Carius Schrautenbach

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Carius Schrautenbach (auch Eucharius oder Carges) (* um 1500 in Greußenheim (?); † 1525 in Würzburg) war Freiheitskämpfer, Rädelsführer im Bauernkrieg.

Leben und Wirken

Carius Schrautenbach war im Bauernkrieg von 1525 auf der Seite Götz von Berlichingens, des Anführers des „hellen Haufens aus dem Odenwald“, und seiner aufständischen Bauern gegen die fürstbischöfliche Obrigkeit, insbesondere gegen den Würzburger Fürstbischof Konrad II. von Thüngen. Im Auftrag des Bauernhaufens brannte er die Burg Rothenfels aus, wofür er später auf dem Judenplatz in Würzburg enthauptet wurde.

Beginn des Bauernaufstandes

In der schwierigen Zeit der Leibeigenschaft und des Lehenswesens im 16. Jahrhundert, die Gefügigkeit und Gehorsamkeit der Untergebenen, insbesondere der Bauern, gegenüber der fürstbischöflichen Obrigkeit und deren Vasallen einforderten, entstand sehr viel Unzufriedenheit mit der eigenen Lebensqualität. Die Folge waren verschiedene Bauernaufstände vor allem im süddeutschen Raum, deren Ausgangspunkt in Rothenburg ob der Tauber und seinen dazugehörigen Orten lag. Von Rothenburg verbreitete sich der Aufstand ins Taubertal. Schon wenige Tage nach der Bildung des „Tauberhaufens“ rotteten sich in dem kurmainzischem Dorf Oberschüpf, unweit von Mergentheim weitere Bauern zusammen, sie bildeten den Grundstock für den odenwäldischen Haufen, der sich dann etwas später im Kloster Schöntal mit Bauern vom Neckar und aus der Grafschaft Hohenlohe vereinigte. Von beiden Bauernheeren wurde auf die 12 Artikel Bezug genommen, in denen in Punkt 3 die Aufhebung der Leibeigenschaft gefordert wurde. Die 12 Artikel gehörten zu den Forderungen, die die Bauern im Bauernkrieg 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa und die zu den 12 Artikeln führenden Versammlungen als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden.

Amt Rothenfels

Greußenheim gehörte seit der Zeit von Julius Echter und bis Ende des 16. Jahrhunderts zum Amt Rothenfels. Die Cent Rothenfels umfasste die Orte Rothenfels, Bergrothenfels, Windheim, und Zimmern, dann Neustadt, Erlach, Pflochsbach, Sendelbach, Ansbach, Roden, Waldzell, Steinfeld, Hafenlohr, Marienbrunn, Karbach, also das ganze Amt Rothenfels mit Ausnahme von Greußenheim und Birkenfeld, die zur Cent nach Remlingen, gehörten. Oberamtmann von Rothenfels war damals Bernhard von Thüngen, Bruder des Fürstbischofs Konrad II. von Thüngen zu Würzburg.

Beginn der Unruhen im Amt Rothenfels

Auf Grund der Unruhen unter den Bauern des Amtes Rothenfels rief Oberamtmann Bernhard von Thüngen die Leute seines Amtes zusammen und befragte sie, wie sie sich zu verhalten gedächten. Die meisten antworteten, „dass sie bei ihrem Herrn bleiben und tun wollten als arme fromme Leute.“ Die Bürger von Rothenfels Stadt und Berg, Steinfeld, Waldzell u.a., wohl auch die von Greußenheim, erbaten sich einen Tag Bedenkzeit und erklärten, „sie gedächten ihr Leib und Gut bei ihrem Herren zu lassen; doch so eine Gewalt käme und sie davon abbringen wollt, hätte dennoch er, der Amtmann zu achten, dass sie ihr Leib und Gut nit gern verlieren; zudem würden sie von dem Keller (Vogt) und den Geistlichen hoch beschwert (belastet), wäre ihre Bitte, dass man dieselbigen Beschwerden (Belastungen) abgeschaffen wollte.“ Der Amtmann erwiderte: „Sie sollten ihre Beschwerden in Schriften verfassen, wollte er sie dem Bischof vortragen und wäre ungezweifelt, wo er solche Beschwerde unbillig fände, er würde sich darauf dermaßen gegen ihnen erzeigen, dass sie sich mit Fugen gar nit zu beklagen haben sollten.“ Aber bereits am 13. April 1525 schlossen Birkenfeld und Greußenheim sich den aufständischen Bauern an.

