Teufelsschanze
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Die Teufelsschanze ist ein ehemaliges Festungsbauwerk am Nordhang des Marienbergs.
Geschichte
Nachdem die steile Südseite der Festung Marienberg für Angreifer nahezu unüberwindbar war, erfolgten die Angriffe eher auf der flacheren Nordseite. Ein Bereich erschien den Baumeistern und Strategen als besonders gefährlich. Dort wo heute die Teufelsschanze steht, war eine Senke, die dem Feind die Möglichkeit gab, sich in nächster Nähe der Kernbefestigung der Festung Marienberg festzusetzen. Unter der Bauleitung von Balthasar Neumann entstand deshalb zwischen 1719 und 1726 an dieser Stelle dieses neue Verteidigungsbauwerk. Es ist eine nach allen Seiten geschlossene Anlage, die nur durch einen unterirdischen Gang mit den anderen Bastionen verbunden war.
Die Teufelsschanze wird erstmals in den Fortifikationsbaurechnungen von 1719 auf S. 41 erwähnt, damals als „Schanz vor dem Zeller Tor“, woran Erdarbeiten verrichtet wurden. Begonnen unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn wurde sie in wesentlichen Teilen bis 1723 fertiggestellt. Unter Fürstbischof Christoph Franz von Hutten wurden 1725 Erdarbeiten auf der Schanze und im Vorgelände ausgeführt. 1726 wurde ein Wappen geliefert und im Kernwerk eingemauert. Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn veranlasste die Ausführung von Kontereskarpemauern. [1] Sein Wappen befindet sich in der Südwestkehle [2] des Grabens.
In den Jahren 1736/1737 grub man die unterirdische Verbindung (Kommunikation) vom Wallgraben gegenüber der Westfront der Bastion St. Sebastian (Bastion 60) zur Kehle der Teufelsschanze.
Militärische Bedeutung
Die Teufelsschanze ist ein so genanntes Ravelin, ein eigenständiges Bauwerk, dessen Aufgabe es ist, den Wall zwischen zwei Bastionen als, meist auf dreieckiger Grundfläche stehenden, Brückenkopf zu schützen.
Bildergalerie
FFH-Gebiet und Biotop
Die Teufelsschanze ist Teil des FFH-Gebiets Fledermausquartiere in der Festung Marienberg. In den alten Kasematten und Gewölben wurden Vorkommen von mindestens acht verschiedenen Fledermausarten nachgewiesen, darunter auch die sehr seltene und in der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdet eingestufte Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus).
Die Teufelsschanze wurde in die Landesgartenschau 1990 integriert. Heute ist die Teufelsschanze - zwischen Kleingartenpark und Rosengarten gelegen - für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Efeuteppiche, wilde Clematis und die durch Anflug naturnahe Zusammensetzung von Bäumen und Sträuchern hat die Teufelsschanze zu einem kleinen innerstädtischen Paradies für die einheimischen Tiere und Pflanzen werden lassen. Durch die Ruine und verschiedenen Stadien des Bewuchses ergeben sich viele verschiedene Lebensräume. Die Teufelsschanze ist von einem natürlich belassenen schluchtartigen Graben mit großem Baumbestand umgeben. Bei der letzten Biotopkartierung wurde sie als naturnaher und totholzreicher Gehölzkomplex erfasst. Der Gehölzbestand der eindrucksvollen „Wildnis“ in dem Graben ist geprägt von waldartigen Laubbäumen und Sträuchern, die auch seitlich emporwachsen, teils umgefallenen Bäumen und Totholz sowie dichtem Efeuaufwuchs, der den Boden, die Bäume und die alten Mauerreste großräumig bedeckt.
Heutiger Zustand
Das einzigartige Bauwerk der Festungsbaukunst, das „Fort am Festungsnordhang“, liegt vergessen zwischen Rosengarten, Japanischem Garten und Kleingärten. Noch bis zur Landesgartenschau 1990 versperrten die nach dem Ersten Weltkrieg angelegten Kleingärten des Festungshanges den Zugang zu diesem Bauwerk von Balthasar Neumann. Heute ist es nur noch ein Maschendrahtzaun. Das denkmalgeschützte Bauwerk, hinter Büschen und Bäumen verborgen, schlummert einen Schlaf des Unbekanntseins und teilweise auch des Zerfalls.
Noch Ende der 1980er Jahre befanden sich die Kasematte in der Kontereskarpe und Teilstrecken der Kommunikation zum Wallgraben in einem besorgniserregenden Zustand und waren teilweise schon eingestürzt. Damals stoppte das Staatliche Hochbauamt durch eine Sicherungsmaßnahme den drohenden vollkommenen Verfall, es wäre allerdings zu hoffen, dass eines Tages in nicht allzu ferner Zeit eine Gesamtrenovierung der schützenswerten Anlage möglich wird.
Siehe auch
- Balthasar Neumann und seine Projekte
- Baudenkmäler in Würzburg
- Historische Befestigungsanlagen in Stadt und Landkreis Würzburg
- Landesgartenschau 1990
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-317
- Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Eine Dokumentation. 7. Auflage, Schöningh Buchhandlung & Verlag, Würzburg 2015, ISBN: 978-3-87717-858-4 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 56/Rp 21,111)
- Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs. Die neuzeitliche Umwallung. Mainfränkische Hefte 40, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1963 (Stadtbücherei Würzburg Drk 1 Seb)
- Axel Herber und Andrea Kuhn: „Die verborgene Welt. Eine Reportage über die unterirdischen Wehrgänge der Festung Marienberg“ in DIE IDEE (Januar 2012) S. 44 ff.
- Elmar Hofmann, dem ein ganz besonderer Dank für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels gebührt.
- Stadt und Grün: „Gartenschauen und Biodiversität - Beispiele aus Würzburg: Vielfältige Daueranlagen“ (22. April 2021)