Wasserwerk Mergentheimer Straße

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Wasserwerk Mergentheimer Straße (Nordseite)

Das Wasserwerk Mergentheimer Straße dient insbesondere zum Ausgleich von Verbrauchsspitzen der Stadt Würzburg. Das Wasserwerk hat für die Trinkwasserversorgung eine besondere Bedeutung, da hier im Unterschied zu den anderen Wasserwerken, die ausschließlich reines Grundwasser fördern, auch Oberflächenwasser genutzt werden kann. Deshalb kann dieses Wasserwerk unabhängig vom schwankenden Grundwasserangebot betrieben werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch der Main.

Lage

Das Wasserwerk liegt an der Ostseite der Mergentheimer Straße zwischen den Straßenbahnhaltestellen Haltestelle Dallenbergbad und Haltestelle Steinbachtal.

Geschichte

Pumpwerk aus dem Jahr 1900, das 7,5 m³ Wasser pro Minute auf 80 m Höhe pumpen kann.
Karte des Trinkwassernetzes Würzburg 1892

Infolge des raschen Wachtums der Stadt reichten die Stadtquellen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr vollständig für die Trinkwasserversorgung aus. Von Gutachtern wurde 1889 das linksseitige Ufer des Maines oberhalb des Steinbachtalgrundes als für eine Neuanlage bestgeeignete Gebiet identifiziert. Nach Ankauf der erforderlichen Grundstücke wurden von der Stadtbau-Inspection erste Bohrversuche im Oktober 1890 unternommen. Der Magistrat genehmigte im März 1891 den ersten Teil des Projekts. Am 7. Januar 1892 erfolgte der Anschluss der ersten beiden Sammelkanäle an das Stadtnetz. Zur Beschleunigung der Inbetriebnahme des Werks wurde zunächst eine provisorische Förderungsanlage hergestellt, bestehend aus einer 25pferdigen Verbund-Lokomobile mit Kondensation, die ein älteres doppelwirkendes Räderpumpwerk mittelst Riemenantrieb bewegte. Die Bauarbeiten wurden am 1. Mai 1892 vollendet und waren bereits für eine Erweiterung ausgelegt. 1894 wurden weitere Sammelkanäle hinzugefügt und das Maschinenhaus errichtet. Das Fundament des Maschinenhauses ist eine 1,20 m dicke Betonlage, auf der die Umfassungen sowohl als auch die Fundamentrahmen der Maschinen gestellt wurden. Der starke Betonblock wirkt dem Auftrieb des Grundwassers bei hohen Mainwasserständen entgegen. Die Umfassungen des Maschinenhauses sind mit dem Betonkörper fest und wasserdicht verbunden. Die Umfassungsmauern steigen im Innern in schräger Richtung auf, um dem äußeren Wasserdruck bei Hochwasser standzuhalten. Zur Förderung des Wassers für die Versorgung der Hochdruckzone wurden zwei Dampfpumpwerke aufgestellt, von denen das eine als Reserve dient. Jedes Pumpwerk bestand aus einer Verbundmaschine von 166 PS mit zwei Plungerpumpen und war im Stande pro Sekunde 120 Liter Wasser 81 m hoch zu heben. Das neue Wasserwerk in der Mergentheimer Straße war vor allem für die Versorgung der höherliegenden Stadtteile (Hochdruckzone) zuständig, während das Wasserwerk in der Bahnhofstraße wie zuvor die Altstadt und tieferliegenden Stadtteile (Niederdruckzone) versorgte. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit eines Austausches von Wasser zwischen den beiden Netzen. Für die Inbetriebnahme des linksmainischen Wasserwerks war die Fertigstellung der Ludwigsbrücke im Jahr 1895 von Bedeutung, da dadurch über die Luitpoldbrücke ein Ringschluss der Hochdruckleitung erreicht wurde.

