Rintfleisch-Verfolgung
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Die Rintfleisch-Verfolgung war ein auf ganz Franken ausstrahlendes Judenpogrom im Jahr 1298.
Namensgeber
Ihren Namen erhielt die Verfolgungswelle von ihrem Anführer, „Rintfleisch“, der Metzger und/oder Scharfrichter war und am 20. April 1298 eine sog. Hostienschändung im nahen Weikersheim zum Anlass nahm, Juden zu verfolgen. Demnach war Graf Kraft I. von Hohenlohe-Weikersheim, zu dessen Territorium auch Röttingen gehörte, bei Juden so verschuldet, dass er ohne großen Verlust an Vermögen diese nicht abtragen konnte. Die Juden fürchteten bereits Unheil und baten daher den Bischof von Würzburg, Manegold von Neuenburg, den Hohenloher eidlich versprechen zu lassen, den Juden nichts anzutun. Als er dies beschwor, seien die Juden übermütig geworden und hätten sich am Gründonnerstag zur Weikersheimer Kirche Zutritt verschafft und die Hostie auf dem Altar geschändet, die daraufhin reichlich Blut absonderte.
Geschichte
Von Röttingen ausgehend, wo eine Horde unter dem Anführer Rintfleisch über die jüdischen Bürger herfiel und 21 von ihnen erschlagen wurden, betraf die Judenverfolgung mit zeitlicher Verzögerung ganz Franken. Die Rintfleisch-Verfolgung ist im Kontext der Thronstreitigkeiten zwischen Albrecht I. von Österreich und Adolf von Nassau zu sehen, zählt zu den ersten flächendeckenden Judenpogromen seit dem Ersten Kreuzzug 1097 und stellte den Auftakt zu den großen Verfolgungswellen der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts dar. Ab 28. Juni sind Judenverfolgungen in Ochsenfurt belegt und zwischen dem 18. Juli und dem 1. August erreichte die Verfolgungswelle auch Würzburg, wo am 23. Juli über 900 jüdische Menschen grausam ermordet wurden.
Siehe auch
Quellen
- Friedrich Lotter: DIE JUDENVERFOLGUNG DES „KÖNIG RINTFLEISCH“ IN FRANKEN UM 1298: Die endgültige Wende in den christlich-jüdischen Beziehungen im Deutschen Reich des Mittelalters. In: Zeitschrift für Historische Forschung, Vol. 15, No. 4 (1988), S. 385-422