Gut Gieshügel
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Gut Gieshügel | |
Ortstyp | Ortsteil |
Gemeinde | Gerbrunn |
Landkreis | Würzburg |
Regierungsbezirk | Unterfranken |
Freistaat | Bayern |
Land | Deutschland |
Kfz-Kennzeichen | WÜ |
Gut Gieshügel ist ein Ortsteil der Gemeinde Gerbrunn im Landkreis Würzburg. Eigentümer ist die Universität Würzburg durch eine Schenkung des Universitätsgründers Julius Echter von Mespelbrunn.
Geografie
Geografische Lage
Gut Gieshügel liegt etwa zwei Kilometer südöstlich der Gemeinde Gerbrunn, nördlich der Gieshügler Höhe und ist umgeben von Feldern.
Namensgeber
Namensgeber ist der Gieshügel, bzw. die Gieshügeler Höhe, eine Erhebung südlich des Gutes.
Geschichte
Erwähnt wird das Gut erstmals im Jahr 1108. Damals schenkte der freie Bauer Sigeloch zwei Mansen dem Altar des heiligen Petrus in „Giezzen“ mit dem Vorbehalt der lebenslänglichen Nutzung. 1376 erfolgt die erste schriftliche Beurkundung in einem Lehensbuch der Grafschaft Castell. 1475 schloss Wilhelm Schenk von Limpurg, ein Verwandter von Fürstbischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg und das Domkapitel zu Würzburg mit Margarete Truchsessin zu Seinsheim einen Vertrag, der den Schaftrieb „auf dem Gießhübel“ regelte. In der Amtszeit von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn erhielt dessen Bruder Dietrich Echter von Mespelbrunn 1574 die Hälfte des Hofes. Seitdem nannte man den Hof auch „Wolferstetten“ oder „Wolmerstetten“. In einer Urkunde aus dem Jahr 1651 wurde der Hof ausführlich beschrieben. Die Größe der Hofanlage führte immer wieder zu Teilungen, so besaßen zeitweise vier Pächter den Hof.
1649 kaufte Thomas Jakob Kuhn den halben Hof. Seine Witwe Eva Kuhn vermachte am 18. Februar 1669 als „Schenkung unter Lebenden“ ihren halben Hof Gieshügel, der dem Domkapitel zu Lehen ging, dem Würzburger Augustinerkloster. Im Juni 1733 errichteten die Augustiner durch Anbau auch eine kleine Kapelle (Oratorium). Sie war zweigeschossig und diente wohl im Parterre dem Gesinde als Andachtsraum und im 1. Stock den Patres für ihre Stundengebete und Messen. Im Erdgeschossraum der Kapelle sind noch Reste einer floralen Deckenbemalung erhalten.
Laut topographischem Handbuch für den Untermainkreis gehörte das Gut 1830 je zur Hälfte dem Augustinerkloster und der Universität Würzburg. 1847 kam es zu einer Verwaltungsreform der Augustiner in Würzburg und Münnerstadt. Beide (sie gehörten bisher zusammen) wurden selbständige Konvente und das Gut Gieshügel wurde Münnerstadt zugeschlagen. Da von Münnerstadt aus das Gut sehr schwierig zu bewirtschaften war, verkauften es die Münnerstädter Brüder 1853 für 60.000 Gulden an die Universität Würzburg.
Seit April 1887 wurde hinter den Mauern des Guts in einer Brennerei aus Getreide (Weizen, Roggen oder wie zuletzt Triticale) hochprozentiger Industriealkohol (86-prozentiger Ethylalkohol) hergestellt. Pro Saison wurden aus rund 300 Tonnen Getreide 700 Hektoliter Alkohol gewonnen, weißer Dampf stieg aus dem hohen Schornstein. Nach einer neuen gesetzlichen EU-Regelung lief im Herbst 2013 das staatliche Monopol für Industriealkohol aus und die Destille musste schließen. Gegenwärtig wird das Gut landwirtschaftlich genutzt.
Baubeschreibung
Zum Gut Gieshügel gehört unter anderem ein lang gestreckter Satteldachbau aus dem 18. Jahrhundert im Südwesten. Daran angebaut der Kapellenanbau der Augustiner von 1733. Weiterer Bestandteil ist das daran anschließende Bauernhaus, ein eingeschossiger Satteldachbau über einem Kellergeschoss im Kern aus dem 17. Jahrhundert datierend und inzwischen erneuert. Zwei Hoftore mit Fußgängerpforten (ebenfalls 17. Jahrhundert) gewähren Zugang in den Bauernhof. Über dem südlichen Hoftor befindet sich das Allianzwappen von Dietrich Echter von Mespelbrunn und seiner Ehefrau Susanna Marschall von Pappenheim; darüber die Jahreszahl 1603. [1] Ferner gibt es eine Nische mit Sebastiansfigur aus dem 18. Jahrhundert, einen kleinen Löschteich und zahlreiche Wirtschaftsgebäude.
