Talavera-Schlösschen
(Weitergeleitet von Dornheim)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Das Talavera-Schlösschen (auch Talavera-Schlößle) bzw. die Waldschänke Dornheim (seit Mai 2016) umfasst Veranstaltungsräume und einen großen Biergarten unter alten Kastanien auf der Talavera im Stadtbezirk Zellerau. Es gehört zu den Gartenschlösschen wie auch das Huttenschlösschen in der Sanderau nahe der Löwenbrücke. Die Bewirtung gibt es in der jetzigen Form seit 1927, gegenwärtig steht die Örtlichkeit unter Denkmalschutz und der Baumbestand ist ein Naturdenkmal.
Namensgeber
Den Namen „Talavera“ bekam das Haus nach 1809. Kaiser Napoleon I. hatte vom Würzburger Großherzog ein Kontingent von mehr als 1700 Soldaten für seinen Spanienfeldzug verlangt. Am 27. und 28. Juli 1809 errang der Herzog von Wellington einen Sieg über die französische Armee bei der Stadt Talavera am Tajo. Die Würzburger, die zunehmend antifranzösisch eingestellt waren, benannten das Schlösschen nach dem Schlachtort, die Groß zu Trockau waren einverstanden.
Geschichte
Gartenschlösschen wie das Talavera-Schlösschen erbauten sich Würzburgs adelige Oberschicht in ihre Gärten vor der damals von den Bastionen geschützten Stadt. Das Mainviertel war seit dem 17. Jahrhundert nördlich durch die Bastion St. Kilian gesichert. Vor dieser Bastion erstreckten sich Wiesen, die wegen der sandigen Böden erst mit dem Anbau von Klee um 1750 wirtschaftlich nützlich wurden. Der Domherr Franz Georg Faust von Stromberg (1666 - 1728) kaufte die Mainauen und ließ sich dort im Jahre 1719 einen Sommersitz mit repräsentativen Garten errichten. Als Architekt wurde mitunter der bedeutende Barockarchitekt Joseph Greissing angesprochen. Allerdings scheint sich Faust von Stromberg, an den das prächtige Wappen über dem Portal erinnert, nicht genügend über den Bauplatz informiert zu haben.
Im Durchschnitt jedes siebte Jahr überschwemmte der Main mit Hochwasser das Gelände. Folglich musste Faust von Stromberg mit einer tief im Boden gründenden, hohen Mauer sein Schlösschen schützen. Allerdings gab diese südlich verlaufende Mauer im Sommer Schatten.
In der Mittelachse des Gartens, der dem Grundstück des heutigen Gartenlokals entsprach, lagen ein Zierbrunnen mit einer kleinen Wasserkunst und ein hübsches barockes Gartenhäuschen.
Das Anwesen ging nach dem Tod des Domherrn in den Besitz der Freiherrn von Groß von Trockau über, die in den Mainauen einen Gutshof bewirtschafteten. Sie öffneten 1806 den Garten und das Schlösschen als Restaurant, nutzten das Anwesen also nicht mehr privat sondern wirtschaftlich.
Gastronomische Nutzung
Um die befestigte Stadt siedelten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Anzahl von Lokalen mit Gartenwirtschaft an, in die die Würzburger Bürger nach ihrem Spaziergang oder einer Kutschfahrt einkehrten.
Fast eineinhalb Jahrhunderte blieben Gutshof und Schlösschen im Besitz der freiherrlichen Familie, bis die Stadt Würzburg 1952 das Gelände kaufte. Die Baulichkeiten des Gutshofes und sein Gartenhäuschen wurden abgetragen, das gesamte Gelände wurde erhöht mit Schutt des zerstörten Würzburgs, so dass es hochwasserfrei war. Das Schlösschen allerdings, das weiterhin als Gartenwirtschaft fungieren sollte, lag jetzt vertieft. Verloren waren jetzt die freie Lage zum Main und die Einbettung in die Gärten des Gutshofes, die Allee zum barocken Gartenhäuschen. Es bildete keine Blickfang mehr in dem flachen Gelände.
Immerhin blieb der kleine Barockbau mit seinem altem Baumbestand erhalten. Besonders während des Kiliani-Volksfestes suchen recht viele Würzburger das Gartenlokal auf, das sich zurecht das älteste Würzburger Gartenlokal nennen darf.
1964 wurde die Anlage eines barocken Zierbrunnen entdeckt, der lange Zeit offen lag. 1990 wurde die Anlage wieder zugedeckt, der Rest der einst berühmten Wasserspiele im kleinen Schlosspark. Das Schlösschen wurde zugebaut mit Anbauten wie Toilettenanlagen und ist unter den hohen Bäumen kaum mehr als schöner Bau wahrzunehmen.
