Neue Synagoge in Aub

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Ehemalige Neue Synagoge der Stadt Aub (2013)

Die Neue Synagoge der Stadt Aub in der Neuertgasse 12 ist ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude in der Stadt Aub.

Geschichte der jüdischen Gemeinde

In Aub bestand eine jüdische Gemeinde laut erster urkundlicher Erwähnung um 1298 im Martyrologium des Nürnberger Memorbuches, wo die Stadt unter den Blutorten der Rintfleisch-Verfolgung genannt wird. Ein sicherer Beweis hierfür ist der ehemalige Wasserspeier am Westchor der Stadtpfarrkirche, der aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt und einen bärtigen Mann mit Spitzhut eindeutig als Juden ausweist. Nur wenige Jahre später siedelten wieder Juden in Aub und waren so 1336 dem nächsten Pogrom ausgeliefert. Wenige Jahrzehnte später bot die günstige Verkehrslage erneut Juden Anreiz sich in Aub anzusiedeln, um mit Handel jeglicher Art ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit dem Versprechen ihnen Schutz zu gewähren, wurden sie ganz gezielt von der Ortsherrschaft, den Grafen von Hohenlohe-Brauneck und deren Nachfolgern, aus finanziellen Gründen hier her geholt. Juden mussten ihr Schutz– und Wohnrecht an die jeweilige Herrschaft teuer bezahlen und brachten aus Sicht der Ortsherrschaft den Vorteil, ihnen immer wieder mit Bargeld aushelfen zu können.

Spätestens ab 1550 lassen sich durch das Memorbuch der jüdischen Kultusgemeinde Aub bedeutsame Ereignisse nachweisen. Aus dieser Quelle geht hervor, dass Aub der Sitz eines größeren Rabbinates war. Wegen der wechselnden Herrschaftsverhältnisse und vieler Handelsleute, die auf Durchreise waren, gab es immer schon eine sehr liberale Haltung gegenüber Juden in Aub, die fest in die städtische Gemeinschaft integriert waren. Für die Wirtschaft waren sie als Vieh- und Warenhändler für den Wohlstand der Stadt mitverantwortlich.

Bis 1810 war die jüdische Bevölkerung Aubs in deutschordische und würzburgische Judenfamilien eingeteilt. Ende des 19. Jahrhunderts waren über ein Zehntel der Auber Bevölkerung jüdisch.

Die Repressalien der Nationalsozialisten seit 1933 hatten zunächst wenige Folgen. Seit 1937, vor allem aber seit den Ausschreitungen im Novemberpogrom 1938 flohen die Auber jüdischen Familien vermehrt. 21 Personen gelang die Auswanderung, 55 zogen nach Würzburg, Frankfurt a.M. und in andere Städte um. Im Sommer 1939 befanden sich keine Juden mehr in Aub.

Geschichte der Synagoge

Die neue Synagoge wurde 1743 im jüdischen Viertel erbaut. Einen Gemeinderabbiner gab es bis ins Jahr 1851. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge in Aub geschändet, später zu einem Wohnhaus umgebaut. 2016 hat sie schließlich die Stadt Aub erworben. Bereits kurz danach wurde unter dem vermeintlichen Kohlekeller eine Mikwe [1] vermutet. Erste Grabungen bestätigten dies. Die Grabungen wurden zunächst durch das Landesamt für Denkmalpflege eingestellt. Im Jahr 2023 wurde der offizielle Auftrag zur Ausgrabung vergeben. In ehrenamtlicher Arbeit trug man Schicht für Schicht des Verfüllmaterials ab. Bei den Ausgrabungen führte die Treppe, die sich in dem viereckigen Schacht von einer Seite des Schachtes zur anderen wand, tiefer und tiefer in die Erde. Bei 8,25 Metern schließlich war die Sohle, das eigentliche Ritualbad, erreicht. Der Schacht selbst wurde bis unter den Wasserspiegel der nahen Gollach in den Fels eingebracht. Da der Schacht sehr tief war, wurde er vermutlich mit einem Leuchter erhellt, den man in den Schacht hinunterlassen konnte. Der Schacht selbst wurde mit mehreren Entlastungsbögen versehen. Die jüdische Gemeinde hatte das Bad für ihre rituelle Waschungen genutzt. [2]

Baubeschreibung

Die neue Synagoge ist ein zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau mit Fachwerkobergeschoss. Das Gebäude wurde 1879 und 1927 renoviert und 1938 beschädigt.

Jüdische Schule

Die Synagoge wurde gleichzeitig auch als koedukative Schule für den Religionsunterricht benutzt. Die Schule besuchten zwischen 20 und 30 jüdische und christliche Kinder. Die Juden bekamen die Ferien nach dem jüdischen Kalender, die Christen nach dem christlichen. Ab den Novemberpogromen 1938 und während des Zweiten Weltkriegs war es den jüdischen Kindern nicht mehr erlaubt, zur Schule zu gehen.

Rabbiner in Aub

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Eine Mikwe (hebräisch für „Sammelbecken“) ist ein rituelles Tauchbad im Judentum, das der Erlangung ritueller Reinheit dient. Der Begriff bedeutet wörtlich „zusammenfließen“, da das Wasser der Mikwe aus natürlichen Quellen stammen sollte. Frauen nutzen die Mikwe nach ihrer Menstruation, aber auch nach der Geburt, um sich rituell zu reinigen. Männer können sie ebenfalls vor wichtigen religiösen Ereignissen, wie dem Schabbat oder Jom Kippur, aufsuchen. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Main-Post: „Aub: Ausgegrabene Mikwe an der neuen Synagoge ist älter als vermutet“ (25. September 2025)

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