Gallus Jacob von Hollach
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Johann Gallus Jacob von Hollach [1] (* 1670 in Tauberbischofsheim; † um 1736) war Hofkammerdirektor des Fürstbischofs von Würzburg und finanzierte unfreiwillig den Bau der Residenz mit.
Leben und Wirken
Johann Gallus Jacob wurde im Jahr 1670 in Tauberbischofsheim als Sohn des Bürgers und Seilermeisters Johann Stefan Jacob geboren und am 16. Januar 1670 getauft. [2] Ab 1689 studierte er an der Universität Würzburg Logik. 1698 wird Jacob als Kammerdiener am würzburgischen Hof genannt. [3] 1699 wurde er von Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths zum Hofkammerrat ernannt. Am 25. April 1700 heiratete er durch die Ehe mit Maria Josepha Ganzhorn, Tochter des Hofkriegs- und Konsistorialrats Johann Wilhelm Ganzhorn, einem angesehenen und reich begüterten Stiftsbeamten, in eine der angesehensten fränkischen Beamtenfamilien ein. 1702 wird Gallus Jacob als „Cubicularius et Consiliarius“ des Fürstbischofs erwähnt. Im Jahre 1707 ernannte der Fürstbischof Gallus Jacob zum Hofkammerdirektor. Diese Stellung war in jener Zeit von großer Wichtigkeit. Seit 1701 standen Würzburger Bataillone als kaiserliche Subsidiartruppen im Kampf um das spanische Erbe [4]. Dabei hatte die Würzburger Hofkammer die Aufgabe, für die Ausrüstung, zeitweise auch für die Verpflegung der Mannschaft zu sorgen. Hinzu kam, dass sie in oft schwierigen Verhandlungen mit Wien auf die Bezahlung der fälligen Subsidiengelder [5] dringen. Hier lag das Hauptarbeitsgebiet des Gallus Jacob. Durch große Erfolge in diesen Geschäften erwarb der kluge und tüchtige Emporkömmling das Vertrauen des Fürstbischofs, wurde sein Privatkassier und erhielt 1709 den Titel „Geheimer Rat“.
Ehrung und Auszeichnung
Als Dank für die Vermittlung würzburgischer Truppen zur kaiserlichen Reichsarmee wurde er als Gallus Jacob von Hollach [6] 1717 durch Kaiser Karl VI. in den erblichen Adelsstand erhoben.
Unterschlagung und Vergleich
1711 stiftete er den linken Seitenaltar als Marienaltar in der Pfarrkirche St. Vitus in Veitshöchheim. Als Hofkämmerer bereicherte sich er sich ungeniert und gelangte so zu großem Reichtum. So ließ er 1714 den Hof Friedberg in der Bronnbachergasse errichten und war Besitzer des heutigen Bronnbach Wirtshaus. Da er seinen bischöflichen Herrn in den Dingen der weltlichen Verwaltung völlig beherrschte, war der Emporkömmling vielfach gehasst. Die damals durchaus übliche und geduldete Bestechlichkeit hatte Gallus Jacob zum eigenen Vorteil in größtem Umfang betrieben, und es war bekannt, dass ohne ansehnliche Geschenke nichts bei ihm zu erreichen war. Der Fürstbischof belohnte seine besonderen Dienste bereits 1716 mit einem Geldgeschenk von 10.000 Talern. Insbesondere waren die Domkapitulare erbost über die Herrschaft des in ihre Reihen eingedrungenen Emporkömmlings. Dieses kriminelle Tun wurde ihm zum Verhängnis als 1719 der Dompropst Johann Philipp Franz von Schönborn zum Fürstbischof gewählt wurde. Er entließ Gallus Jacob und setzte eine Kommission zur Untersuchung von dessen Amtsführung ein. Um einen Prozess zu entgehen, der mit Sicherheit viel belastendes Material ans Tageslicht gebracht hätte und ihn vielleicht den Kopf hätte kosten können, bot Gallus Jacob dem Fürstbischof immer höhere Geldsummen an. Mit einem Angebot von über 640.000 Gulden konnte er schließlich den Prozess abwenden. Johann Philipp Franz von Schönborn verzichtete auf eine Anklage, bestand aber auf eine Zahlung der Summe binnen eines halben Jahres. Diese enorme Summe (Der gesamte Jahreshaushalt des gesamten Hochstifts Würzburg belief sich damals auf etwa 750.000 Gulden!) wurde später Grundstock zur Baufinanzierung der Residenz.
Der gestürzte Gallus Jacob wandte sich dann nach Wien, wo er noch Freunde hatte und glaubte, auf Dankbarkeit rechnen zu können. Am Kaiserhof erhob er Klage gegen Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn wegen des Vermögens, das ihm mit Gewalt entrissen worden sei. Schönborn war entrüstet über diesen letzten Schachzug des Entthronten, der trotz langem Hin und Her erfolglos blieb. Nach Schönborns baldigem Tod im Jahre 1724 versuchte er durch Fürsprache des ihm verpflichteten Prinzen Eugen beim neuen Fürstbischof Christoph Franz von Hutten wieder in Würzburg zum Zuge zu kommen, aber auch Hutten zeigte ihm die kalte Schulter, war er doch zu Greiffenclaus Zeiten schon Domdekan gewesen und kannte die Günstlingswirtschaft Jacobs. Still kehrte er nach Würzburg zurück und starb bald darauf.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Dieter Michael Feineis: Johann Gallus Jacob von Hollach. in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter, 77. Band, hrsg. von Wolfgang Weiß i.A. des Würzburger Diözesangeschichtsvereins, Würzburg 2014, S. 187 ff.
- Hans-Peter Baum: Gallus Jakob und die Finanzierung des Residenzbaues. in: Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 291 - 293, ISBN: 3-8062-1477-8
- Max Hermann von Freeden: Aufstieg, Glanz und Ende des Gallus Jakob. Ein barockes Lebensbild aus Franken. in: ders.: Erbe und Auftrag. Von fränkischer Kunst und Kultur. Mainfränkische Studien 44, Würzburg 1988
- Franz-Josef Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst (Hrsg.): Der in Bayern immatrikulierte Adel. Band 5, Neustadt an der Aisch 1955
Weblinks
Einzelnachweise, Hinweise und Erläuterungen
- ↑ „Johann Gallus“ ist der volle Vorname. „Hohlach“ ist die heutige Schreibweise von „Hollach“.
- ↑ Franz Gehrig/Hermann Müller: Tauberbischofsheim. (Tauberbischofsheimer Stadtchronik), Tauberbischofsheim 1997, S. 427 f.
- ↑ Staatsarchiv Würzburg, Standbuch 797
- ↑ Informationen über den Spanischen Erbfolgekrieg 1701 - 1714 bei Wikipedia [1].
- ↑ Subsidien (der Singular Subsidium wird fast nie gebraucht; lat. subsidium, Plural subsidia „Hilfsmittel“) sind Unterstützungsleistungen, durch die ein bestimmter Zweck erfüllt werden soll, z. B. dass der Begünstigte sich entsprechend den Wünschen des Unterstützers verhält. Siehe hierzu auch bei Wikipedia [2].
- ↑ Rittergut nahe Aub