Philipp Jörg

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Philipp Matthias Jörg (* 24. Februar 1893 in Hopferstadt; † 8. August 1959 ebenda) war von 1945 bis 1959 1. Bürgermeister von Hopferstadt.

Familiäre Zusammenhänge

Seine Eltern waren die Landwirtseheleute Josef Jörg und Babette, geb. Reißmann. Am 10. Juli 1927 heiratete er Maria Barbara Kuhn aus Riedenheim.

Leben und Wirken

Am 1. Oktober 1914 rückte er ins 9. königlich-bayerisches Infanterie-Regiment nach Würzburg ein. Am 24. September 1916 wurde er bei Hulluch in Flandern schwer durch Gas verwundet und kam ins Lazarett. Am 30. August 1917 wurde er südlich von St. Marie durch eine Mine vertaubt und musste erneut ins Lazarett. Nach seiner Genesung kam er zum 24. Infanterieregiment ins Feld und wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs am 15. Dezember 1918 nach Hopferstadt entlassen.

Gemeinderat in Hopferstadt

Am 17. Dezember 1929 wurde Jörg als Mitglied ins Gemeinderatskollegium von Hopferstadt gewählt. Zugleich erwählte man ihn als Fürsorgenkassenverwalter. Jörg war Angehöriger der Bayerische Volkspartei (BVP). Bei der Gemeinderatswahl nach dem Gleichschaltungsgesetz am 21. April 1933 wurden alle acht Gemeinderatsmitglieder der BVP und Bürgermeister Michael Dürr wieder- bzw. neugewählt. Die Wahl wurde jedoch durch die Aufsichtsbehörde, das Bezirksamt Ochsenfurt, ohne Angabe der Gründe annulliert. Nach Anordnug des Bezirksamtes musste die Wahl am 26. Juni 1933 erneut durchgeführt werden. Hierbei wurde der für die NSDAP angetretene Landwirt Karl Korbmann mit vier Stimmen, einer Gegenstimme und drei Enthaltungen zum Bürgermeister gewählt. Am 3. Juli bestätigte der stellvertretende NSDAP-Kreisleiter Groß und das Bezirksamt Ochsenfurt die Wahl. Philipp Jörg ging als BVP-Mitglied seines Sitzes im Gemeinderat verlustig.

Hopferstadt im Nationalsozialismus

Die staatliche Gleichstellung der Juden gegenüber den bis dahin bevorzugten Christen, die ihren Anfang im Laufe des 19. Jahrhundert genommen hatte, fand im Dritten Reich rasch ein Ende. Nach ersten staatlich gelenkten Boykottmaßnahmen bereits im Jahre 1933 schränkte die nationalsozialistische Reichsregierung Schritt für Schritt die Rechte der jüdischen Bevölkerung ein. Spätestens mit den sog. Nürnberger Gesetzen von 1935 begann die offene Diskriminierung der Juden, welche im Anschluss an den Novemberpogrom von 1938 zu Verfolgung und Deportation in die Vernichtungslager führen sollte.

Der Wechsel der staatlichen Judenpolitik wirkte sich auch in Hopferstadt aus. Die bis dahin gepflegten Geschäftsbeziehungen einheimischer Bauern mit auswärtigen Juden dürften ab 1933 stark zurückgegangen sein. Zur Verdeutlichung der Forderungen der neuen Machthaber wurde auf Anordnung der NSDAP-Kreisleitung Ochsenfurt vom 10. September 1935 auch in Hopferstadt eine Tafel mit der diskriminierenden Aufschrift „Juden sind hier unerwünscht“ aufgestellt. Diese von offizieller Seite propagierte judenfeindliche Einstellung teilten aber nicht alle Ortsbürger. So ließ es sich z.B. der Landwirt Philipp Jörg nicht nehmen, weiterhin mit Juden geschäftliche Kontakte zu pflegen. Da dieses Verhalten der örtlichen Parteiglieder der NSDAP ein Dorn im Auge war, beantragte der nationalsozialistische Bürgermeister von Hopferstadt Ferdinand Pfeuffer 1937 den Ausschluss Jörgs aus dem Zuchtverband für Frankenvieh in Würzburg.

Bürgermeister von Hopferstadt

Nach der Besetzung Hopferstadts durch die amerikanischen Truppen am 2. April 1945 folgte bereits im Sommer der Versuch eine erste Zivilverwaltung wieder einzusetzen.

Da nach der Besetzung Hopferstadts durch die amerikanischen Truppen am 2. April 1945 Bürgermeister und Gemeinderat von der amerikanischen Militärregierung entlassen worden waren, fand am 5. Juli 1945 im Hopferstadter Pfarrhaus die Einsetzung eines neuen Bürgermeisters statt. Hierbei griff man soweit möglich auf ehemalige BVP-Politiker zurück. Der ehemalige Gemeinderat und BVP-Anhänger Philipp Jörg erklärte sich zur Aufstellung als Kandidat bereit. Am 21. Mai 1946 wird er erstmals als Bürgermeister im Gemeindeprotokoll Hopferstadt genannt. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Wohnraumbeschaffung für Flüchtlinge und Vertriebene, die Sanierung des Schulsaals und des Rathauses.

Bereits 1950 gab Bürgermeister Jörg den ersten Anstoß zur Durchführung einer Flurbereinigung in Hopferstadt. Aber die Zeit war damals noch nicht reif dafür. Wegen Gehässigkeiten und Anfeindungen, und um keine Unruhe in das Dorf zu bringen, wurde das Thema wieder auf Eis gelegt.

Nachfolge

Am 20. September 1959 wurde Andreas Herrmann als Nachfolger von Philipp Jörg, dessen Stellvertreter er zuletzt war, zum 1. Bürgermeister der Gemeinde Hopferstadt gewählt.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern [1]
  • Verwundetenabzeichen [2]
  • Eisernes Kreuz II. Klasse [3]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Georg Menig M.A., Stadtarchivar Ochsenfurt
  • Stadtarchiv Ochsenfurt, Abt. Hopferstadt, Akte: „Stellenplan der Gemeinde“, Namensliste der Beamten, Angestellten und Beschäftigten von 17. Juni 1948 und Protokollbuch der Gemeindeverwaltung 1952-1960, S. 72.
  • Hopferstadt - Ein Dorf im Ochsenfurter Gau. Hrsg.: Katholische Kirchenstiftung Hopferstadt, Vier Türme Verlag, Münsterschwarzach 2006 [4]

Erläuterungen und Hinweise

  1. Der Militärverdienstorden des Königreichs Bayern wurde am 19. Juli 1866 durch den bayerischen König Ludwig II. während des Deutschen Krieges gestiftet und konnte allen Personen verliehen werden, die sich im Krieg ausgezeichnet oder sich sonstige Verdienste um die Bayerische Armee erworben hatten, die jedoch die Bedingungen zur Auszeichnung mit dem Militär-Max-Joseph-Orden nicht erfüllten. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Das Verwundetenabzeichen war eine deutsche militärische Auszeichnung für im Dienst verwundete Soldaten, die erstmals 1918 von Kaiser Wilhelm II. gestiftet wurde. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  3. Artikel zum Eisernen Kreuz bei Wikipedia [3].
  4. Die Chronik von Hopferstadt „Hopferstadt - Ein Dorf im Ochsenfurter Gau“ kann über das Pfarrbüro der Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen käuflich erworben werden.
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