Jakob (Benno) Hirnheimer
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Dr. Jakob (Benno) Hirnheimer (geboren am 3. September 1897 in Greußenheim; ermordet 1944 in Minsk) war Lehrer in Höchberg und Würzburg.
Familiäre Zusammenhänge
Jakob Hirnheimer wurde als Sohn des Gemischt- und Stoffwarenhändlerehepaares Wolf Hirnheimer (* 6. November 1861 in Greußenheim, Hs.Nr. 137; heute: Würzburger Straße 6) und der Getta Hirnheimer, geb. Fuchs (* 30. April 1861 in Fuchsstadt) geboren.
Leben und Wirken in Greußenheim
In seiner Geburtsurkunde vom 3. September 1897 ist vermerkt, dass sein eigentlicher Name Jakob und nicht Benno ist. Deswegen lässt sich vermuten, dass Benno nur ein Rufname war. Am 2. Mai 1904 wurde er in die Greußenheimer Werktagsschule aufgenommen. Die ersten drei Jahre seiner Schulzeit verbrachte er in Greußenheim. Nach dem im Gemeindearchiv vorhandenen Schulzeugnis hatte er nur 1er und 2er in allen Noten. Der Lehrer vermerkte schon im ersten Jahr: Kann leicht mit den Schülern des 2. Jahrgangs arbeiten.
Wirken in Höchberg
Im Alter von 10 Jahren zog er mit seinen Eltern aus seinem Geburtsort Greußenheim nach Höchberg. Dort besuchte er die Präparandenschule Höchberg. Von 1914 bis 1917 besuchte er die Israelitische Lehrerbildungsanstalt (ILBA) in Würzburg - das bekannteste orthodoxe Lehrerseminar in Deutschland - und legte 1917 sein Examen als Volksschullehrer ab. Er erhielt sofort eine Anstellung an seiner alten Höchberger Schule. Dort unterrichtete er bis 1927. Von 1927 bis 1932 ließ er sich zu Studienzwecken vom Unterricht freistellen und studierte an den Universitäten München und Würzburg Mathematik. Er schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr.phil. ab. 1931 war seine Höchberger Schule aus finanziellen Gründen mit der Würzburger ILBA zusammengelegt worden. Hirnheimer wurde als hauptamtliche Lehrkraft und Studienrat an der ILBA übernommen.
Ein Schüler Hirnheimers war David Schuster, der später, von 1958 bis 1996, der jüdischen Gemeinde Würzburg vorstand. Die Familie lebte zunächst in der Annastraße 26. Nach dem Novemberpogrom 1938 zog sie in das israelitische Friedhofsgebäude (Haus des Friedhofverwalters) in der Faulenbergstraße o.Nr.; heute Werner-von-Siemens-Straße. Seit Frühjahr 1942 durften Juden nicht mehr in normalen Mietwohnungen oder Privathäusern wohnen. Die Familie versuchte vergeblich nach England und Palästina zu emigrieren.
Gesundheit
Jakob Hirnheimer litt an einer starken Rückgratverkrümmung. Er musste als Folge einer spinalen Kinderlähmung Schienen an beiden Beinen tragen; außerdem benötigte er einen Stützapparat für die Wirbelsäule. Sein Körperbau war bucklig und verwachsen, deswegen ging er schon bald am Stock.
Politisches Wirken
Während seiner Studienzeit war er von 1924 bis 1928 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). [1]
Tragisches Schicksal
Bei der fünften Judendeportation am 23. September 1942 wurde die gesamte Familie von Würzburg aus nach Theresienstadt (Deport.Nr. 513 bis 518) deportiert. Die Mutter Getta starb am 18. November 1942, die Tante Jetta am 28. Januar 1943; alle anderen kamen im Oktober 1944 in Auschwitz ums Leben.
Jakob Hirnheimer (Fotos: Staatsarchiv Würzburg GESTAPO Signatur)
Stolpersteine
Am 13. April 2007 wurden vor dem Anwesen Annastraße 26 Stolpersteine für die Familie Jakob (Benno) Hirnheimer zum Gedenken verlegt.
Siehe auch
- DenkOrt Deportationen Greußenheim
- Geschichte der jüdischen Gemeinde Greußenheim
- Jüdisches Dokumentationszentrum Höchberg
- Jüdischer Friedhof Würzburg
- Personen, die in Greußenheim geboren sind
Quellen und Literatur
- Karteikarte Hirnheimer, Gemeindearchiv Greußenheim zu Dr. Jakob Benno Hirnheimer
- Reinhold F. Seidl: Der 1. und 2. Weltkrieg, Versuch einer Kriegschronik über Personen und ihre Erlebnisse aus Greußenheim. 1986
- Staatsarchiv Würzburg, Gestapoakte 1604
- Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900 - 1945. (Veröffentlichungen des [[Stadtarchiv Würzburg)Stadtarchivs Würzburg), Hrsg.: Ulrich Wagner, Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1989, ISBN: 978-3-87717-762-4
- Roland Flade: Lehrer, Sportler, Zeitungsgründer. Die Höchberger Juden und die Israelitische Präparandenschule (Schriften des Stadtarchivs Würzburg, H. 12, 1988) S. 62-66, 108-112
- Schriften des Stadtarchivs Würzburg, H. 12, 1988, S.62-66, 108-112
- Gedenkbuch "Opfer der Verfolgung der Juden", hg. vom Bundesarchiv, 1986, Transl. Irene Ratsch), Die Höchberger Juden und die Israelitische Präparandenschule Höchberg
- Thomas Rützel: Die Geschichte der Juden in Greußenheim. Ein Beitrag zur Heimatforschung und zur Erinnerung. Verlag Religion & Kultur, Zell a. Main 2019, ISBN: 978-3-933891-34-1, S. 43-53
- Yad Vashem – The Central Database of Shoa Victims’ Names, Gedenkblatt http://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&s_lastName=hirnheimer&s_firstName=&s_place=wuerzburg&itemId=1454339&ind=9&winId=-3040157180879480686
Weblinks
- Hirnheimer, Jakob Benjamin Benno Beno auf bundesarchiv.de/gedenkbuch
- Dr. Benno Jakob Hirnheimer auf den Internetseiten der Stolpersteine Würzburg
- Synagoge Greußenheim auf alemannia-judaicoa.de
- Jüdisches Leben in Unterfranken