Dietricher Spital

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Links im Bild Standort des ehemaligen Spitals
Das Portal des ehemaligen Spitals

Das Dietricher Spital (St. Dietrich-Spital, ursprünglich St. Egidius-Spital) war eine von etwa 1140 bis 1804 bestehende soziale Einrichtung. [1] Das erstmals 1144 urkundlich fassbare Spital befand sich zwischen der Blasiusgasse und dem heutigem Marktplatz und bestand aus den Häusern Nr. 20, 22, 24, 26, 28, 36 und 38.

Geschichte

Über das Dietricher Spital findet sich keine besondere Stiftungsurkunde; es scheint vielmehr nach und nach durch einzelne Beträge und durch die Strafen entstanden zu sein, die die Domherren wegen versäumter Gottesdienste bezahlen mussten. Gegründet wurde es wahrscheinlich von einem Dompropst Otto von Estenfeld 1140. Bischof Embricho (1127-1146) schenkte dem Dompropst zur Erbauung des Hospitals am Judenmarkt (heute: Marktplatz) ein Grundstück und wandte dem Spital weitere Liegenschaften zur Vermögensverbesserung zu. Er legte fest, dass sich der Domdekan und das Domkapitel gemeinsam um das Spital sorgen sollten. Für 1184 ist eine Namensnennung belegt: Hospitale sancti Egidii (St.-Ägidius-Spital), seit 1211 bzw. 1218 wird vom Domus sancti Egidii et beati Theoderici bzw. Hospitale sancti Egidii et sancti Theoderici gesprochen, es gab also ein Doppelpatrozinium. [2] [3]

Das Spital war bestimmt zur Bewirtung von Pilgern und später auch zur Aufnahme und Verpflegung von Kranken und weniger betuchtem Personal aus der Dienerschaft der Domherren. [4] Die Aufnahmekriterien für Kranke waren sehr streng. Kranke, die an der „Lustseuche“ litten, wurden ausgewiesen, auch wenn sie Domherrndiener waren. Später wurde das Spital in ein Pfründehaus verwandelt. Die Pfründeordnung sah vor, den Pfründern statt Naturalverpflegung ein Kostgeld zu reichen. 1575 wollte man den veralteten Spitalbau durch einen neuen ersetzen, musste aber wegen Geldmangels darauf verzichten. 1606 verordnete Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 - 1617) in seiner „Almosenordung“, dass das Spital als „Viertelhof“ dazu benützt werde, das Almosen für die Armen der Stadt aufzubewahren.

Als die Baufälligkeit des Gebäudes soweit fortgeschritten war, dass man die Pfründner nicht mehr darin unterbringen konnte, wurde in den Jahren 1670 bis 1672 ein neues Spitalgebäude samt Kapelle nach den Plänen des Domkapitelbaumeisters Michael Kaut, die Antonio Petrini verbessert hatte, errichtet. [5] Der Gebäudekomplex am Oberen Markt wurde in den Jahren 1725 bis 1727 durch Georg Bayer nach Plänen von Balthasar Neumann erbaut. Das Portal schmücken die Wappen des Dompropsts Johann Philipp Fuchs von Dornheim (links) und des Domdekans Johann Veit Freiherr von Würtzburg (rechts). Das Gebäude befand sich bis zur Säkularisation in der Hand des Domkapitels. Es ging dann an das Damenstift zur Hl. Anna über und diese verkauften es am 11. Juli 1804 an einen privaten Interessenten. Später wurden Umbauten vorgenommen, die im Haus Nr. 38 gestandene Kapelle wurde profaniert und das Anwesen in mehreren Teilen weiter veräußert.

Baubeschreibung

Der Balthasar-Neumann-Komplex an der Nordseite des Komplexes ist ein dreieinhalbgeschossiger Mansardwalmdachbau mit Eckpilastern und Portaldurchfahrt in Ecklage im Stil des Barock realisiert. Der Nachkriegs-Wiederaufbau zwischen 1948 und 1950 verarbeitete die Reste des kriegszerstörten Gebäudekomplexes.

Die lange, dem Unteren Marktplatz zugekehrte Fassade des Westflügels war eine ausgesprochene Petrini-Schöpfung. Im Erdgeschoss eng aneinandergereihte Auslagen (ursprünglich), mit Keilsteinmasken, abwechselnd von Dreiecks- und Segmentgiebeln überdacht. Im ersten Obergeschoss wechselten die Fensterverdachungen im Dreieck und im Segmentbogen. Im zweiten Obergeschoss befanden sich gerade Verdachungen. Der ausgebrannte Antonio-Petrini-Komplex am Unteren Markt wurde nach dem Krieg komplett abgerissen.

Gebäudenutzung

Seit 1810 ist im Haus Nr. 36 die Engel-Apotheke ansässig. 1895 zog die Firma Deppisch in den zum Kürschnerhof gelegenen Gebäudeteil (heute K+L Ruppert). [6]

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Hinweise und Einzelnachweise

  1. Das Wort „Spital“ leitet sich (wie „Hospiz“ und „Hotel“) von lateinisch hospitalis (′gastlich′) ab
  2. Peter Kolb: Das Spital- und Gesundheitswesen. in: Geschichte der Stadt Würzburg. Band I. Von den Anfängen bis zum Ausbruch der Bauernkriegs. Hrsg.: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2001, S. 386-409, S. 388 f.
  3. Meïr Wiener: Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters, Band 4, 1862, S. 108
  4. Karlheinz Bartels: Die Würzburger Pharmakopöen, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 25 (2006), S. 75-112, S. 93
  5. Peter Kolb: Das Spital- und Gesundheitswesen. in: Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg.: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 540-568, S. 548 f., ISBN: 3-8062-1477-8
  6. 950 Jahre Kiliani-Messe-Würzburg. Hrsg.: Heinrich Blezinger für den Verein zur Förderung von Museen und Volksfesten e.V. Würzburg 1980

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