Leo Weismantel

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Leo Weismantel

Prof. Dr. Dr. h.c. Leo Weismantel (* 10. Juni 1888 in Obersinn; † 16. September 1964 in Rodalben/Pfalz) war ein deutscher Schriftsteller und Reformpädagoge.

Familiärer Hintergrund

Weismantel wurde in Obersinn/Lkr. Main-Spessart als siebtes Kind der Kaufmannsfamilie August und Barbara Weismantel geboren.

Leben und Wirken

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Münnerstadt, das er nach einer schweren Krankheit ohne Abitur verließ, und dem 1908 in Würzburg begonnenen Studium der Philologie, Philosophie und Naturwissenschaften, wurde er 1914 mit einer geographischen Monographie über die Haßberge an der Universität Würzburg zum Dr. phil. promoviert.

In seiner Zeit als Lehrer an der privaten Handelsrealschule für Knaben Institut Adam in Würzburg (1915-1919) veröffentlichte er 1917 seinen ersten Roman „Marie Madlen“. Dieser „Roman aus der Rhön“ begründete seinen schriftstellerischen Ruf und war zugleich das erste von vielen Büchern und Veröffentlichungen über die Rhön. 1919 hat sein erstes Drama „Die Reiter der Apokalypse“ am Würzburger Stadttheater Premiere.

1920 verließ Weismantel den Schuldienst und zog nach Marktbreit, wo er als freischaffender Künstler und Pädagoge tätig war. Eines seiner wesentlichen Arbeitsgebiete war eine auf Völkerverständigung hinwirkende Friedenspädagogik im Rahmen einer sogenannten „Schule der Lebensalter“. [1]

Politische Laufbahn

Von 1924 bis 1928 vertrat Weismantel als Abgeordneter die Christlich-Soziale Partei (1925 in Christlich-Soziale Reichspartei umbenannt), ohne formell Parteimitglied zu sein im Bayerischen Landtag.

Zu einem Mittelpunkt der pädagogischen Reformbewegung entwickelte sich das von ihm 1928 in Marktbreit gegründete Lehr- und Forschungsinstitut „Schule der Volkschaft“. Weismantel widmete seine schriftstellerische Produktion bis 1933 in erster Linie reformpädagogischen Themen.

Mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus blieb für seine pädagogischen und kulturpolitischen Reformvorstellungen jedoch kein Raum mehr, so dass er sein Institut schließen musste und 1936 wieder nach Würzburg zog. Trotz seiner katholischen Grundhaltung gehörte er zu den 88 Schriftstellern, die im Oktober 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichnet hatten. [2]. Im selben Jahr schrieb er Die Sonnenwendfeier des jungen Deutschland[3]

Schriftstellerische Tätigkeit

In Würzburg wendete er sich vorwiegend religiösen Themen zu und schrieb Künstlerbiographien. Besonders sein 1939 erschienener Roman „Gericht über Veit Stoß“ ist geprägt von seiner katholischen Haltung, die unverkennbar der nationalsozialistischen Weltanschauung entgegenstand und somit zur, aus einer Haltung geistigen Widerstands heraus entstandenen Literatur der „Inneren Emigration“ [4] gerechnet werden kann. Die in diesem Werk vertretenen Werte des Individualismus und Humanismus waren auch ohne eindeutige Anspielungen als Kritik an der herrschenden Weltanschauung aufzufassen. Sein unmissverständliches Bekenntnis zum Katholizismus führte zu seiner zweimaligen Verhaftung 1939 und 1944 durch die Gestapo. 1942 erfolgte ein Veröffentlichungsverbot seiner Werke. Der zweiten Inhaftierung schloss sich eine Internierung in einem Sonderlager in Würzburg an.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 durch die britische Royal Air Force wurde auch seine Wohnung in der Theaterstraße 4 im „Wüstefeldhaus“ zerstört, so dass Weismantel wieder in seinen Geburtsort Obersinn zurückkehrte. Hier erlebte er das Ende des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reiches.

Die Amerikaner, zu deren Besatzungszone auch die fränkische Heimat des Dichters gehören sollte, erstellten bereits im Herbst 1944 eine Weiße Liste mit unbelasteten deutschen Persönlichkeiten, die für eine Mitarbeit bei der demokratischen Erneuerung des besiegten Landes gewonnen werden sollten. Hierzu zählte auch Weismantel, der als bayerischer Kultusminister in Erwägung gezogen wurde. Weismantel lehnte diesen Posten jedoch ab und übernahm stattdessen von 1945 bis 1947 das Amt eines Schulrates im ehemaligen Landkreis Gemünden am Main sowie später, von 1947 bis 1951, eine Professur für Kunsterziehung am Pädagogischen Institut in Fulda.

Seine reformerischen Vorstellungen fanden aber erneut nicht die Aufnahme, die ihm eine weitere Tätigkeit auf diesem Wirkungsfeld gestattet hätte, sondern wurden immer weniger beachtet. Lediglich der Verlag der DDR-CDU zeigte Interesse am Werk Weismantels. Seine Ablehnung der Konfessionsschule, seine Proteste gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und schließlich seine Mahnungen zu einer Verständigung mit der DDR und UdSSR als Hauptgegner des Kalten Krieges sowie der Beifall aus diesem Lager, führten Weismantel, der ab 1950 nichts mehr veröffentlichte [5], in die Isolation. In den 1950er Jahren wurde er sogar als Kommunistenfreund verfemt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Bereits 1948 wurde Weismantel Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde. Im Dezember 1954 lud ihn die Stadt Würzburg als Redner zur 150-Jahr-Feier des Stadttheaters wieder aus, nachdem seine Teilnahme an einem Schriftstellertreffen auf der Wartburg (Thüringen) bekannt geworden war. Ähnlich wie auch Leonhard Frank, verlieh die (Ost-)Berliner Humboldt-Universität Weismantel die Ehrendoktorwürde.

