Barockhäuser in der Neubaustraße
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Die Barockhäuser sind mehrere denkmalgeschützte Bauwerke in der Würzburger Neubaustraße Nr. 6-12. Der Gebäudekomplex Neubaustraße Nr. 12 (bestehend aus den früheren Hausnummern 10, 12 und 14) wird umgangssprachlich auch als Greisinghäuser bezeichnet.
Geschichte der Neubaustraße
Die Neubaustraße war im Mittelalter durch Auflassen der südlichen Stadtbefestigung entstanden, als man das immer größer gewordene Viertel um St. Peter und Paul, das Sanderviertel, durch eine neue Mauer in die Stadt einbezog. Der Graben des alten, die Stadt im Fünfeck umziehenden Rings wurde hier zugeschüttet und so entstand eine für jene Zeit ganz ungewöhnliche, große, gerade und breite Straße. Wie wenig man mit dieser Gegebenheit anzufangen wusste, zeigen die alten Bebauungen, die sich bis in das 17. Jahrhundert durchaus nicht an eine gemeinsame Fluchtlinie halten. Unter der Oberleitung von Balthasar Neumann entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine großartige Front von fünf ansehlichen Bauten.
Baugeschichte der barocken Häuserzeile
Die Fassaden der Häuserzeile ähneln in ihrer reichen barocken Verzierung dem Baustil Joseph Greissings, wurden jedoch nicht von ihm selbst gestaltet.
- Haus Nr. 6: Bürgerhaus des Schmieds Georg Baumann (1724/25) von Balthasar Neumann.
- Haus Nr. 8: Sogenanntes Scharoldhaus, benannt nach dem würzburgischen Historiker und Legationsrat Carl Gottfried Scharold (um 1730).
- Haus Nr. 10: Ehemaliger Hof zum roten Hahn (1734-1736), projektiert von Balthasar Neumann, Ausführung durch Joseph Raphael Tatz.
- Haus Nr. 12: Bürgerhaus des Landgerichtsdieners Eckart (um 1725) von Balthasar Neumann.
- Haus Nr. 14: Ehemaliger Hof Zum Heuwagen (1715-1716) von Georg Bayer.
Wiederaufbau der „Greisinghäuser“ 1975 - 1979
Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 bis auf Reste der Fassaden zerstört, wurden die Barockhäuser Nr. 10 - 14 (sogenannte Greisinghäuser) 1975-1979 wieder aufgebaut.
Die ersten Ausbesserungsarbeiten fanden im Jahre 1947 statt, als die Mauerkronen notdürftig von der Stadt mit Zement abgedeckt wurden, obwohl sich die Häuser noch in anderem Eigentum befanden. Wenig später wurden die drei Häuser von der Stadt erworben. Aus finanzielle Gründen hatte die Stadt Würzburg bis zum Jahre 1968 lediglich die Fassaden mit einem Stahl-Beton-Korsett rückseitig sichern können. Im zweiten Obergeschoss wurden allerdings schon Restaurierungsarbeiten an den Natursteinen begonnen. Mit Beschluss des Stadtrates vom 25. Juni 1975 wurde dem Städtischen Hochbauamt der Auftrag zum Wiederaufbau der Barockhäuser erteilt.
Um den Einzelhaus-Charakter zu erhalten, wurde die Dachausbildung des nunmehr zu einer inneren Einheit verschmolzenen Objekts, teils als Satteldach und teils als Mansarddach ausgebildet. Die Dachgauben und Gesimse konnten nur noch nach historischen Fotos rekonstruiert werden. Für die Renovierung der Fassade wurden vor Baubeginn Farbgutachten nach vorhandener Substanz erstellt.
Ende 1975 waren die Planungen abgeschlossen und am 7. Januar 1976 konnte mit dem Rohbau begonnen werden. Schwierigkeiten gab es bei den Fundamenten. Um die Gründung dieser Barockhäuser durchführen zu können, war es erforderlich, angrenzende Nachbarhäuser teilweise zu unterfangen. Ferner mussten schon im Rohbau die Voraussetzungen für den Einbau eines Treppenhauses und der Türen aus einem ehemaligen Behördengebäude in Franken sowie für den Einbau der Stuckdecken aus dem ehemaligen Schloss Friedrichsruh geschaffen werden. Am 27. September 1977 wurde mit dem Rohbau auch für das von der Stadt erworbene Haus Obere Johannitergasse 5 begonnen.
Am 19. September 1979 [1] konnten die „Greisinghäuser“ der Öffentlichkeit übergeben.
Bildergalerie
Heutige Nutzung
Im ersten Obergeschoss des Gebäudekomplexes Neubaustraße 12 ist seit 1979 das Stadtarchiv Würzburg untergebracht.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Max H. v. Freeden: Balthasar Neumann als Stadtbaumeister. Kunstwissenschaftliche Studien Band XX, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1937, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Nachdruck, Würzburg 1978, S. 75 ff.
- Eugen Emmerling: Die Greisinghäuser in neuem (alten) Glanz. In: Würzburg heute 28/1979, S. 33-35.
Einzelnachweise
- ↑ Paul Heinrich Otte: Ziel: Wiederherstellung der Schönheit der Stadt. Das Werden der neuen Stadtgestalt von 1948 bis 1978 - Würzburg ist wieder Würzburg geworden. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 249-261; S. 254