Carl Schadewitz
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Carl Schadewitz (* 23. Januar 1887 in St. Ingbert; † 27. März 1945 in Repperndorf) war Pianist, Musiklehrer, Komponist, Kirchenmusiker und Chorleiter in Würzburg.
Leben und Wirken
Carl Schadewitz erhielt seine Ausbildung in Klavier, Violine, Flöte und Komposition am Bayerischen Staatskonservatorium der Musik in Würzburg, wo er zu den Schülern von Max Meyer-Olbersleben gehörte, und war anschließend Kapellmeister in Wien, Nürnberg und Breslau. Ab 1908 lebte er in Würzburg und dirigierte dort vor dem Ersten Weltkrieg sieben Gesangsvereine. Zudem unterrichtete er an der Israelitische Lehrerbildungsanstalt. Nach dem Ersten Weltkrieg unterrichtete er am Institut Adam. Schadewitz war zwischen 1924 und 1936 Chormeister des Würzburger Sängervereins und Dirigent am Musikkonservatorium sowie (ab 1921) [1] Musiklehrer am Alten Gymnasium.
Politische Laufbahn
Seit 1. Mai 1940 war Schadewitz NSDAP-Mitglied mit der Parteinummer 7.634.877; dies war trotz seiner früheren Logenzugehörigkeit möglich, da sich Hitler persönlich dafür ausgesprochen hatte. [2] Im März 1933 noch Antimilitarist und Pazifist [3] sandte er zum 19. August 1934 seinen Marsch für Infanteriemusik Unser Führer an Joseph Goebbels. An jenem Tag fand – nach den von Hitler in Auftrag gegebenen Juni-Morden („Röhm-Putsch“) Ende Juni/Anfang Juli 1934 und dem Tod Paul von Hindenburgs am 2. August 1934 – die Volksabstimmung über die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten statt, die die Phase der Etablierung des nationalsozialistischen Führerstaates abschloss. In seinem Begleitschreiben an Goebbels teilte Schadewitz außerdem mit:
- „Am Tag, an dem sich das deutsche Volk zu seinem Führer bekennt, überreiche ich Ihnen ergebenst einen Marsch, in dessen Rhythmen jene stolzen Gefühle, die unser aller Herz freudig durchziehen, Niederschlag gefunden haben, und dessen Trio-Hymne ein Gelöbnis zu unverbrüchlicher Treue gegenüber dem Führer darstellt.
- Wie gern möchte ich, daß die Klänge des Marsches meinen Volksgenossen hin und her die Herzen mit Freude und Opferwilligkeit erfüllen möchten, auch in schwerster Zeit treu dem Führer Gefolgschaft zu leisten.“ [4]
Man kann daher den Marsch und seine Einordnung durch das Schreiben von Schadewitz auch als Billigung nicht nur der genannten Ämterzusammenlegung, sondern auch der vorausgegangenen Ereignisse seit der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ verstehen. Auch andere Werke von Schadewitz entsprachen der nationalsozialistischen Ideologie. [5]
In der Folge entstanden die Chorkompositionen Ehre der Arbeit (1934), Gebet für das Reich (1935), Der deutsche Morgen op. 36 (1936) und Heldengedenken (1943). Außerdem leitete er das Gau-Orchester der Politischen Organisation. [6]
Kompositorisches Wirken
Schadewitz gilt als bedeutender Vokal- und Instrumental-Komponist.
Werke (Auszug)
- 1943: Uraufführung der Westmarksuite
- 1944: Vier Lieder für Sopran und Streichquartett (Libretto: Adalbert Jakob)
Chorleiter
Schadewitz leitete den Würzburger Valentin-Becker-Chor zwischen 1924 und 1936.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1941: Auszeichnung mit dem Johann-Stamitz-Preis
- 1943: Auszeichnung mit dem Max-Reger-Preis
- 1944: Auszeichnung mit dem Westmark-Preis
Posthume Würdigung
Nach Carl Schadewitz wurde bis 2022 die Schadewitzstraße im Stadtbezirk Frauenland benannt. Mit Beschluss des Stadtrats vom 20. Oktober 2022 wurde die Straße aufgrund der Nähe des früheren Namensgebers Carl Schadewitz zu den Nationalsozialisten in Rosa-Buchbinder-Straße umgewidmet. [7]
Siehe auch
Pressespiegel
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Friedhelm Brusniak: „Chorwesen“, in: Ulrich Konrad: „Musikpraxis, Musikerziehung und musikalisches Gewerbe“, S. 209-215, in: „Unterfränkische Geschichte“, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 191-246, S. 214 und 240 (Anm. 36a)
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, 2. Aufl. o. O. 2009, S. 6432
- ↑ Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band 2, Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1969, S. 74
- ↑ Bundesarchiv, R 55/1168, Bl. 173
- ↑ Abschlussbericht und Empfehlungen der Würzburger Kommission zur Überprüfung von Straßennamen vom 11. November 2020
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945, Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 6028
- ↑ 41. Sitzung des Stadtrates vom 20. Oktober 2022