Johann Philipp Preuß
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Johann Philipp Preuß (* 21. April 1605 in Erbach im Odenwald [1]; † 1687 (?)) war ein fränkischer Bildhauer und Architekt in Diensten der Würzburger Fürstbischöfe.
Familiäre Zusammenhänge
Johann Philipp Preuß entstammte einer weitverzweigten Brunnenmeisterfamilie, die um die Wende zum 17. Jahrhundert über die Grafschaft Erbach an den Würzburger Hof gelangte. Stammvater der Familie scheint Johann Philipps Großvater David Preuß gewesen zu sein, der als fürstlicher Brunnenmeister von Halberstadt nach Erbach wechselte. Er ist seit 1610 in Würzburg nachweisbar, als er „ufm Graben zur Wiegen“ im Dietricherviertel ein Haus erwirbt. [2] Er scheint die Erbacher Brunnenmeisterstelle seinem Sohn Dietrich, Johann Philipps Vater, überlassen zu haben. Dietrich heiratete 1601 Anna Margareta Schneidbacher in Reichelsheim bei Erbach. [3] Aus dieser Ehe gingen wenigsten drei Kinder hervor, Johann Philipp (1605), Johann Casimir (1610) und Maria.
Ab 1626 bis 1633 ist Dietrich Preuß Brunnenmeister am Würzburger Juliusspital. Dass das Juliusspital Brunnenmeister benötigte, liegt auf der Hand. Mehrere Springbrunnen und ein großes Mühlwerk machten ständige Reparaturen notwendig. Hier erlernte Johann Philipp seine technischen Grundkenntnisse.
Leben und Wirken
In den Jahren 1617 bis 1619 lernte er mit zwölf Jahren bei Meister Michael Kern, der Jüngere in Forchtenberg. Kern war zu diesem Zeitpunkt der führende Bildhauer in Franken und auch für den Würzburger Stadtrat tätig. Preuß lernte bei Kern die Unter- und Einordnung in einen großen Werkstattbetrieb, die sachgemäße Behandlung des Alabasters und Sandstein, die Bedeutung der Visiere, Werkzeichnungen und Modelle, die es zu kopieren galt, als auch das planende Entwerfen von größeren Denkmälern. Seine Lehrzeit beendete er wohl zunftmäßig ca. 1623. Wo er seine Wanderjahre verbrachte, wo er seine ersten Erfahrungen in der Bildhauerei oder Architektur zwischen seinem 18. und 30. Lebensjahr machte ist unklar, jedenfalls scheint er einige Zeit in Italien verbracht zu haben. Ein Beweis für die Italienreise fehlt jedoch. Indirekte Hinweise dafür geben einige seiner Retabelkonstruktionen, deren Formgut speziell nach Venedig weist und die in Deutschland bis dahin ungebräuchlich sind.
Künstlerische Laufbahn
Hofbildhauer in Würzburg
Nach seiner Wanderschaft diente er bis 1650 den Grafen von Hatzfeld, die mit Franz von Hatzfeld auch den Würzburger Bischof stellten. Es liegt die Vermutung nahe, dass Preuß schon bald nach seiner Rückkehr durch Vermittlung seines in Würzburger Hofdiensten stehenden Vaters in die Position eines Hofbildhauers kam. Diese Hofbildhauerstelle und die damit verbundenen Aufträge ermöglichten es Preuß auch am 8. Dezember 1640 in Forchtenberg Susanna Kern, eine Tochter seines Lehrmeisters, zu heiraten. Nach seiner Heirat dürfte Preuß weiterhin in Würzburg geblieben sein. Ab Mai 1643 fast durchgehend bis Juni 1649 ist Preuß auf Schloss Haltenbergstetten, dem fränkischen Hauptsitz des Siegerländer Grafengeschlechtes Hatzfeld seit 1632, nachweisbar.
