Würzburger Burschenschaft Cimbria
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Die Würzburger Burschenschaft Cimbria war eine farbentragende und schlagende Studentenverbindung in Würzburg. Spätestens seit 2008 besteht kein Aktivenbetrieb mehr; Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Aktivenbetriebs wurden mit Veräußerung des Verbindungsheims 2009 endgültig aufgegeben.
Geschichte
Die Würzburger Burschenschaft Cimbria geht zurück auf einen am 15. Mai 1875 gegründeten medizinischen Fachverein, welcher sich bald den Namen „Coetus anatomicus“ gab. Entsprechend damaligem Zeitgeist zeigten sich früh korporative Tendenzen, welche in dem Bestreben mündeten, den Verein auch Studenten anderer Fachrichtungen zu öffnen, Farben anzunehmen und sich einem der entstehenden modernen Korporationsverbände anzuschließen. Diese Bestrebungen führten 1878 zu der von der Burschenschaft Arminia als damals einziger Burschenschaft am Ort unterstützten Umwandlung von einer schlagenden Verbindung in eine Burschenschaft mit dem verbindungstypischeren Namen „Cimbria“ [1] und zum Anschluss an den Allgemeinen Deputierten-Convent (1902 Deutsche Burschenschaft). Der bereits vom Coetus geführte Zirkel konnte fortgeführt werden; das neu angenommene Wappen erinnert durch den an prominenter Stelle geführten Äskulapstab an den Ursprung der Verbindung.
Bis zum Kauf des ersten Verbindungshauses 1907 in der Mergentheimer Straße fanden die Treffen der Bundesbrüder in verschiedenen Würzburger Couleur-Lokalen statt. Obwohl die Burschenschaft im Ersten Weltkrieg den Tod zahlreicher Mitglieder zu beklagen hatte, wuchs sie stetig und erwarb am 18. November 1924 ein Verbindungshaus, das am 10. Juli 1925 von der paritätischen Verbindung im Burschenbund Wirceburgia übernommen wurde. Die Cimbern bezogen ein ein größeres Quartier in der Rottendorfer Straße.
Als sich während der Zeit des Nationalsozialismus zahlreiche Verbindungen weigerten, dem nationalsozialistischen Studentenbund beizutreten, gewährten die Cimbern 100 Mitgliedern der befreundeten Turnerschaft „Asciburgia“ die Aufnahme in ihre Burschenschaft. Als die Nationalsozialisten die Burschenschaft Cimbria auflösten und 1936 der „Kameradschaft Ulrich von Hutten“ angliederten, behielten jedoch die Mitglieder der Burschenschaft weitgehend ihre Eigenständigkeit und gründeten einen Cimbria-Verein, der den Anschein eines Familienbundes vermitteln sollte. In Wirklichkeit diente er aber dazu, den Kontakt zwischen den in ganz Deutschland verstreuten Burschen und Philistern aufrechtzuerhalten.
Nach dem Krieg befand sich das provisorische Verbindungshaus der Bundesbrüder in der Veitshöchheimer Straße 1. Das Grundstück in der Huttenstraße 31 vermachte ein Alter Herr der Burschenschaft für einen symbolischen Kaufpreis. Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung 1962 war das neue Verbindungshaus bezugsfertig.
Ständiger Mitgliedermangel führte ab den 1980er Jahren zu einem schleichenden Niedergang. Letzte Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Aktivenbetriebs wurden 2008 mit dem Austritt aus der Deutschen Burschenschaft und der anschließenden Veräußerung des Korporationshauses 2009 aufgegeben. Das Verbindungshaus wurde inzwischen zugunsten einer Neubebauung des Grundstücks abgerissen.
Ausrichtung
Cimbria verstand sich traditionell als sogenannte „weiße“ Burschenschaft. Diese Bezeichnung einer in korporationsstudentischer Hinsicht eher konservativen burschenschaftlichen Ausrichtung geht auf die überwiegend weißen Mützenfarben der ersten „weißen“ Burschenschaften zurück. Die förmliche Mitgliedschaft im „Ring Weißer Burschenschaften“ endete 1991.
Die von den übrigen Burschenschaften Würzburgs abweichende Ausrichtung wird auch daran deutlich, dass der Erstchargierte der Burschenschaft Cimbria nicht wie bei den anderen Burschenschaften als „Sprecher“, sondern wie bei den Corps üblich als „Senior“ bezeichnet wurde („Die Cimbern sind ein feines Corps, sie haben einen Senior.“).
Couleur
Burschen
Füchse
Die Burschen der Cimbria trugen ein Band in den Farben „violett-silber-schwarz“; abweichend von der Übung der übrigen klassischen Burschenschaften in Würzburg (Arminia, Germania), bei welchen Burschen und Füchse identische Farben trugen, bestand ein besonderes Fuchsenband in den Farben „violett-weiß-violett“. Die Cimbernmütze war violett.
Wahlspruch
„Mannesmut, Freundschaft, Wissenschaft“ heißt der Wahlspruch der Cimber. Er soll die drei Ideale der Burschenschaft ausdrücken. Mannesmut steht für das Prinzip, dass jeder offen für sein Reden und Handeln einzustehen hat. Das Freundschaftsprinzip steht für den Lebensbund und die Gesellschaft unter Bundesbrüdern, während das Wissenschaftsprinzip die Mitglieder zu Fleiß im Studium und Objektivität in der Lehre anhalten soll.
Prominente Mitglieder
- Dr. Georg Xandry (†), ehemaliger Generalsekretär des Deutschen Fußballbundes
- Hans Michatsch, ehemaliger Kanzler der Fachhochschule Münster
- Dr. Tillmann Mohr, Direktor von EUMET-SAT
- Reiner Hartenstein, ehemaliger Sport- und Schulreferent der Stadt Würzburg
- Außerdem gehörten viele Anwälte und Ärzte aus Würzburg und Umgebung der Burschenschaft Cimbria an.
Siehe auch
Quellen
- Matthias Stickler: Von der studentischen Allgemeinheit zum örtlichen Deputierten-Convent. Die Entwicklung der Würzburger Burschenschaft im 19. Jahrhundert [1]
- Fränkisches Volksblatt: „Hier herrscht ein familiäres Klima ohne Drill - Die Burschenschaft Cimbria zählt mit wenig mehr als 100 Mitgliedern zu den kleinsten in Würzburg.“ (15. Oktober 1999)
Erläuterungen
- ↑ Den Namen „Cimbria“ übernahmen die Bundesbrüder von einem teutonischen Volksstamm aus Jütland, der während einer von ihm initiierten Völkerwandung die römische Besatzungsmacht das Fürchten lehrte.