Beginenhäuser
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Beginenhäuser werden im Mittelalter in Würzburg an verschiedenen Orten erwähnt.
Definition
Als Beginen (auch Beghinen) wurden ab dem 13. Jahrhundert die weiblichen Angehörigen einer Gemeinschaft christlicher Laien bezeichnet. (Männliche Gemeinschaften werden als Begarden bezeichnet.)
Geschichte
Die ersten Frauen-Gemeinschaften von Beginen entstanden im 12. Jahrhundert im Herzogtum Brabant, ihre Blütezeit war das 13. und 14. Jahrhundert in Westeuropa bis Polen und Livland, einzelne Beginenhäuser bestehen heute noch in Belgien und Holland. Die vor allem aus dem Adel und dem wohlhabenden Bürgertum stammenden Beginen führten in sogenannten „Beghinenhöfen“ ein frommes, eheloses Leben unter einer frei gewählten Vorsteherin („Magistra“) in ordensähnlichen Hausgemeinschaften, sogenannten Beginenhäusern, und gelobten Armut und Keuschheit, jedoch nur für die Dauer ihres Aufenthalts in der Gemeinschaft. Sie widmeten sich insbesondere der Krankenpflege in den umliegenden Häusern ihrer Niederlassungen sowie der Jugenderziehung und finanzierten sich z.B. über Web- und Näharbeiten. Durch Papst Honorius III. erhielten sie die offizielle Erlaubnis zur Bildung ihrer Gemeinschaften. [1]
Die Beginen wurden Anfang des 14. Jahrhunderts von der römisch-katholischen Kirche teilweise als häretisch [1] gebrandmarkt und sahen sich der Verfolgung durch die Inquisition ausgesetzt. Zu Beginn der Frühen Neuzeit wurden die Reste der Glaubensgemeinschaft kirchlich integriert oder schlossen sich der Reformation an.
Beginenhäuser in Würzburg
In der Geschichte Würzburgs gibt es Hinweise auf Beginenhäuser bzw. „Klausen frommer Frauen“ an folgenden Standorten:
- Bei der Georgskapelle am südlichen Ende der Augustinerstraße, neben dem Georgstor. Sie wird 1239 erstmals erwähnt und war dem Benediktinerkloster St. Stephan angegliedert.
- Die Ulrichsklause bei der Ulrichskapelle geht bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Der Standort befand sich an der heutigen Alten Universität.
- Beginenklause vor dem Heidingsfelder Nikolaustor. Die Gemeinschaft wurde 1237 durch Bischof Hermann I. von Lobdeburg veranlasst, ein Kloster innerhalb des Ortes zu gründen und nach benediktinischer Regel zu leben.
- Die Bartholomäusklause im Bereich des heutigen Hofgartens war ein Vorläufer des späteren Klarissenklosters St. Agnes.
- Die Beginengemeinschaft im Hof zum kleinen Löwen (Dominikanergasse) unterstand dem benachbarten Dominikanerkloster.
- Beginenklause beim Stift Neumünster.
- Beginenklause bei St. Jakob.
- Die Katharinenkapelle gehörte in früher Zeit zu einem Beginenhaus.
- Möglicherweise war auch das Kloster St. Marx in der Pleich ursprünglich eine Beginenklause.
Literatur
- Stefan Petersen: Die geistlichen Gemeinschaften im mittelalterlichen Würzburg. Ein Überblick. in: Franken und Südtirol. Zwei Kulturlandschaften im Vergleich. (Mainfränkische Studien 81), Innsbruck 2013, S. 157-267, hier: S. 238-245.
- Hannah Hien: Das Beginenwesen in fränkischen und bayerischen Bischofsstädten (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte IX, 59), Neustadt an der Aisch 2013.
- Helmut Flachenecker: Zu den Begarden und Beginen im mittelalterlichen Würzburg. in: Geschichte in Räumen. Festschrift für Rolf Kießling zum 65. Geburtstag, Konstanz 2006, S. 199-224.
- Peter Kolb: Das Spital- und Gesundheitswesen, in: Geschichte der Stadt Würzburg, Bd. 1, Stuttgart 2001, S. 386-409, zu den Beginen: S. 398-401.
- Frank-Michael Reichstein: Das Beginenwesen in Deutschland. Studien und Katalog, Berlin 2001.
- Ernst Roeder: Die Beginen in Stadt und Bistum Würzburg, Diss. phil. Würzburg 1932.
- Johann W. Rost: Die Beguinen im ehemaligen Fürstenthume Würzburg. Ein Beitrag zur fränkischen Geschichte mit Urkunden. Würzburg 1846 (Digitalisat Bay. Staatsbibliothek)
Weblinks
- Beginen in heiligenlexikon.de
- „Vorträge & Forschung zur Frauengeschichte: Die Beginen“ auf www.frauenwissen.at
Einzelnachweise
- ↑ Josef N. Neumann: Krankenpflege, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 790-796, S. 794