Burg Rothenfels

Der Vorratsspeicher der Burg Rothenfels war durch die Zehntabgaben gut gefüllt und wurde sowohl vom Fürstbischof als auch von den Aufständischen begehrt. Die aufständischen Bauern aus Höchberg und Rothenfels haben letztlich die Burg Rothenfels gegen den Willen ihrer Anführer, insbesondere des Grafen Georg von Wertheim eingenommen. Götz von Berlichingen, Hauptmann des „hellen Haufens aus dem Odenwald“ hatte Verlangen nach dem „Getreidekasten“ (Burg Rothenfels) von Karlstadt, wo man sich an Würzburg (Anm.: denn die Bürger der Stadt Würzburg standen auf der Seite der Aufständischen) um Verhaltensmaßregeln gewandt hatte. Die Bauernführer hatten darauf hingewiesen, dass die Getreidevorräte im Schloss und den drei umliegenden Klöstern allen Bauern gehören. Aber die Rothenfelser Besetzer der Burg Rothenfels hielten sich nicht an den Befehl ihrer Anführer. Sie verhielten sich eigentlich mehr wie Treuhänder der Liegenschaften und Vorräte. Deutlich wird das Bemühen erkennbar, Schaden abzuhalten, wo immer es nur ging. Daher kamen aus dem gleichen Anlass noch drei weitere Schreiben von Würzburg. So am 19. Mai 1525: „Liebe Brüder und Freunde, es hat uns angelangt (die Kunde erreicht), wie ihr über unseren Befehl unfuglich mit dem Proviant, bei euch gelegen, handeln sollt. Demnach befehlen wir euch, ernstlich gebietend, dass ihr nun hierfür Proviant, Wein und Getreide bei euch liegen lasst und das in keinem Wege verändert bis auf weitern unsern Befehl.“ Am 26. Mai 1525: „Wir Hauptleut und verordnete Rät der ganzen Versammlung jetzt zu Würzburg verkünden mit diesem unserm Briefe, dass wir unsern christlichen lieben Brüdern und Ratsfreunden Carges Schrautenbach und Linhard Schwenken befohlen haben, dass sie von wegen unser und des hellen Haufens aus dem Schloss Rothenfels dem untern und obern Amt Karlburg jeden Teil hundert Malter Korn und denen zu Greußenheim zwanzig Malter zu kaufen geben sollen um Geld und auf Zeit zu bezahlen, wie sie mündlichen Befehl haben.“ Wie groß muss die Armut, der Hunger und die Verzweiflung vor allem in Greußenheim gewesen sein.

Denn ebenfalls am 26. Mai 1525: „Liebe Brüder, uns langt an (wie wir erfahren haben), wie ihr euch gar unfreundlich des Getreids halber gehalten; Ursach: wir haben euch zum andermal geschrieben, von beiden Vethen als nämlich Würzburg und Heidingsfeld dem Amt zu Karlburg Korn zu geben, habt ihr noch nicht getan. Darum nochmals unsere Bitt und Begehr, dass ihr dem Karlburger Amt (als Unter und Ober) zweihundert Malter Korns, desgleichen denen von Greußen(heim) 20 Malter Korns um ziemlich Kaufgeld, was ungefährlich gilt, zu stellen, Verschreibung von Ihnen zu nehmen, solches Getreid dem hellen Haufen auf kundigen sanct Martinstag zu bezahlen. Des wollen wir uns verlassen.“ Die Besatzer der Burg Rothenfels haben ihnen jedoch entgegnet, dass die Kriegsleute der Churhessen und Landgrafen auf dem Weg nach Rothenfels seien.

