Marmelsteiner Hof
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Der Marmelsteiner Hof zählt zu den ältesten Domherrnhöfen der Stadt.
Lage
Die Kurie Marmelstein lag in der Domerschulgasse, südlich der Abzweigung der Plattnersgasse. Nach Süden grenzte die Kurie Öttingen an, nach Westen die Vikarie und die Kurie Krautheim. In der Domerschulgasse gegenüber lag die Kurie Heideck, in der Plattnersgasse der Bruderhof.
Die alte Bezeichnung der Kurie war Distrikt III, Nr. 89 und 90 [1], die neue Domerschulstraße 2 und Plattnerstraße 16.
Geschichte
Den Namen könnte er nach Domkapitular Eberhard von Marmorstein in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten haben, der die Kurie bewohnt hat, allerdings scheint auch das Gegenteil denkbar. Hinter der Bezeichnung „Marmorstein“ kann auch die Verbindung zu einem Grenzstein vermutet werden, der den Immunitätsbezirk an der Stelle des Domherrnhofes markierte.
Das heutige, nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererstandene Gebäude wurde ursprünglich 1747 durch Balthasar Neumann im Auftrag von Dompropst Franz Konrad von Stadion und Thannhausen errichtet. Noch heute erinnert die Wappenkartusche auf dem Gesims über dem Portal (gefertigt von Lukas Anton van der Auwera), an den Bauherrn. Die heutige Kopie von 1940 zeigt das Wappen der Grafen von Stadion und Thannhausen.
Nach der Säkularisation wurde die Kurie im Jahre 1823 Wohnung des Dompropstes und Domdekans.
Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde auch der Marmelsteiner Hof zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde die Kurie als Wohnung für Bischof, Dompropst, Domdekan und andere Mitglieder des Domkapitals sowie als Ordinariatsgebäude benutzt. Seit 1961 findet die Kurie allein als Bischöfliches Ordinariat Verwendung. Im Marmelsteiner Hof wurde 1990 die Galerie „Marmelsteiner Kabinett“ eingerichtet.
Die ehemalige Kurie Marmelstein ist mit den Kurien Conti, Maßbach und Weinsberg der einzige Domherrnhof, der sich heute noch bzw. wieder in kirchlichem Besitz befindet.
Baubeschreibung
Die große dreiflügelige Anlage besitzt einen Innenhof, den ein Brunnenbecken mit barockem Wasserspeier ziert. Die repräsentative dreigeschossige Straßenfassade besteht aus 15 Achsen zwischen den beiden Lisenen [2]; das Obergeschoss ist mezzaninartig. [3] Die Segmentbogenfenster im Erdgeschoss sind vergittert, die Fenster in den oberen Geschossen besitzen einen geraden Sturz, die Umrahmungen sind mit bewegtem Profil, in gebrochenen Konturen und mit Keilsteinen.
In der Mitte der Hauptfassade befindet sich das Portal. Der Bau wird durch Gurtgesimse horizontal gegliedert. Die Ecke zwischen den Lisenen der Lang- und Schmalseite sind abgerundet. Der Bau trägt ein schlichtes Walmdach. Der zweigeschossige Seitentrakt in der Plattnerstraße ordnet sich dem Hauptbau unter. Er wird durch keine Gliederung eingefasst, auf das Gurtgesims ist gänzlich verzichtet worden.
- ► Eine detaillierte Baubeschreibung der Kurie Marmelstein ist dem Buch von Jörg Lusin (siehe Abschnitt „Quellen und Literatur“) zu entnehmen.
Marmelsteiner Kabinett
Die bundesweit erste diözesaneigene Galerie wurde am 31. August 1990 durch Bischof Paul Werner Scheele eröffnet. Sie zeigte 10 Jahre lang wechselnde Ausstellungen in den Räumen im Erdgeschoss des Marmelsteiner Hofs. Unter anderem waren folgende Ausstellungen zu sehen [4]:
- Auferstehung: Werke von 17 Fränkischen Künstlern zum Thema Auferstehung. (31. August bis 28. September 1990)
- Unausweichlich: Werke der Künstler Manfred Billinger und Merve Giehl. (12. Januar - 3. Februar 1991)
- Schätze aus dem Würzburger Dom (22. Mai - 12. Juli 1992)
- Mensch Maria: Arbeiten fränkischer Künstler (12. September - 1. November 1992)
- Jakobus in Franken (21. November 1992 - 17. Januar 1993)
- Maria-Hilf: ein Cranach-Bild und seine Wirkung [5]. (23. September bis 20. November 1994)
Dokumentiert wurden die Ausstellungen in der Katalogreihe Marmelsteiner Kabinett.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-92
- Max Hermann von Freeden: Balthasar Neumann als Stadtbaumeister. Kunstwissenschaftliche Studien Band XX, Deutscher Kunstverlag Berlin 1937, S. 103 ff. (Stadtbücherei Würzburg Drm Neu)
- Jörg Lusin: Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe. Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V./Würzburger Diözesangeschichtsverein 1984, S. 129 ff. (Stadtbücherei Würzburg Drk 1 Lus)
- Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Band XII, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, Würzburg 1915, S. 580 f.
- Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg. Mainfränkische Studien Band 30. Würzburg 1982, S. 32 f.
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
- ↑ Die Lisene (von frz. lisière „Saum“, „Rand“‚ „Kante“), auch Mauerblende, ist im Bauwesen eine schmale und leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Ein Mezzanin (von ital. mezzo = halb) ist ein Halb- oder Zwischengeschoss eines mehrstöckigen Gebäudes. Nähere Informationen bei Wikipedia [2]
- ↑ Chronik der Stadt Würzburg 1989-1992. Hrsg.: Stadtarchiv Würzburg. Schöningh, Würzburg 1996.
- ↑ Maria-Hilf: ein Cranach-Bild und seine Wirkung; Ausstellung der Diözese Würzburg; Katalog zur Ausstellung des Kunstreferates der Diözese Würzburg im Marmelsteiner Kabinett, Würzburg vom 23. September bis 20. November 1994 (Nr. 13). Hrsg. Jürgen Lenssen, Diözese Würzburg 1994, 120 S.