Bohnesmühle

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Bohnesmühle (um 1900)

Lage

Die Bohnesmühle stand in der Bohnesmühlgasse 9, dort, wo zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Pleichach noch auf großen Strecken offen lag. [1]

Geschichte

Ursprünglich hieß die Mühle Baumgartenmühle oder Mühle zum Baumgarten. Erst vom Ende des 16. Jahrhunderts an erscheint der Name Bonleßmühle, vermutlich nach einem Müller (wie ja auch bei anderen Mühlen der Name des Besitzers übertragen wurde).

Zum ersten Mal tritt die Mühle als Baumgarten Mul auf in einer Urkunde des Benediktinerklosters St. Stephan von 1336, wo das Kloster sie verpachtet. 1446 kaufte das Domkapitel sie und die nächstfolgende Brudermühle. Sie ging dann wohl wieder in bürgerliche Hände über, denn 1607 vermachte der Bürger Heinrich Weber sie dem Dominikanerkloster, das sie weiterverpachtete.

Nach der Säkularisation wurde die Mühle verkauft und war vom 18. Juli 1865 an im Besitz der Firma Adolf Schwabacher (* 26. Dezember 1839 in Würzburg; † 3. Januar 1924 ebenda), einem Unternehmen für Mühlenprodukte, Nahrungs- und Futtermittel. Die jüdische Kaufmanns- und Unternehmerfamilie leistete über 100 Jahre einen wichtigen Beitrag zum wachsenden Wirtschaftsleben von Würzburg. 1906 übergab Adolf Schwabacher die Firma an seinen Sohn Wilhelm Schwabacher, der bereits 1888 in die Firma eingetreten war und das väterliche Unternehmen in der Bohnesmühlgasse bis zur Enteignung durch die Nazis im Dezember 1938 als Alleininhaber führte.

Anfang der 1980er Jahre wurden die gesamten Gebäude von der Bohnesmühlgasse 7 bis zur Koellikerstraße nach einem Mehrheitsbeschluss des Stadtrates vom April 1981 abgerissen und neu aufgebaut. [2] Im Juli 1982 waren die Abbrucharbeiten voll im Gange. [3]

Namensgebung

Bereits ab dem Mittelalter wurden in der Mühle Bohnen gemahlen und als Mehl verwendet. Das Bohnenmehl - aus Sau- und Pferdebohnen bereitet - feierte im Ersten Weltkrieg seine Wiederauferstehung. Die Bäcker streckten damit vielfach das Brot.

Antrieb

Die Mühle hatte eine Gefälle von nur 1,33 Meter, aber zwei unterschlächtige Wasserräder [4] von 4,38 Meter Durchmesser, die 1870 durch ein einziges ersetzt wurden. 1878 baute man statt dessen eine Turbine ein, die aber anscheinend nicht zufriedenstellend arbeitete, denn 1889 ersetzte man sie wieder durch ein mittelschlächtiges Ponceletrad. [5] Da die stark wechselnde Wasserkraft für einen stetigen Betrieb nicht genügte, wurde 1919 ein Sauggasmotor als Hilfe eingebaut.

1921 erwarb die Stadt Würzburg das Wasserrecht und von 1928 an trieb die Bohnesmühle ein Dieselmotor von 30 PS.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 50
  • Franz Seberich: Pleichach und Kürnach und ihre Mühlen im Stadtbereich. In: Die Mainlande, 5. Jahrgang, Nr. 23, S. 89
  • Hans Steidle: Neckermann & Co. - Die Ausplünderung der Würzburger Juden im Dritten Reich. Echter Verlag, Würzburg 2014, S. 123 ff.
  • Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900–1945. 2 Teilbände, Veröffentlichung des Stadtarchivs Würzburg, Würzburg 1989, 762 S.

Einzelnachweise, Hinweise und Erläuterungen

  1. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
  2. Auskunft Stadt Würzburg, FA Tiefbau/GV vom 16. Februar 2016
  3. Fränkisches Volksblatt: „Das Drama Bohnesmühlgasse ist jetzt ausgespielt“ (23. Juli 1982)
  4. Ein Wasserrad ist ein Rad, welches mit Hilfe von fließenden Wasser in eine Drehbewegung versetzt wird. Beim unterschlächtigen Wasserrad fließt das Wasser unter dem Wasserrad hindurch und reißt die Radschaufeln in Fließrichtung mit. Durch gebogene Radschaufeln und einem geringen Spalt können Wirkungsgrade bis 70 % erreicht werden. Nachteilig wirken Verunreinigungen, speziell Treibgut im Bachlauf. Nähere Informationen zum unterschlächtigen Wasserrad bei Wikipedia [1]
  5. Erklärung zum Ponceletrad in der Verkehrswasserbaurechtlichen Zentralbibliothek der Bundesanstalt für Wasserbau

Kartenausschnitt

Ehemaliger Standort der Bohnesmühle
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