Letzter Befehl an Carius Schrautenbach

Darauf hatte Carius (=Eucharius) Schrautenbach von den Hauptleuten der Bauern noch den Befehl erhalten, das Schloss Rothenfels zu verbrennen. Als ihm die Rothenfelser Leute davon abrieten, es möge ihm später Leid tun, gab er zur Antwort: „Es müsse herab(brennen) und sollte er wissen, dass er darum auf den Stumpen verbrannt werden sollte.“

Enthauptung auf dem Judenplatz in Würzburg

Für seine Brennerei wurde Carius Schrautenbach nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes auf dem Judenplatz in Würzburg öffentlich enthauptet.

Rettung der Burg Rothenfels

Der Verdienst der Bevölkerung von Rothenfels war es wohl auch, dass das Schloss nicht völlig zerstört wurde, sondern alle Bauten erhalten blieben.

Neue Huldigung

Am 15. August 1525 wurde das Amt Rothenfels vom Fürstbischof Konrad II. von Thüngen wieder in die Pflicht genommen, und zwar persönlich; gerichtet wurde dabei niemand mehr, wohl weil die Leute hier vorsichtiger wie sonst waren, wo zahlreiche Hinrichtungen nach endgültiger Besiegung der Bauern stattfanden, die schwer büßen mussten. Alle Bauern des Amtes Rothenfels (somit auch Greußenheim) mussten dem Fürstbischof am 14. August 1525 neu huldigen (Treue schwören und den Fürstbischof als Obrigkeit anerkennen).

Wiedergutmachung und Schadenersatz

Der im Bauernkrieg den Adeligen, Stiften und Klöstern verursachte Schaden wurde „gemäßigt“ auf 269.659 Gulden taxiert, zu dessen Deckung jeder Beigesessene oder Hintersass (Hintersassen auch Beisassen waren Landleute, welche ohne geschlossene Güter, nur mit einem Haus, Garten oder einzelnen Feldern „angesessen“ waren) ohne Rücksicht auf sein Vermögen 8/2 Gulden in 3 Jahresfristen zahlen musste; im Amte Rothenfels wurde so 520 Hintersassen „angelegt“. So wurden die Bauern auch in Greußenheim durch den verlorenen Bauernkrieg vollends ihrer alten Rechte und Freiheiten beraubt, so dass sie nur noch Leibeigene waren. Zur Bezahlung der vom Fürstbischof geltend gemachten Schäden mussten alle Untertanen der Gemeinden des Amtes Rothenfels ihren Frondienst dem Amt Rothenfels ableisten, außer die von Greußenheim, die ihre Frondienste zum Schloss Würzburg leisten mussten.

Siehe auch

Quellen

  • Reineldis Roth: Chronik Greußenheim, Geschichte und Geschichten. 2011
  • Ernst A. Englert: Ostspessart, Windheim, den 11.Februar 1953, Burg Rothenfels
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg 4. Das Stift Neumünster in Würzburg. 1989
  • Josef Hasenfuß: Karbach im Zeitenwandel zur 1200 Jahrfeier
  • Lorenz Fries: Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken.
  • Peter Kolb: Die Juliusspital-Stiftung zu Rothenfels. 1985
  • Peter Kolb: Rothenfelser Chronik. 1992, S. 311
  • Manfred Tischler: Die Leibeigenschaft im Hochstift Würzburg vom 13. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert.
  • Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Herpipolis Jubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952
  • P. Ignatius Gropp: Würzburg, Chronik 1. S. 102
  • P. Ignatius Gropp: Mitteilungen des Brandes.
  • StAWt-R; US 14. August 1525, kopial im Stadtarchiv, Würzburg Chronik 1, S. 50 ff.
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