Obst- und Gartenbauverein Greußenheim e.V.
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Der Obst- und Gartenbauverein Greußenheim e.V. ist ein Verein in Greußenheim.
Geschichte
Vorgeschichte
Eine jahrzehntelange Vorgeschichte deutet auf schwierige Zeiten hin: Der Bruderkrieg von 1866 hinterließ durch die vielen verwüsteten Felder viel Elend. Beim Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870/71 zogen 30 Männer ins Feld. Zwei Soldaten starben im Feldlazarett.
Die 1870er Jahre müssen wegen des ständigen Regens viel Not gebracht haben. Die Frucht verfaulte auf den Äckern, die Wege waren schlecht zu befahren, weil die Wagen bis auf die Achse einsanken. Es ist daher kein Wunder, dass sich die minder begüterten Bauern bis an die Ohren verschuldeten. Ab 1872 begannen die Gerichtsvollzieher zu existieren. Diese vermehrten die Not der Menschen. In Würzburg saßen damals sechs Gerichtsvollzieher, fünf davon waren für das Land bestimmt. Ein Gerichtsvollzieher verdiente unrühmlich festgehalten zu werden, der den bezeichnenden Namen „Harth“ führte. Zur Erntezeit wurde oft die Frucht auf den Äckern gepfändet und man sah viele Pflöcke mit den Tafeln der Gläubiger auf der Flur. Kredite wurden nicht gewährt. Man verlangte Zinskaution, Kostenkaution usw. Die Grundstücke verloren ihren Wert und die begüterten Leute erwarben für einen Spottpreis den Boden. Das war eine schlimme Zeit für die Landwirtschaft. Viele Zwangsversteigerungen fanden statt. Zwischen 1860 und 1900 verließen mindestens zwölf Familien Greußenheim, sie wanderten überwiegend nach Amerika aus.
Anfänge
Um den schwer ringenden Bauern zu helfen, entstand der Plan, hier einen Darlehenskassenverein einzurichten. Der damalige Pfarrer Carl Theodor Müller, vom 1. Oktober 1881 - 14. August 1909 (verstorben in der Hs.Nr. 134 = Pfarrhaus) Pfarrer von Greußenheim, Bauherr der Kinderbewahranstalt, 1906 ob seiner Verdienste zum Ehrenbürger ernannt, setzte sich tatkräftig dafür ein. 47 Bauern meldeten sich dafür an. Das 1. Ziel war die Hebung der Obstbaumzucht, nachdem im kalten Winter 1877 die meisten Bäume erfroren waren. Von der Firma Müller aus Karlstadt wurden 800 Bäume, von der Baumschule Estenfeld 600 Bäume gekauft. Innerhalb von 2 Jahren wurden fast 3000 Stück gepflanzt. Die Bäumchen wurden zunächst an die Vereinsmitglieder, später an alle Interessenten, verkauft. Es bildete sich innerhalb des Darlehenskassenvereins ein eigener Obstbauverein. Die Fremden fragten verwundert: „Was haben denn die Greußemer vor?“
Rückschlag
Doch bald kam ein schwerer Rückschlag. Das Jahr 1893 ist allgemein bekannt als Hungerjahr. 400 Bäumchen gingen ein. Die große Trockenheit ließ das Futter für das Vieh verdorren und alte Leute erzählen, dass man oft das Vieh vor Hunger brüllen hörte. Viele Leute gingen in den Wald und rupften Blätter von den Bäumen und Sträuchern. Die Hitze hielt jedoch weiter an und man war gezwungen, das Vieh selbst zu schlachten, oft 2-3 Stück am Tag. Das Fleisch wurde erst für 50 Pfennig, später für 20 Pfennig pro Pfund, verkauft. In dieser Not bewährte sich der Darlehenskassenverein. Er kaufte im Großen von den Mahlmühlen der bayerischen Armee 12.000 kg Kleie, auch Heu und Stroh, und verkaufte es zu billigen Preisen an die Leute, um wenigstens nicht den ganzen Viehbestand einzubüßen.
Gründung
1894 war ein gutes Jahr, nur das Vieh fehlte. Die Preise dafür kletterten natürlich in die Höhe, ein Kalb kostete so viel wie früher ein Rind. Unter diesen Umständen konnte der Viehbestand kaum erhöht werden. Man war froh, ihn überhaupt erhalten zu können. 1891 kam es zur Gründung des Darlehenskassenvereins. Offensichtlich kam es dann 1895 zur Gründung eines eigenen Obst- und Gartenbauvereines. Maßgebend waren beteiligt Pfarrer Carl Theodor Müller und Lehrer Philipp Griebel (* 16. Mai 1852 in Hafenlohr), Schulleiter in Greußenheim vom 1. Mai 1890 - 1. Mai 1909. Der Verein wurde von beiden bis zum Kriegsausbruch 1914 gemeinsam geführt.
