Gaubahn-Anschluss Militärflugplatz Giebelstadt
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Der Gaubahn-Anschluss Militärflugplatz Giebelstadt war ein Abzweig der Gaubahn kurz nach dem Bahnhof Gaukönigshofen.
Geschichte
1934/35 wurde von der Baufirma Grün & Bilfinger, Mannheim, eine Versorgungsbahn zum Militärflugplatz Giebelstadt gebaut. Die Flugplatzbahn zweigte kurz nach Gaukönigshofen von der Gaubahn ab.
In den Jahren 1939/40 fuhr darüber fast täglich ein Güterzug mit 20 Waggons Kies oder Zement um die Startbahn zu bauen und später zu verlängern. Auch Zivilpersonal von und nach Ochsenfurt wurde darauf befördert. Auf der Flugplatz-Stichbahn wurde fast die gesamte Versorgung des Flugplatzes mit Treibstoffen, Munition und militärischem Gerät abgewickelt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit kamen spätestens mit Beginn des Zweiten Weltkrieges ab 1. September 1939 Wehrmachts-Diesellokomotiven der Baureihe WR 360 C 14 [1] zum Einsatz, insbesondere um die Luftsichtbarkeit aufgrund der Rauch- und Dampffahnen dampflokbespannter Züge für alliierte Aufklärungsflieger zu erschweren bzw. zu unterbinden. Des Weiteren ist im Verschiebe- und leichten Zubringerdienst die Wehrmachts-Diesellokomotive WR 200 B 14 [2], sowie die bereits ab 1933 in Großserie für die Deutsche Reichsbahn gebaute Kleinlokomotive Kö II / Köf II [3] sehr wahrscheinlich. Alle vorgenannten Lokomotivtypen wurden nach 1945 in z.T. größeren Stückzahlen von der DB, der DR der DDR, sowie von vielen anderen europäischen Eisenbahngesellschaften und Privatunternehmen übernommen und weiterbetrieben. Die Amerikaner - US Army & US AIR FORCE - nutzten diese Loks sicherlich nach 1945 weiterhin für Versorgungszüge des Fluglatzes Giebelstadt, wobei die Loks mit Gründung der „DB“ [4] am 7. September 1949 dieser zugeordnet, dort angefordert, und von einem Bahnbetriebswerk, vermutlich Würzburg oder Lauda, unterhalten wurden.
Bisher fehlen noch Angaben von Zeitzeugen, die den Betriebsablauf und die eingesetzten Triebfahrzeuge auf der Flugplatzbahn (Ochsenfurt) - Gaukönigshofen - Giebelstadt detailliert bestätigen können. Es ist davon auszugehen, dass auch der Flugplatz Gelchsheim, der über ein eigenes Stichgleis an die Gaubahn angeschlossen war, mit o. g. Wehrmachts-Diesellokomotiven angefahren wurde.
Ein besonderes Ereignis im Zusammenspiel von Gaubahn und Flugplatz war der Besuch von Adolf Hitler am 17. September 1936 bei einer Truppenparade des VI. Armeekorps, bei dem er am Bahnhof Acholshausen mit seinem Salonwagen ankam und empfangen wurde.
Entgegen dem Messtischblatt der Amerikaner hatte die Flugplatzbahn nie ein Stichgleis nach Westen und auch keinen „allgemein zugänglichen Bahnhof“ in Giebelstadt. Es besteht die Annahme, dass die Amerikaner diese Karte schlicht falsch herum gezeichnet haben. Das Stichgleis verlief nach Osten in den Flugplatz hinein, da sich dort noch weitere Depots befanden. Im BayernAtlas und der Karte von 1956 ist dies richtig eingezeichnet. Von der Länge her ähnlich, wie das Stichgleis auf der amerikanischen Karte, aber genau in die andere Richtung. Wie die US-Army auf diesen Plan mit einem westlichen Gleis gekommen ist, kann leider nicht gesagt werden. [5]
Nach dem Krieg wurde die Bahnlinie noch von den amerikanischen Streitkräften benutzt und schließlich in den 1960er Jahren abgebaut. Der Bahnschotter diente als Unterbau für Straßen, die schönen, behauenen Steine aus Brückenbauwerken wurden beim Neubau der Leichenhalle von Gaukönigshofen verwendet.
