Universitäts-Kinderklinik
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Die Universitäts-Kinderklinik in Würzburg ist die älteste derartige Fachklinik der Welt.
Geschichte
Vorgeschichte
Vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war es in Spitälern noch üblich, kranke und sogar infektiöse Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Erwachsenen unterzubringen. In Würzburg wurde davon abweichend schon 1840 eine eigene, aus zwei Zimmern und 15 Betten bestehende Kinderabteilung eingerichtet, wobei dies nicht aus fachlichen Erwägungen, sondern im Interesse der „Humanität und Sittlichkeit“ geschah. Die ärztliche Versorgung dieser kleinen Station oblag üblicherweise den beiden Ordinarien, Hofrat Carl Friedrich von Marcus für die Innere Medizin und Hofrat Cajetan von Textor für die Chirurgische Abteilung.
Gründung durch Franz von Rinecker
Die ambulante Behandlung kranker Kinder lag Franz von Rinecker besonders am Herzen. Diese fand zuletzt ab 1851 im Erdgeschoss des Gebäudes Klinikgasse 3 statt. Bereits im Sommersemester 1839 hielt er eine spezielle Vorlesung über Kinderkrankheiten. 1844 wurde sein Engagement für die Belange der Kinder mit Verleihung der Professur für Pädiatrik gewürdigt, gleichzeitig ging auch die Leitung der Poliklinik auf ihn über.
Am 7. Juli 1841 erfolgte durch das Königlich-Bayerische Dekret die entscheidende Weichenstellung für die Gründung der Universitäts-Kinderklinik. Darin wurde dem Senat und der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg die „Errichtung einer stabilen Kinderklinik und die Abhaltung von eigenen Vorlesungen über Kinderkrankheiten“ befohlen. Im November 1850 wurde die erste Universitäts-Kinderklinik der Welt eröffnet. 1851 beauftragte man den königlichen Universitätsprofessor von Rinecker mit der Leitung der „stabilen Kinderklinik“ und 1855 wurde er zum krönenden Abschluss als Vorstand der Gesamtkinderklinik berufen. Die schwer erkämpfte Selbständigkeit der Pädiatrie scheiterte letztlich an den fehlenden Geldmitteln. Deshalb nutzte Rinecker die Gelegenheit seiner Ernennung zum Oberarzt am Juliusspital, die Kinderklinik mit Einverständnis des Ministerium sich selbst zu unterstellen. Damit war die „Separat-Anstalt für kranke Kinder“ wieder in den Schoß des Juliusspitals zurückgekehrt und die erste Kinderklinik der Welt hatte ihre Selbständigkeit verloren.
Nachfolger
Nach seinem Ausscheiden war sein Schüler Prof. Dr. Carl Gerhardt für die Kinderklinik verantwortlich. Ihm gelang es, die kleine juliusspitälische Kinderabteilung zu bewahren und der „Paediatria Herbipolensis“ durch Herausgabe eines mehrbändigen „Handbuchs der Kinderkrankheiten“ Ansehen zu verschaffen. Jussuf Ibrahim wurde 1915 der erste Extraordinarius für Kinderheilkunde in Würzburg. Dessen Nachfolger, Hans Rietschel, gelang es dann als erstem Ordinarius für dieses Fach in Würzburg, die Kinderheilkunde (und die 1841 vom bayerischen König geforderte „stabile Kinderklinik“) endgültig zu etablieren. Am 1. Oktober 1948 erhielt Josef Ströder [1] den Lehrstuhl für Kinderheilkunde und die Klinik. Unter seiner Leitung erfolgte ab 1949 der Wiederaufbau der am 16. März 1945 zerstörten Kinderklinik.
Gebäude der Kinderklinik
Ab 1. Januar 1923 zog die Universitäts-Kinderklinik unter Hans Rietschel in die Bauten 8, 9 und 10, sowie in Bau 18 (mit den Isolierstationen für infektiöse Patienten) des Luitpoldkrankenhauses ein. Im Treppenhaus von Bau 8/9 befand sich bis eine, nach der Bombardierung vom 16. März 1945 verlorengegangene barocke Madonna mit Kind. [2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 mit dem Wiederaufbau der zerstörten Klinik an alter Stelle begonnen und noch im gleichen Jahr konnten erste Gebäudeteile in Betrieb genommen werden. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Ministerium stellte dieses Mittel zur Errichtung eines Klinikneubaus bereit, der aus einem Bettenhaus mit stationären 118 Plätzen mit Funktionsräumen, einem Hörsaal und dem Bürotrakt des Klinikdirektors bestand. Er wurde im Januar 1962 bezogen. In der Amtszeit von Prof. Helmut Bartels wurden die Einrichtung einer modernen Intensivstation und die gründliche Sanierung der Kinderkrebsstation verwirklicht. Foyer, Treppenhaus, Station Sonneninsel sowie die Station Regenbogen im Bau 34 wurden phantasievoll und farbenfroh gestaltet.
Fachgebiete
- Intensivmedizin für Früh- und Neugeborene sowie für Kinder aller Altersgruppen
- Onkologie und Stammzelltherapie
- Erkrankungen der Nieren und des Harnwegssytems
- Infektionskrankheiten und Immunologie
- Lungenkrankheiten
- Rheumatische Erkrankungen
- Krankheiten der Verdauungsorgane sowie des Stoffwechsel- und Hormonsystems
- Erkrankungen des Nervensystems
In der Universitäts-Frauenklinik werden direkt neben dem Kreißsaal kranke Früh- und Neugeborene in unmittelbarer Nähe der Mutter intensivmedizinisch betreut. Dieses Konzept ist einmalig in Würzburg und Umgebung.
Klinikleiter
- Franz von Rinecker (1850-1860)
- Karl Adolf Christian Jakob Gerhardt (1860-1885)
- Wilhelm Olivier von Leube (1860-1911)
- Dietrich Gerhardt (1911-1915)
- Jussuf Ibrahim (1915-1917)
- Hans Rietschel (1917-1946)
- Josef Ströder (1948-1981)
- Helmut Bartels (1981-1998)
- Christian P. Speer (seit 1998)
Kontakt
- Universitätsklinikum Würzburg
- Kinderklinik der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität
- Josef-Schneider-Straße 2
- 97080 Würzburg
- Telefon: 0931 - 201-27728
ÖPNV
Nächste Straßenbahnhaltestelle: | Uni-Klinikum Bereich D |
Siehe auch
- Hans-Michael Straßburg
- Universitätsklinikum Würzburg
- Teddyklinik
- Klinikclowns Lachtränen Würzburg e.V.
- Elterninitiative Regenbogen für leukämie- und tumorkranke Kinder Würzburg e.V.
- Station Regenbogen
Literatur
- Axel Derks: Würzburger Kinderheilkunde im Wiederaufbau. Die Geschichte der Würzburger Universitätskinderklinik von 1945 bis 1962. Mit einem Ausblick bis 1985. Medizinische Dissertation, Würzburg 1986
- Johannes Oehme: Erste Ordinarien für Kinderheilkunde. Kinderarzt 23 (1992), S. 693 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Jeschke: Meilensteine in der Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 20 (2001), S. 96-107; S. 103 (Online-Version)
- ↑ Reinhard Jeschke: Meilensteine in der Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 20 (2001), S. 96-107; S. 100-102