Karl Simon
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Karl (Kallmann) Simon (* 4. Juli 1873 in Eberstadt; † 2. Juli 1941 in Los Angeles) war ein jüdischer Würzburger Kaufmann.
Leben und Wirken
Karl Simon stammte aus der Familie Feist und Ester Simon in der südhessischen Gemeinde Eberstadt bei Darmstadt. Nach einer höheren Schulausbildung meldete er sich freiwillig zum Wehrdienst (Einjährig-Freiwilliger [1]) und absolvierte danach eine kaufmännische Ausbildung.
Unternehmer in Würzburg
1901 zog Karl Simon von Eberstadt nach Würzburg und heiratete 1904 Minna Levinger. Kurz danach übernahm er das im Jahre 1888 gegründete kleine Textilwarengeschäft vom nichtjüdischen Vorbesitzer Wilhelm Zapff († 1895) in der Kaiserstraße 7, das er mit der Ehefrau, die als Prokuristin arbeitete, und dem Neffen Hermann Dahlerbruch führte und erweiterte. 1920 musste er das Ladenlokal im Geschäftshaus des Oskar Laredo räumen, da es der Besitzer anderweitig benötigte.
1919 war es Simon gelungen, das vierstöckige Wohn- und Geschäftshaus in der Kaiserstraße 1 zu erwerben, das um 1900 der Privatiere Theresia Meder, die im Erdgeschoss einen Laden betrieb, gehörte; ebenso erwarb er das Haus Nr. 3, dessen Besitzer ein Apotheker war. Schnell entwickelte sich das Kaufhaus zum größten Betrieb der Branche in Würzburg. Zunächst beauftragte Simon den Münchner Architekten Max Neumann mit kleineren Modernisierungen. Nachdem Simon auch von das vormalige Café Wittelsbach an der Juliuspromenade erworben hatte, konnte er 1921 gemeinsam mit Neumann einen Umbau angehen, der beide Anwesen zusammenführen sollte in im Erdgeschoss ein größeres, durchgehendes Ladengeschäft erlaubte.
1925 dachte Simon an eine erneute Fassadenmodernisierung, da die extrem konservativ historisierende Fassade kaum noch in die Kaiserstraße der 1920er Jahre passte. Bei dieser Gelegenheit sollte auch der zweite Stock zu Geschäftszwecken umgestaltet werden. Im Jahre 1927 übernahm Anton Josef Eckert die Pläne von Neumann und im Mai 1927 begannen die Arbeiten am Eckhaus an der Juliuspromenade, im Juli schließlich in der Kaiserstraße. Da allerdings die umfangreichen Umbaumaßnahmen im Innern tiefe Eingriffe in die Struktur mit sich brachten, konnten die Arbeiten erst 1928 zu Ende geführt werden.
In den 1930er Jahren stieg Karl Simons Sohn Fritz (1906-1988) zunächst als Prokurist, später als Teilhaber in den elterlichen Betrieb ein. Die Firma konnte zunächst den Umsatz auch nach 1933 halten, dank eines festen Kundenstammes in der Beamtenschaft und anderer kaufkräftiger Schichten sowie durch Ausweichen in das Versandgeschäft.
Soziales Engagement und Mitgliedschaften
Karl Simon erhielt 1906 das Bürgerrecht und Heimatrecht der Stadt Würzburg. Er war ab 1907/08 Mitglied in der „Frankenloge“ (B’nai B’rith [2]). Mit seiner Frau förderte er die Wohlfahrtsarbeit der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Würzburg. Der in der Würzburger Einzelhandelsorganisation aktive Geschäftsmann bezahlte seine Angestellten über Tarif. Er war Mitglied im Jüdischen Kulturbund Würzburg.
Ende des Unternehmens
Wachsender Verfolgungsdruck gegen das florierende Kaufhaus seitens der Gestapo-Stelle Würzburg und anderer, konkurrierender Würzburger Textilunternehmen erzwang ab August 1937 die Schließung des Unternehmens. Eine Arisierung der Firma wurde wegen des Überangebotes an Textilgeschäften abgelehnt. Die Konkurrenz verpflichtete sich, die nichtjüdischen Angestellten zu übernehmen, und verteilte den Warenbestand unter sich. Die Häuser Kaiserstraße 1 und 3 gingen im gleichen Jahr unter Wert an neue Besitzer. Mehrere kleine Geschäfte wurden im Haus ansässig. Nach kurzer Inhaftierung wegen des Versuches, das Geschäft doch noch zu verkaufen, emigrierte das Unternehmerehepaar im Februar 1939 nach Los Angeles in die USA, wo sich schon ihr Sohn aufhielt.
Lebensende in den USA
Karl Simon verstarb kurz vor seinem 68.Geburtstag in Los Angeles; er wurde wie seine Frau Minna und sein Sohn Fred Simon in Commerce bei Los Angeles beigesetzt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Karl Simon auf historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de
- Rainer Leng: Anton Josef Eckert (1875–1944). Ein Würzburger Architekt am Beginn des 20. Jahrhunderts. (Mainfränkische Hefte 114), Baunach 2014, S. 131 ff.
- Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. Schöningh, Würzburg 1989, S. 563
Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Einjährig-Freiwillige (EF) waren Wehrpflichtige mit höherem Schulabschluss (Obersekundareife), die nach freiwilliger Meldung einen Wehrdienst in einem Truppenteil ihrer Wahl als Präsenzdienst ableisteten. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ B’nai B’rith (hebräisch בני ברית; deutsch „Söhne des Bundes“), auch Bnai Brith oder im deutschsprachigen Raum bis zur Zeit des Nationalsozialismus Unabhängiger Orden Bne Briss (U.O.B.B.) oder Bnei Briß genannt, ist eine jüdische Organisation. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].