Maurice E. Henderson
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Lt. Col. Maurice E. Henderson (* 1894; † 1970) war Oberstleutnant der US-Army und erster Stadtkommandant der amerikanischen Militärregierung in Würzburg nach dem Zweiten Weltkrieg.
Leben und Wirken
Maurice E. Henderson wurde im US-Bundesstaat Minnesota geboren, ebenso wie seine Frau Grace, die er 1920 heiratete. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die 1921 und 1923 zur Welt kamen. Im Zweiten Weltkrieg wollte Henderson, Befehlshaber einer Einheit der Nationalgarde von Montana, unbedingt zur kämpfenden Truppe, durfte aber wegen seines Alters nicht. Der Colonel war im Zivilberuf Leiter der Verwaltung der 9000-Einwohner-Stadt Bozeman im US-Bundesstaat Montana, was ihn 1945 für eine ähnliche Position in Unterfranken qualifizierte.
Stadtkommandant in Würzburg
Noch vor dem offiziellen Ende des Krieges übernahm die amerikanische Besatzungsmacht am 5. April die Regierungsgewalt in Mainfranken. Maurice E. Henderson wurde erster Gouverneur der Militärregierung in Würzburg und nahm seinen Amtssitz am Ludwigkai. Erste und wichtigste Aufgabe Hendersons war die Bestimmung eines neuen Oberbürgermeisters für Würzburg. Theo Memmel, der alte, war kurz zuvor geflohen. Der Chef der Militärregierung entschied sich einen Tag nach der Eroberung Würzburgs am 6. April 1945 für den 58-jährigen Versicherungsmakler Gustav Pinkenburg. Dieser war vor 1933 SPD-Mitglied gewesen und als ehemaliger Soldat gewohnt, Befehle ohne Murren auszuführen. Beides sprach für ihn.
Organisationsablauf
Täglich um 8.30 Uhr empfing Henderson die Spitzen der städtischen und unterfränkischen Verwaltung mit zwei Beisitzern und einem Dolmetscher. Als Verbindungsmann zwischen Stadt und Militärregierung fungierte der 2. Bürgermeister Otto Stein. Nach zunächst martialischem Auftreten der Amerikaner normalisierte sich das Verhältnis zwischen Besatzern und den Bewohnern der US-Zone auf ein Normalmaß. Am 6. Juni 1946 musste Gustav Pinkenburg aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt beurlaubt werden.
Eine Wahl durch die Bürger gab es, genau wie bei Pinkenburg, nicht, doch inzwischen wurde ein erster Nachkriegs-Stadtrat gewählt und der Rechtsanwalt und Schriftsteller Michael Meisner, der spätere Mitherausgeber der Main-Post für sechs Wochen zum ehrenamtlichen Stadtoberhaupt bestimmt, da er dann zum Landrat gewählt wurde. Nachfolger wurde Hans Löffler, der bereits vor dem Zweiten Weltkrieg das Amt ausgeübt hatte.
Die Mitglieder der Militärregierungen wechselten häufig. Nach einer Dienstvorschrift mussten sie mindestens einmal im Jahr versetzt werden oder sie wurden demobilisiert. Die meisten Offiziere blieben daher lediglich wenige Monate in Würzburg. Nur Henderson verbrachte zwei Jahre in der Stadt. Dieser Verlängerung stimmte er jedoch erst zu, als er die Gewissheit hatte, dass seine Frau zu ihm kommen durfte, was im Juni 1946 auch geschah. So wurde Grace Henderson einer der ersten amerikanischen Zivilistinnen, die nach dem Krieg in Deutschland lebte. Am 24. Juni 1947 verließen Maurice und Grace Henderson Würzburg.
Pensionierung
Am 30. November 1954 wurde er aus dem Militärdienst in den Ruhestand verabschiedet.
Siehe auch
Quellen
- U.S. Army Register, United States Department of the Army, U.S. Government Printing Office, 1960, S. 243
- Main-Post: „Er hatte ab April 1945 in Würzburg das Sagen: Wie der Amerikaner Maurice E. Henderson im zerstörten Würzburg regierte“ (31. Mai 2024)