Die Stadt Würzburg als Eigentümerin ließ das Schlösschen 1982 und in den letzten Jahren renovieren. Bis Ende 2012 wurde das Talavera-Schlösschen unter Wirt Ehrenfried Müller als Gastronomiebetrieb mit fränkischer Küche geführt, danach war es für ein halbes Jahr geschlossen. Im Sommer 2013 eröffnete das Talavera-Schlösschen unter neuer Regie: Alexander Schmelz, der bereits auch den Reuererbäck in der Sanderstraße führt, entwickelte als Geschäftsführer zusammen mit der Würzburger Hofbräu ein neues Konzept: Der Gastronomiebetrieb wurde modernisiert und der Ballsaal im Obergeschoss wurde freigelegt. [1] Das historische Gebäude ist seitdem als „Event-Schloss“ für Veranstaltungen anmietbar.
Seit Mai 2016 ist das Schlösschen mit Biergarten unter dem neuen Name „Waldschänke Dornheim“ wieder dauerhaft geöffnet. Pächter ist unverändert Alexander Schmelz, in der Betreibergesellschaft wurden jedoch Anteile von den Machern des abgerissenen Café zum schönen René übernommen. „Dornheim ist Garten, Fausterei, Waldschänke, Donnerstagsdisko, Spielplatz, Bar, Konzert, Biergarten, Künstlermarkt, Nachtflohmarkt, Lichtspielhaus, René, Hallenbad, Rippenviertel BBQ, Zapfe, Sonnenstuhl, Terrasse, Brunnen, Lagerfeuer, Kunst, Ausstellung, Installation, Sonne“ und „Der 14. Bezirk Würzburgs. Mitten auf der Asphaltwüste des Talaveraparkplatzes gedeiht die Waldschänke Dornheim.“ heißt es dazu auf der neuen Facebook-Seite.
Baubeschreibung
Das Talavera-Schlösschen ist ein Gartenpavillon mit einem elegant ausgerundeten Mansarddach. Von den fünf Achsen des relativ schlichten, zweigeschossigen, sich auf querrechteckigem Grundriss erhebenden Gartenhäuschens sind die drei mittleren schwach als Risalit vorgezogen. Mit dem von einem Allianzwappen Faust von Stromberg/Fuchs von Dornheim bekrönten Hauptportal bildet der Risalit den einzigen Blickfang der sonst schmucklosen Fassade, der allein ihre sichere Proportionierung eine gediegene Qualität verleiht. [2]
Naturdenkmal
Der Baumbestand innerhalb des Zaunes, der die Talavera-Gaststätte umgibt, mit einer Fläche von ca. 2.800 m² ist seit dem 18. Oktober 1995 als Naturdenkmal mit der Nummer 663.N.029 ausgewiesen. [3] Der Baumbestand der Talavera-Gaststätte ist wegen seiner hervorragenden Schönheit, seines Alters, Eigenart und ökologischen Bedeutung zu schützen und zu erhalten. Bei den fünf mächtigen, sehr alten Stieleichen handelt es sich mit um die größten Eichen im Stadtgebiet. 2003 mussten die größte der Eichen gefällt werden. [4]
Angebot
- Schloss-Stüble, Biergarten und Ballsaal anmietbar für Veranstaltungen aller Art
- Grüninger Imbiss am Eingang
- Regelmäßige Veranstaltungen
- Biere: Würzburger Hofbräu, Keiler, Mönchshof...
Kapazität
Der Biergarten bietet etwa 500 Plätze, das Schlösschen für Veranstaltungen bis 150 Plätze.
Öffnungszeiten
- Der Biergarten ist von Montag bis Donnerstag von 17 bis 0 Uhr, Freitags von 17 bis 1 Uhr, Samstags ab 15 bis 1 Uhr und Sonntags von 12 bis 0 Uhr geöffnet.
- Der Club hat in der Regel bis 5 Uhr geöffnet.
Kontakt
- Talavera-Schlösschen GmbH
- Talavera o.Nr.
- 97082 Würzburg
- Telefon: 0931 - 46779933
- E-Mail: kontakt@waldschaenke-dornheim.de
ÖPNV
Nächste Bushaltestelle: | Versorgungsamt | |
Nächste Straßenbahnhaltestelle: | Talavera |
Siehe auch
Quellen
- Dr. Hans Steidle: Ein vergessenes Kleinod - Das Talavera-Schlösschen. im: Meeviertel-Anzeiger, Jahrgang 05, Dezember 2007
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-570
Weblinks
- Internetseiten der Waldschänke Dornheim
- Facebook-Seite der Waldschänke Dornheim (Club)
- Facebook-Seite der Waldschänke Dornheim (Biergarten)
- Talavera-Schlösschen im DenkmalAtlas 2.0
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „Wieder Leben im Schlösschen“ (26. Juni 2013)
- ↑ Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing. Hrsg.: Gesellschaft für fränkische Geschichte, Würzburg 2008, S. 500 f.
- ↑ Verordnung der Stadt Würzburg über den Schutz des Baumbestandes Talavera-Gaststätte als Naturdenkmal vom 12. September 1995
- ↑ Main-Post: „Talavera-Eiche muss fallen“ (25. März 2003)