Richard Baumeister
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Dr. Richard Baumeister (* 11. September 1883 in Würzburg; † in Hettstadt) war Arzt und eine wichtige Person im NS-Gefüge in Gaukönigshofen.
Leben und Wirken
Frühe Jahre
Baumeister besuchte das Gymnasium und studierte anschließend an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Medizin. Nach seinem Examen praktizierte er in Hessen und wurde im Ersten Weltkrieg als Landsturmarzt beim Landsturmbataillon Wetzlar eingezogen. Von 1914 bis 1918 war er in Reservelazaretten in Deutschland tätig. 1925 scheint er seine hessische Praxis verlassen zu haben und nach Kitzingen gezogen zu sein. Er wurde Mitglied des „Altdeutschen Verbandes“, innerhalb der Ortsgruppe Kitzingen sowie der Turnerschaft „Alemannia Würzburg“.
Aufstieg in der NSDAP
Bereits am 1. September 1930 trat er in die NSDAP ein und scheint eine völkisch-nationale Gesinnung entwickelt zu haben. Er erhielt die Mitgliedsnummer 289.755 in der Ortsgruppe Kitzingen.
Seit 1931 war er auch Mitglied im Nationalsozialistischen Ärztebund [1] unter der Mitgliedsnummer Nr. 178. Am 1. Januar 1931 folgte der Eintritt in die SA, im Standort Sturmbann Kitzingen. Er erhielt die Stelle des Sturmarztes im Motorsturm M III/79. Am 1. Januar 1934 erfolgte seine Beförderung zum Sanitätssturmbannführer. Vom 1. Januar 1934 bis 1. Juni 1934 war er sowohl I. Sturmbannarzt vom II. Sturmbann / SA-Standarte 9 als auch (Reserve) II. Sturmbann / SA-Standarte 9. Vom 1. Juni 1934 bis 1. Juni [[1935 bekam er die Stelle als Standartenarzt bei der SA-Standarte R 38. Vom 1. März 1935 bis 1. Januar 1936 I. Sturmbannarzt im Sturmbann 1/11. Ab 1. Januar 1936 Sturmbannarzt im Sanitätssturm der Standarte 9 Kitzingen. Am 20. April 1936 hat man ihn zum Sanitätsobersturmbannführer befördert.
Zeit in Gaukönigshofen
1937 besetzte er die Arztstelle in Gaukönigshofen und verzog in das Haus Nr. 29. Der Arzt Dr. Baumann war in Gaukönigshofen nicht sehr hoch angesehen und wurde sogar vom Ortsgruppenleiter, Hauptlehrer Emil Fritz gemieden. Zeugen bezeichneten ihn gar als Psychopathen. Zwischen 1936 und 1945 trat er vor allem als Denunziant in Erscheinung. Die Gestapo in Würzburg hielt jedoch keine seiner gegen Mitglieder der Ortsgemeinde Gaukönigshofen vorgebrachten Anschuldigungen für verfolgenswert. Im Juli 1942 leitete er die Versteigerung von Möbeln aus ehemals jüdischen Anwesen vor dem Rathaus.
Ende des Zweiten Weltkrieges
Am 3. Mai 1945 wurde er von den US-Streitkräften inhaftiert und in ein Internierungslager eingewiesen, woraus er am 7. März 1947 entlassen wurde, um seiner Entnazifizierungsverhandlung in Ochsenfurt beizuwohnen. Während der Lagerhaft verschlechterte sich sein körperlicher und geistiger Zustand zusehends, sodass er als nicht mehr geschäftsfähig galt. Der Spruch des Öffentlichen Klägers an der Spruchkammer Ochsenfurt vom 13. August 1948 reihte ihn aufgrund seines Dienstgrads in der SA, seiner frühen NSDAP-Mitgliedschaft und seines Verhaltens im Nationalsozialismus in die Gruppe II der „Belasteten“ ein. Die Strafe lautete auf Vermögensverlust und 2 Jahre allgemeinnütziger Arbeit, sowie andere Sühnemaßnahmen. Da ihn während der Lagerhaft ein schweres Leiden befallen hatte, ließ er sich bei der Verhandlung von seiner Ehefrau vertreten. Diese legte am 18. Oktober 1948 Einspruch gegen die Einordnung ihres Mannes in die Gruppe II ein. Nach einer Neuverhandlung vor der Berufungskammer Würzburg wurde er aufgrund seiner körperlichen und geistigen Gebrechlichkeit am 23. Mai 1949 in die Gruppe IV der Mitläufer eingereiht. Am 6. Juni 1956 verzog die Familie nach Hettstadt. Richard Baumeister starb bald darauf.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Georg Menig/Gemeindearchiv Gaukönigshofen
- Thomas Michel: Die Juden in Gaukönigshofen/Unterfranken (1550 - 1942). Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Band 38, Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1988 (Stadtbücherei Würzburg Dkl 1 Gau)