Bildergalerie
Wirtschaft und Infrastruktur
Landwirtschaft
Seit 1965 ist das Gut von der Südzucker AG gepachtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten fast alle Gebäude frisch aufgebaut, zumindest renoviert werden. Über 200 Hektar Ackerfläche zählen zum Gut Gieshügel. Angebaut werden vor allem Getreide, Zuckerrüben und Raps. Einst befand sich auch eine Viehhaltung am Standort - diese wurde jedoch 1991 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.
Verkehr
Am Ortsende von Gerbrunn an der Ortsverbindungsstraße nach Randersacker zweigt die Gieshügeler Straße zum Gut Gieshügel ab.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Gerbrunn, Nr. D-6-79-136-18
- Hans Beier: 900 Jahre Gerbrunn 1107-2007. Hrsg.: Gemeinde Gerbrunn 2007, S. 29 ff.
- Georg Palitza: Gerbrunn - Chronik und Heimatbuch. Hrsg.: Gemeinde Gerbrunn, 1991, S. 295 ff.
- Anton Rottmayer: Statistisch-topographisches Handbuch für den Untermainkreis des Königreiches Bayern. Würzburg 1830, S. 368
Weblinks
- Main-Post: „Einst blühte in Gerbrunn der Weinbau“ (6. Oktober 2011)
- Main-Post: „Kein Dampf mehr über Gut Gieshügel“ (11. März 2013)
- BayernAtlas: Gut Gieshügel im Urkataster
- Gut Gieshügel auf wikipedia.org
- Gut Gieshügel im DenkmalAtlas 2.0
Erläuterungen und Einzelnachweise
- ↑ Bei dem Allianzwappen fällt auf, dass es aus rotem Sandstein gefertigt ist, wogegen alle anderen Mauern und die anderen zwei Wappen aus Kalkstein bestehen. Oben im Rahmen des Wappens steht die Jahreszahl 1603. Das Wappen ist senkrecht in zwei Felder geteilt. Vom Betrachter aus links sehen wir einen diagonal verlaufenden Balken mit drei darauf liegenden Ringen. Dieser Wappenteil ist unschwer der im Spessart aus Mespelbrunn stammenden Familie von Echter zuzuordnen. Ein Steinmetz aus dem heimischen Spessart wird das Wappen in eine Spessartsandsteinplette gehauen haben.
Der andere Teil des Wappens ist gevierteilt und zeigt - wieder vom Betrachter aus gesehen - links oben und rechts unten eigenartige Türmchen, die aber Eisenhüte genannt werden. Sie sind stark stilisierte Hüte (Helm) mit einer Spitze und einer Krempe. Jeweils diagonal gegenüber befinden sich gekreuzte Schwerter. Der Kaiser hat seinen Reichsmarschällen diese Schwerter ins Wappen verliehen. Es gab den Erzreichsmarschall, Kurfürst von Sachsen, und den Erbreichsmarschall, Reichsgraf von Pappenheim. Am Renaissance-Schloss im Städtchen Pappenheim ist es am Torbogen in Farbe angebracht mit goldenen Schwertern und weißen Eisenhüten.
Das farbige Echter-Wappen zeigt schwarze Ringe auf silbernem Balken auf blauem Grund. So ist es in der Burg Rothenfels zu finden, weil dort Dietrich Echter, der jüngste Bruder von Fürstbischof Julius Echter, Würzburgischer Rat und Amtmann war. Er heiratete 1577 Susanna Erbmarschallin von Pappenheim. Durch diese Ehe ist das Allianzwappen entstanden. Die Kinder aus dieser Ehe führen auch dieses Wappen.
Im Erbhuldigungsbuch von Fürstbischof Julius Echter (Staatsarchiv Würzburg) ist folgender Eintrag zu lesen: „Auff Randersacker Marrkung ligt ein Hof der Gießubel, sonsten auch der Wolmerstatter Hof genannt, und durch zwey Hofbauern bewohnt wird, hat aber kein gemainrecht zu Randersacker, ... so thun auch die zwey Hofbauern ans Stift Wirzburgk kein Erbhuldigung, jetziger Zeit dem Edlen und Vesten Dietherichen Echtern von Mespelbrunn zugehörig und underworffen.“
Dietrich Echter war auch Amtmann in Veitshöchheim und hatte ein Schloss in Büchold, wo er 1601 in der Kirche beigesetzt wurde. In beiden Ortschaften kann man das Allianzwappen sehen. Wohl ein Sohn, oder seine Frau als Erben hatten das Wappen auf Gieshügel 1603 anbringen lassen. (Quelle: Dr. Klaus Hemprich, Gerbrunn)