Die Nutzung des neu errichteten Wasserwerk wurde durch häufige Hochwasserereignisse aus hygienischen Gründen stark eingeschränkt und stand im Verdacht, ursächlich für das Auftreten von Typhusfällen zu sein. Daher wurde es nach Inbetriebnahme des Wasserwerks Zell a. Main im Jahre 1900 von Trinkwasser- auf Brauchwasserversorgung umgestellt. [1] In den 1950er Jahren stieg der Wasserverbrauch Würzburgs an und am 10. Januar 1951 fasste der Stadtrat den Beschluss, das Wasserwerk in der Mergentheimer Straße für die künstliche Grundwasseranreicherung zu ertüchtigen. [2] Mit den Bauarbeiten wurde am 25. März 1954 begonnen und die Anlage ging 1955 in Betrieb. [3]

1964 erfolgte der Anschluss der ergiebigen Winterhäuser Quelle, deren Wasser ohne Aufbereitung eingespeist werden kann. Letztmalig erfolgte in den Jahren 2003 – 2005 eine vollständige Erneuerung aller Aufbereitungs- und Förderanlagen sowie eine Erweiterung und Sanierung der baulichen Anlagen.

Baubeschreibung

Das Industriedenkmal ist ein freistehender, eingeschossiger und langestreckter Satteldachbau mit Attika-Blendgiebel aus Backstein mit Werksteingliederungen.

Arbeitsweise

Über eine ca. 1000 m lange, horizontale, parallel zum Main unter der Wiese verlegte Sammelleitung mit Saugschächten können folgende Wasserqualitäten zur Trinkwasserbereitung herangezogen werden: Reines Grundwasser, angereichertes Grundwasser (d.h. künstlich infiltriertes Mainwasser) oder natürliches Uferfiltrat (aufgrund der Nähe zum Oberflächengewässer Main).

Im Werk Mergentheimer Straße werden zwei unabhängig arbeitende Wasseraufbereitungsanlagen mit den dazugehörigen Förderanlagen betrieben:

  • Die Mainwasseraufbereitung und Infiltration zur Grundwasseranreicherung: Das Wasser wird zunächst mit einem vom Sanderauer Mainufer aus gut erkennbarem Entnahmebauwerk (Förderanlage) dem Main entnommen und zum Wasserwerk gepumpt. Dort findet eine erste Aufbereitung durch Vorzonung, Flockung und Sedimentation, statt, bevor das Wasser nach einer Filterung durch einen Mehrschichtfilter in einem Filtratbecken landet. In diesem Bereich hat das Wasser schon beinahe Trinkwasserqualität. Von dort wird es über Leitungen zu Infiltrationsfassungen befördert und in den Boden eingebracht (infiltriert). Die Bodenpassage dient insbesondere der Temperatursenkung, da der Main im Sommer teilweise deutlich über 20 Grad hat. Die Infiltration erfolgt parallel zur Sammelleitung im Bereich des Dallenbergbades, nordwestlich davon (Infiltration Dallenberg) und auf der großen Wiese beidseitig des Wasserwerks (Infiltration Nord und Süd). Bis das ursprünglich infiltrierte Wasser als angereichertes Grundwasser an der Sammelleitung ankommt, können bis zu zwei Wochen vergehen.
  • Die Bodenfiltrataufbereitung zur Aufbereitung von Grundwasser, angereichertem Grundwasser und Uferfiltrat zu Trinkwasser: Über die Sammelleitung mit Saugschächten (Förderanlage) wird eine Mischung aus Grundwasser, angereichertem Grundwasser und Uferfiltrat (zusammenfassend als Bodenfiltrat bezeichnet) entnommen. Das Bodenfiltrat wird dann im Wasserwerk mehrfach gefiltert, bevor es in der Reinwasserkammer als Trinkwasser gespeichert wird.

Bedingt durch das im Untergrund vorhandene Speichervolumen des Trinkwasserschutzgebietes lassen sich zur Abdeckung von Bedarfsspitzen kurzzeitig relativ hohe Grundwassermengen fördern: Die Bodenfiltrataufbereitung ist auf eine maximale Aufbereitungsleistung von 200 l/s ausgelegt. Auch Grundwasserschwankungen in heißen Sommern können ausgeglichen werden.

Außerdem wird in den Reinwasserbehälter des Wasserwerkes auch das Wasser der Quelle in Winterhausen eingespeist und in das Versorgungsnetz gepumpt.

Trinkwasserschutzgebiet

Trinkwasserschutzgebiet in der Mergentheimer Straße

Das Trinkwasserschutzgebiet (Zone I) erstreckt sich von der Konrad-Adenauer-Brücke bis zum Sebastian-Kneipp-Steg entlang des linken Mainufers und der Mergentheimer Straße. Das gesamte Trinkwasserschutzgebiet (Zone I bis III) hat eine Fläche von 4,5 km² und umfasst weite Teile des Dallenbergs und des Steinbachtals.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

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