Weitere Entwicklung
Nach dem Ersten Weltkrieg leitete die Geschicke des Vereins Anton Röthlein senior. Die erste fahrbare Motorspritze zur Schädlingsbekämpfung im Obstbau wurde im Jahre 1936 zum ersten Mal eingesetzt und Gemeinschaftsspritzungen durchgeführt. Im Februar 1951 übernahm Anton Röthlein jun. die Führung bis 1960.
Von 1960 bis 1968 hatte Oswald Redelberger den Vorsitz. In diesen Jahren wurde der Blumenschmuck-Wettbewerb unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“ durchgeführt. 1968 wurde Josef Hetzer zur 1. Vorstand gewählt. Unter dessen Führung wurde die Blumenschmuckbewertung innerhalb des Vereins sehr gefördert. Des Weiteren wurden 15 Ruhebänke innerhalb und außerhalb des Dorfes aufgestellt. Die gute Zusammenarbeit innerhalb der Vorstandschaft brachte dem Verein viele Mitglieder sowie ein gutes Ansehen in der Gemeinde.
Zum 110-jährigen Jubiläum (2001) hat der Obst- und Gartenbauverein an der Bildeiche eine Madonna aufgestellt. Die Figur wurde gestaltet von dem Künstler Wolfgang Finger-Rokitnitz aus Böttigheim. Die Anlage am Kreuzschlepper wird seit Jahren von Mitglied Paula Spitznagel gepflegt.
Im Jahr 2015 hat der Verein bei den Kreuzwegstationen eine Bank aufgestellt. Der Standort bietet eine herrliche Aussicht über das Dorf. In den Jahren 2022 und 2023 hat der Verein in Eigenleistung und mit finanzieller Unterstützung der Allianz Waldsassengau den sog. Wein-Garten Valfabbrica in der Friedenstraße/Ecke Julius-Echter-Straße auf einem Grundstück der Gemeinde Greußenheim gebaut und gestaltet.
Abteilungen
- Hauptverein
- Arbeitskreis Heimat- und Geschichtspflege
Arbeitskreis Heimat- und Geschichtspflege
Seit Dezember 2015 hat der Verein eine neue Abteilung „Heimat- und Geschichtspflege“. Der Arbeitskreis wird gebildet von Thomas Rützel (Bürgermeister a.D.), Günter Hetzer (Gemeindearchivpfleger), Hans-Joachim Schreiber (Lehrer a.D.) und Artur Seubert (Fotograf). Der Arbeitskreis hat sich zur Aufgabe gemacht das historische Erbe unserer Gemeinde zu wahren und regelmäßig geschichtlich bedeutsame Beiträge im Mitteilungsblatt der VG Hettstadt zu veröffentlichen. Ferner wird der 2. Band der Heimatchronik von den Mitgliedern Thomas Rützel, Günter Hetzer und Artur Seubert erstellt. Gleichzeitig hat das Mitglied Hans-Joachim Schreiber einen Bildstockführer für Greußenheim erstellt.
Ortsbildgestaltung
Zur Neugestaltung eines Bewegungsparcours am Süßen Brünnle beteiligte sich der Verein 2017 mit der Aufstellung einer Ruheliege.
Vorstandschaft
Arnulf Duscha führt den Verein als erster Vorstand seit 1997. Zweite Vorsitzende ist Ingrid Oppmann, Schriftführerin Alisia Hetzer und Kassier Günter Hetzer.
Vereinsaktivitäten
- Für die Freunde von Bio-Produkten und Gewürzen wurde am Süßen Brünnle 2018 ein Musterwildkräutergarten angelegt.
- Vorträge über gesunde Ernährung
- Im Frühjahr finden Obstbaumschnitt- oder Baumsägekurse statt.
- Ferner bietet der Verein Einkaufsvergünstigungen z.B. bei verschiedenen Fachfirmen in der Umgebung oder bei Eintrittskarten für Landesgartenschauen.
- Traditionell werden auch Würzbürden gebunden, die am Feiertag Maria Himmelfahrt gesegnet und anschließend gegen eine Spende abgegeben werden. Die Würzbürden waren früher die Apotheken der Menschen.
- Beteiligung am gemeindlichen Ferienprogramm
- Mit großem Engagement wirkt der Verein auch bei den jährlichen Vereinsringveranstaltungen mit.
- Beim Backhäuslesfest um den 3. Oktober übernimmt der Verein auch den herbstlichen Schmuck im Festzelt und am Backhäusle.
- Die Jahreshauptversammlung zu Beginn der Adventszeit wird mit einer Blumenverlosung und Vorträgen mit Themen aus dem Garten oder dem Ernährungsbereich aufgewertet.
- Pflege des Wildkräutergartens beim Süßen Brünnle.
Kontakt
- Obst- und Gartenbauverein Greußenheim e.V.
- 1. Vorsitzender: Arnulf Duscha
- Jägerstraße 15
- D-97259 Greußenheim
- Telefon: 09369 - 99255
- E-Mail: ogv-greussenheim@web.de
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Greußenheimer Vereine stellen sich vor. Vereinsring Greußenheim e.V. (Hrsg.), Greußenheim 2019, S. 10 f.