Staustufe Würzburg

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Schleuse an der Alten Mainbrücke
Großschleuse (im Vordergrund) und Kleinschleuse (Bildmitte)
Schleusenwärterhaus Würzburg
Die „Forelle“ in der Schleuse (Mitte 1950er Jahre)

Die Staustufe Würzburg ist eine Doppelschleuse mit Wehranlage unmittelbar an der Alten Mainbrücke in Würzburg. Die Schleuse wurde 1954 in Betrieb genommen und hat eine Fallhöhe von 2,75 Metern, d. h. die Schiffe überwinden in ihr diesen Höhenunterschied. Die Schleusenkammer ist 300 Meter lang und 12 Meter breit. [1] Gerade von der Alten Mainbrücke aus lässt sich die Funktionsweise der Schleuse sehr gut nachvollziehen.

Großschleuse

In der Würzburger Schleuse befinden sich am oberen Ende, hin zum Oberwasser, ein Drehsegmenttor. Dieses lässt sich auch gegen den Wasserdruck und entgegen der Fließrichtung des Mains öffnen bzw. schließen. Das spezielle und vor allem kostenintensive Tor war 1954 beim Bau der Staustufe Würzburg notwendig, da der Abflussquerschnitt (Gedachter Querschnitt durch den Main senkrecht zur Fließrichtung) sehr schmal war und durch die Felssohle bzw. das Felsufer des Mains (Muschelkalk), sowie durch die Bebauung (Mainviertel) praktisch kaum veränderbar war (und ist). Das Drehsegmenttor kann aufgrund seiner Bauweise auch zur Hochwasserregulierung eingesetzt werden, was bei normalen Schwenktoren nicht möglich ist. Im Frühjahr 2014 wurde das Obertor zuletzt durch ein neues Tor ersetzt. [2] [3] Als Stoßschutz ist vor dem Tor ein Fangseil angebracht.

Am unteren Ende der Schleuse, zum ablaufenden Unterwasser, befindet sich ein Stemmtor. Die beiden unter Wasserdruck schließenden Tore sind geöffnet in der Schleusenwand bündig versenkt und stellen kein Hinderniss für die Schifffahrt da. Die Funktionsweise ist vergleichbar mit einem zweiflügligen Tor. Sie verschließen sich keilförmig und zeigen dabei leicht in Richtung Schleusenkammer. Dadurch werden die Flügel bei anstehendem Wasser am Stoß aneinander gepresst, was für eine gute Abdichtung sorgt, und das Tor bleibt von selbst zuverlässig geschlossen, solange die Wasserspiegel vor und hinter dem Tor beim Befüllen oder Entleeren der Schleusenkammer nicht ausgeglichen sind. [4] Zum Öffnen ist bei aus der Kammer abgelassenem Wasser kaum Kraft nötig.

Das Wasser wird über sogenannte Grundlaufschützen bzw. Grundlaufkanäle (unsichtbares Rohrsystem in der Sohle der Schleusenkammer) in die bzw. aus der Kammer gelassen. Dies geschieht ohne Pumpen nur mit Hilfe des Wasserdrucks auf Grund des Höhenunterschieds.

Historische Abbildungen vom Bau der Staustufe

Kleinschleuse

Neben der Großschleuse befindet sich zur Flussmitte hin angeordnet noch eine ältere Kleinschleuse mit einer Schleusenkammer von 55 auf 10,5 Metern. Diese wurde zwischen 1891 und 1893 von der Königlichen Baubehörde für die Schifffahrt mit großem Aufwand (bedingt durch den Muschelkalk) gebaut, konnte von Schiffen bis 600 Tonnen Tragkraft benutzt werden und wird gegenwärtig aber nicht mehr genutzt. Die alten Holztore sind in einem altersbedingt schlechten Zustand und wurden für einen Wasseraustausch teilweise mit Öffnungen versehen. Im Oberwasser der Schleusenkammer wurde eine feste Spundwand installiert, das eigentliche Schleusentor ist damit funktionslos geworden. Die Kleinschleuse sollte den Umweg über den bis dahin noch existierenden Umlaufkanal vermeiden.

Wehranlage

Die Wehranlage setzt sich gegenwärtig aus einem Streichwehr und zwei Fischbauchklappen an den Bögen der Alten Mainbrücke zusammen:

  • Das Streichwehr [5] wurde im Frühjahr 1644 gemeinsam mit der Unteren Mainmühle errichtet. Es war etwa 315 Meter lang, führte zum rechtsmainisch gesehen dritten Brückenpfeiler und staute den Main ursprünglich um 1,20 Meter. Da das Streichwehr 1890/1891 zu Gunsten eines Trommelwehrs zum vierten Brückenpfeiler verlegt wurde, hat das Wehr heute einen Knick. Das Streichwehr wurde in der Vergangenheit mehrfach durch bauliche Veränderungen erhöht, wobei die Kappe seit 1953 in Stein und Beton ausgeführt ist.
  • Die elektrisch gesteuerten Fischbauchklappen [6] befinden sich unter dem dritten und vierten Brückenbogen. Die beweglichen Segmente haben eine Breite von je 10,85 Meter. Die Fischbauchklappe unter dem dritten Brückenbogen ersetzte bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein Nadelwehr und wurde zuletzt 2015/2016 ausgetauscht. [7] Die Fischbauchklappe unter dem vierten Brückenbogen wurde 1970 eingebaut und ersetzte damals ein Trommelwehr.
► Ausführliche geschichtliche Entwicklung der Wehranlage siehe Untere Mainmühle: Streich- und Nadelwehr.

Bootsanlage

Für kleinere Boote gibt es am südlichen Ende des Streichwehrs eine Bootstreppe mit einer Breite von 5,50 Meter. Sportboote etc. müssen nach vorheriger Anmeldung mit in die Großschleuse einfahren, da es keine separate Schleuse dafür gibt.

Kraftwerk

Zur Energiegewinnung werden im rechtsmainischen Wasserkraftwerk Untere Mainmühle drei Kaplan-Turbinen mit je 50 m³ Durchfluss in der Sekunde betrieben. Die Anlage hat eine Ausbauleistung von 0,91 Megawatt. Das Kraftwerk wurde 1921/1922 gebaut und in den Jahren 1951/1952 bzw. zuletzt 1987/1988 modernisiert. Einer der ehemaligen und ausgetauschten Turbinenläufer aus dem Jahr 1923 ist heute unterhalb der Friedensbrücke, neben dem Heizkraftwerk ausgestellt.

Weblinks

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

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