung ihrerseits wieder Eigentümerin, nachdem der Staat ihr das Pfarrhaus geschenkt und eine Ablösesumme von 5.300 Mark gezahlt hatte.

Bevor Pfarrer Siegfried Vogt die Pfarrei in Rottendorf übernahm, wurde das Pfarrhaus 1973 erneut gründlich instandgesetzt und eine Zentralheizung installiert. Eine weitere Sanierung erfolgte 1993 in Abstimmung mit dem Denkmalamt, als Arnold Seipel die Pfarrstelle antrat.

Nach dem Erwerb eines Grundstückes in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche durch die Gemeinde und dem Abbruch der dort stehenden Gebäude im Jahr 2004, ergaben sich für die katholische Pfarrei endlich neue Perspektiven für die Errichtung eines Pfarrzentrums direkt neben der Kirche St. Vitus, mit Räumlichkeiten, die den heutigen Ansprüchen in Bezug auf Seelsorge und Verwaltung gerecht werden.

Schließlich kam es 2006 zwischen Pfarrei und Gemeinde zu einem Tauschgeschäft: Die Gemeinde Rottendorf kaufte das denkmalgeschützte Wasserschloss mit seinem über 4.300 m² großen Grundstück von der Katholischen Pfarrpfründestiftung, um das Areal zukünftig für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und veräußerte gleichzeitig eine Teilfläche aus den Grundstücken in der Kirch-, bzw. Obertorstraße für den Neubau eines Pfarrzentrums.

Heutige Nutzung

Nach der Grundsteinlegung im Jahr 2012 wurde das Wasserschloss saniert und bis 2013 umgebaut und erweitert zu einer Bücherei mit Lesecafé und Mehrzwecksaal für gemeinschaftliche Veranstaltungen und Trauungen. Der Außenbereich wurde als Bürgergarten mit Rundweg entlang der Einfriedungsmauer gestaltet, der zum Verweilen an dem Seerosenbecken im Süden oder zu Theatervorstellungen auf der stationären Bühne an der Nordseite des inneren Mauerrings mit gegenüberliegenden Sitzrängen einlädt. Bauherr war die Gemeinde Rottendorf.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

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