Erhaltene Abschnitte der Flugplatzbahn
Die Brücke über den Thierbach ist noch erhalten. Auch der Bahndamm des Abzweigs von der Hauptstrecke steht noch teilweise, ist allerdings mit Büschen und Bäumen zugewuchert. In Richtung Wolkshausen findet man nach dem Überqueren der Kreisstraße WÜ 43 ebenfalls Reste eines Geländeeinschnitts, in dem die Trasse der Gaubahn verlief. Von kurz vor Wolkshausen bis nach Wolkshausen sind keine Spuren mehr zu erkennen. Der einstige Bahndamm über den Einschnitt des Klingenbächleins östlich von Wolkshausen ist vollkommen verschwunden. Am ursprünglichen Bachbett des Klingenbächleines finden sich noch die ca. 30 Meter lange Durchlassröhre des Bahndamms. Ca. 950 Meter vor der Kreisstraße WÜ 46 und dem Erreichen des Flugplatzes Giebelstadt wird die Trasse wieder sichtbar. Um einen Geländeeinschnitt, den sogenannten Klingengraben, zu überwinden wurde ca. 440 Meter vor der Kreisstraße WÜ 46 ein Bahndamm aufgeschüttet, der auch heute noch aus der Landschaft herausragt.
Bildergalerien
Trasse der Flugplatzbahn 1982/1984
Blick über die seit ca. 1961 gesperrte Feldwegüberführung auf die im Hintergrund nach rechts verlaufende ehemalige Hauptstrecke der Gaubahn in Richtung Rittershausen (1984)
Blick auf den Stahlrippenunterbau der seit ca. 1961 gesperrten Feldwegüberführung kurz hinter Gaukönigshofen. Im Hintergrund rechts verläuft die ehemalige Hauptstrecke der Gaubahn in Richtung Rittershausen (1984)
Trasse der Flugplatzbahn zwischen 2012 und 2020
Von Gaukönigshofen kommend überquerte hier die Gaubahn die Kreisstraße WÜ 43.
Um einen Geländeeinschnitt (Klingengraben) zu überwinden wurde hier ca. 440 Meter vor der Kreisstraße WÜ 46 ein Bahndamm aufgeschüttet, der auch heute noch sehr gut sichtbar ist.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Informationstafel am Abzweig Giebelstadt in Gaukönigshofen
- Günter Stock: Die Gaubahn. Lokalbahn Ochsenfurt - Röttingen, Weikersheim - Creglingen. Verlag Wingenfeld, Ochsenfurt 1986
Weblinks
- Gaubahn-Anschluss Militärflugplatz Giebelstadt 1960 im BayernAtlas
- Vergleichende Karte der „Flugplatzbahn“ im BayernAtlas (Sie können den blauen Vertikalbalken nach „links-rechts“ verschieben, um somit den Verlauf der ehemaligen Bahnlinie mit der aktuellen Karte (oder Luftbild) exakt, quasi überlagernd, vergleichen zu können!)
- News-Letter Meldung des Modellbahnhersteller BRAWA mit Fotos der WR 360 C 14 (DB V36) in Originalausführung der Wehrmacht kurz nach Ende des 2. Weltkriges [5]
Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Die Wehrmachtsdiesellokomotiven des Typs WR 360 C 14 entstanden in den späten 1930er Jahren als Rangierlokomotiven für die deutsche Wehrmacht. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Die Wehrmachtsdiesellokomotiven des Typs WR 200 B 14 entstanden in den späten 1930er Jahren als Rangierlokomotiven für die deutsche Wehrmacht. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
- ↑ Die Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II (Beispiel: Baureihe Kö II) wurden als Kleinlokomotiven – mit geringer Masse und geringer Antriebsleistung – für leichte Rangieraufgaben entwickelt. Weitere Informationen bei Wikipedia [3].
- ↑ Geschichte der Deutschen Bundesbahn bei Wikipedia [4].
- ↑ Archiv Giebelstadt, Friederike Langeworth, M.A.
Kartenausschnitt
- ► Lage des Gaubahn-Anschlusses Militärflugplatz Giebelstadt im BayernAtlas, Topogr. Karte 1:25.000 von 1960: https://v.bayern.de/N7hKZ
- Verlauf des ehemaligen Gaubahn-Anschlusses Militärflugplatz Giebelstadt