Bürger und Bildhauer in Würzburg
1652 kaufte Preuß in der Nähe des Doms ein Holzhaus. Hier setzte er seine knapp acht Jahre zuvor unterbrochene Karriere fort. Seine ersten Aufträge kamen wieder vom Hof, wie die Reparatur des alabasternen Kilians-Altars in der Marienkirche und ein Bastionswappen (1650) oder Wappenmodelle für Kanonen (1651). Ein Jahr später begannen die Planungen zum Neutor der Festung Marienberg. Der Entwurf zumindest der Innenseite wie auch die Ausführung der bekrönenden Kriegerstatuen wird Preuß zugeschrieben. In den folgenden drei Jahrzehnten fallen Preuß alle wichtigen Aufträge zu, seien es Altäre, Grabmäler oder auch Portale; er beherrschte damit das Bistum Würzburg zum Teil auch die Nachbarbistümer Bamberg und Fulda.
Ab 1681 war Johann Philipp Preuß mit der Auflösung seines Hausstandes beschäftigt. Die tieferen Ursachen könnten familiärer Natur gewesen sein und mit seiner Frau bzw. seinem Gesellen Johann Michael Rieß zusammenhängen, der mindestens seit 1679 in seiner Werkstatt arbeitete. Dieser erreichte nämlich eine Scheidung und heiratete Susanna Preuß, geborene Kern am 10. Juli 1683 in Mainstockheim, wo Rieß seine eigene Werkstatt gründete.
Das Todesdatum von Preuß ist nach wie vor unbekannt. In Würzburg ist er laut den Matrikelbüchern sämtlicher Pfarreien nicht gestorben. Dass Preuß noch bis 1687 gelebt hat, dafür spricht der laut der Klosterchronik 1687 errichtete Hochaltar für die Reurerkirche, dessen Retabelkonstruktion samt der Dekoration nur von ihm noch entworfen worden sein kann.
Werke (Auswahl)
Preuß brachte sein Können hauptsächlich in der sakralen Baukunst zum Ausdruck.
- 1650 : Marienkirche auf der Festung Marienberg: Altarreparatur
- 1652 - 1653 : Neutor (Festung Marienberg)
- 1655 - 1656: Kiliansdom: Orgeltribünen
- 1657 - 1661: Kreuzkapelle (Eibelstadt): Portal, Hochaltar und Nebenaltäre
- 1659: Pleichacher Tor: Wappen und Löwen (heute: Schönbornbrunnen in Klein-Nizza)
- 1659 - 1660: Dom St. Kilian: Chorgestühl
- 1659 - 1660: Plastische Details (z.B. Keilsteinfratzen) an den Erdgeschossbögen des Roten Baus des Rathauses
- 1662: Dom St. Kilian: Marienaltar (1945 zerstört)
- 1665: Burkarder Kirche: Vier Engelsköpfe
- 1668: St. Peter und Paul: Hochaltar
- 1669: Kiliansdom: Grabmal für Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg
- 1669 - 1670: Marienkapelle: Hochaltar
- 1675 - 1676: Burkarder Kirche: Hochaltar
- 1681: Kiliansdom: Epitaph für Dompropst Franz Ludwig Faust von Stromberg
- 1683: Dietricher Spital: Hochaltar
- 1687: Karmelitenkirche: Hochaltar (gemeinsam mit dem Mainstockheimer Bildhauer Johann Michael Rieß)
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Tilman Kossatz: Johann Philipp Preuss (1605-ca.1687). Ein Betrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken. Mainfränkische Studien Band 42/I + II, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1988 (Digitalisat Band I, UB (pdf))
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Evangelisches Pfarramt Erbach i. Odenwald: Matrikelbuch 1600-1673, fol. 29r.
- ↑ Stadtarchiv Würzburg, Ratsbuch 119, fol. 30v zahlte im Dietrich-Viertel eine „David Breußen Witib“ 1623 die Steuer. Ihre letzte Zahlung entrichtete sie 1629.
- ↑ Matrikelbuch Erbach a.O. fol. 38v: 5. Sonntag nach Trinitatis