Wartturmruine Leinach
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Die Wartturmruine Leinach ist ein Rest des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Bauwerks oberhalb von Leinach.
Lage
Die Ruine des runden Wartturmes aus Bruchsteinmauerwerk liegt auf 323 m Höhe auf dem nördlichen Ausläufer des Volkenberges, dem „Leinacher Berg“, mitten in einem Schwarzkiefernwald. Die Wartturmruine liegt am Nordrand des Naturschutzgebiets Berg bei Leinach im Landschaftsschutzgebiet Volkenberg.
Geschichte
Das Alter des runden Turmrestes zwischen den Flurabteilungen Espenloh im Süden und Eschberg im Norden wird in der Denkmalschutzliste auf das 15. Jahrhundert datiert. Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ließ der Würzburger Fürstbischof Rudolf von Scherenberg zum Schutz vor feindlichen Einfällen Landwehren (bestehend aus Wällen, Gräben und Dornenhecken) errichten, sowie Landtürme bauen. Möglicherweise hat man den damals schon bestehenden „Löwenturm“ als „Wartturm“ in diese Landwehr mit einbezogen.
Die älteste bildliche Darstellung des Wartturms existiert in einem Gült- und Zinsbuch des Klosters Ebrach. Dieses besaß ab 1370 einen Hof des Unterleinacher Rittergeschlechts der Hotzen von Leinach (Wappentier ein aufsteigender Löwe) als Lehen. [1] Auch hieß der Wartturm bis 1900 noch „Löwenturm“. Dieser alten Darstellung nach könnte es sich beim Wartturm um den Rest einer ehemaligen kleinen Burganlage handeln.
Bedeutung
Der Wartturm diente der Beobachtung der Mainfurt Zellingen – Retzbach und der alten, durch Leinach führenden Pilger- und Handelsstraße von Italien nach Fulda. Von hier aus konnte man mit Feuerzeichen die Siedlungen im Tal des Leinacher Baches vor herannahenden Feinden warnen und hatte wohl auch Sichtkontakt zur Ravensburg und Falkenburg.
Heutige Bausituation
Der Turm hat einen Durchmesser vom 3,70 Meter und die Mauerstärke beträgt 80 cm. 1975 hatte der Turmrest nur noch eine Höhe von etwa zwei Meter auf der Südseite und drei Meter auf der Nordseite. Die Reste des runden Wartturms wurden 1977 in Eigenleistung vom Gesangverein Frohsinn Leinach e.V. saniert und auf vier Meter erhöht. Neben dem Turm ist eine Rasthütte errichtet worden.
Bildergalerie
Zugang
Man erreicht die Wartturmruine leicht über die Wartturmstraße in Leinach. Unterwegs laden Rastplätze zum Verweilen ein und Aussichtspunkte ermöglichen wunderschöne Ausblick auf die Gemeinde Leinach und das Maintal. Eine Wanderkarte, erstellt und herausgegeben von der Agenda 21 Leinach, gibt es hier zum Download „Leinach beWEGt“. [2]
Schwarzkiefernwald
Die Wartturmruine liegt heute mitten in einem Schwarzkiefernwald. Die Schwarzkiefer, die ursprünglich in Südosteuropa beheimatet ist, wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts nach Mitteleuropa und auch in die trocken-warmen Gebiete Unterfrankens eingeführt. Zu dieser Zeit waren die Höhenzüge völlig unbewaldet. Dies hatte zur Folge, dass frühe Bodenfröste auf den Hochflächen ungehindert ins Leinachtal hinabflossen und dort „Kaltluftseen“ bildeten. Vor allem der Weinbau litt an den dadurch entstandenen Frostschäden.
Durch die Aufforstung der Höhenzüge rund um Leinach mit Schwarzkiefern zwischen 1907 und 1911 erzielte man den gewünschten kleinklimatischen Erfolg. Das stetige Abnadeln der der Schwarzkiefern-Monokultur führte allerdings im Laufe der Zeit zu einer Versauerung des Oberbodens, auf dem sich seltene Pflanzen der Wintergrüngewächse ansiedelten. Diese Kiefer-Wintergün-Gesellschaft ist eine für Bayern äußerst seltene Pflanzenzusammensetzung.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Leinach
- Historische Befestigungsanlagen in Stadt und Landkreis Würzburg
- Hotzen von Leinach
- Leinach
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Leinach, Nr. D-6-79-200-27
- Christine Demel: Leinach. Geschichte - Sagen - Gegenwart. Selbstverlag Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 89 ff.
- Faltblatt Leinacher Pfade - Wege zu natur- und kunsthistorischen Kostbarkeiten. Der Natur- und Kulturlehrpfad am „Berg“. Hrsg.: Agenda 21 Leinach / Landschaftspflegeverband Würzburg e.V.
Weblinks
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Heute: Hof von Hubert Öchsner in der Ringstraße 24. Das Erbrecht auf ihren adeligen Hof musste am 19. November 1370 von Gotze Hotze von Lynach und seinen Geschwistern aus Not an das Kloster Ebrach aufgegeben werden, so dass das Kloster von diesem Zeitpunkt an über den Hof verfügen konnte. Da die Klöster ihre Besitzungen meist sehr genau registrierten und Zins- und Gültbücher führten, konnte der Hof schnell gefunden werden. Ein Gültbuch des Ebracher Hofes zu Würzburg aus dem Jahre 1400 nennt das Haus mit Garten an der „Frohßgassen“ (wohl Fronhofsgasse, da der Fronhof benachbart war. (Quelle: Christine Demel: Leinach. Geschichte - Sagen - Gegenwart. S. 364 f.)
- ↑ „Wandern in Leinach“ auf zweiuferland.de