Letzte Ruhestätte

Weismantel starb am 16. September 1964 in Rodalben/Pfalz nach einem Herzinfarkt. Begraben ist er in Jugenheim/Bergstraße.

Publikationen (Auswahl)

Romane

  • 1918: Mari Madlen [6]
  • 1922: Das unheilige Haus
  • 1925: Der Kurfürst
  • 1928: Das alte Dorf (Erster Teil der Rhön-Trilogie „Vom Sterben und Untergang eines Volkes“)
  • 1932: Die Geschichte des Hauses Herkommer (Dritter Teil der Rhön-Trilogie)
  • 1933: Das Sterben in den Gassen (Zweiter Teil der Rhön-Trilogie)
  • 1934: Die Pestnot 1633
  • 1936: Eveline. Der Roman einer Ehe
  • 1938: Die Sibylle. Die Geschichte einer Seherin
  • 1940: Jahre des Werdens
  • 1941: Der Vorläufer
  • 1940: Das Totenliebespaar. Roman aus der Kindheit und den Lehrjahren des Mathis Nithart, der fälschlich Matthias Grünewald genannt wurde-
  • 1941: Der bunte Rock der Welt. Roman aus den Wander- und frühen Meisterjahren des Mathis Nithart, der fälschlich Matthias Grünewald genannt wurde.
  • 1943: Die höllische Trinität. Roman aus den Jahren der Vollendung des Meisters Mathis Nithart, der fälschlich Matthias Grünewald genannt wurde.

Biographien

  • 1936: Dill Riemenschneider. Roman
  • 1938: Leonardo da Vinci
  • 1939: Gericht über Veit Stoß. Roman
  • 1949: Elisabeth. Die Geschichte eines denkwürdigen Lebens
  • 1950: Albrecht Dürer: „Albrecht Dürers Brautfahrt in die Welt“ und „Albrecht Dürer - Der junge Meister“. Roman
  • 1940/43: Grünewald-Trilogie: siehe Romane

Erzählungen

  • 1923: Musikanten und Wallfahrer
  • 1924: Der närrische Freier
  • 1926: Die Bauernnot. Das Schicksal des Hans Böhm, des Paukers von Niklashausen.
  • 1927: Die Geschichte des Richters von Orb
  • 1933: Die Sonnenwendfeier des jungen Deutschland
  • 1936: Heilig das Reich - die letzte Schlacht
  • 1940: Venus und der Antiquar
  • 1940: Die Letzten von Sankt Klaren
  • 1940: Die Erben der lockeren Jeanette
  • 1941: Tertullian Wolf. Die Geschichte des Pfarrherrn von Sparbrot

Bühnenstücke

  • 1919: Die Reiter der Apokalypse
  • 1920: Der Wächter unter dem Galgen
  • 1921: Totentanz
  • 1924: Die Wallfahrt nach Betlehem
  • 1925: Der Kurfürst. Ein rheinisches Festspiel
  • 1941/42: Salas y Gomez (Trauerspiel)

Sachbuch

  • 1924: Werkbuch der Puppenspiele
  • 1937: Die Anbetung des Lammes: Ein Büchlein von der Reinheit des Lebens
  • 1940: Der Webstuhl - Von Bauern, Webern, Fabriklern und ihrer Not

Kinder- und Jugendbücher

  • 1932: Nepomuk, die Räuberbande und das Fähnlein der Käuze
  • um 1935/40: Wunderschön-Prächtige - Ein Marienleben in Liedern und Bildern, illustriert von Andreas Meier

Mitgliedschaft

Leo Weismantel war Mitglied der kath. Studentenverbindung K.D.St.V. Cheruscia Würzburg.

Posthume Würdigung

Literatur

  • Sammelband: Leo Weismantel - Leben und Werk. Berlin 1948, Neudruck Würzburg 1985
  • Franz Gerth: Leo Weismantel. Berlin 1968
  • Arno Klönne: Leo Weismantel - ein fränkischer Poet und Pädagoge. Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Bd. 37/1985
  • Kurt Illing und Irene Lorenz: Fränkische Art und Totenklage. Leo Weismantel. in: Kurt Illing (Hrsg.): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Würzburg (Eigenverlag) 1992, S. 111-119
  • Ernst Klee: „Leo Weismantel“ Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3-10-039326-5
  • Richard Zürrlein: Literatur im provinziellen Umfeld. in: Unterfränkische Geschichte. Hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 377-466; S. 409-412, 427 f., 433 f. und 452.

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Richard Zürrlein: Literatur im provinziellen Umfeld. in: Unterfränkische Geschichte. Hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 377-466; S. 410
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN: 978-3-10-039326-5, S. 653.
  3. Klee, Kulturlexikon, S. 653.
  4. Richard Zürrlein, a.a.O., S. 427 f.
  5. Richard Zürrlein, a.a.O., S. 434
  6. Vorabdruck 1917/18 in der Zeitschrift Hochland
  7. Richard Zürrlein, a.a.O., S. 433

Dieser Artikel basiert zum Teil auf dem Artikel Leo Weismantel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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