Zeller Laubhütte
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Die Zeller Laubhütte ist ein Relikt jüdischen Gemeindelebens in der Marktgemeinde Zell a. Main.
Lage
Die Laubhütte befindet sich im Judenhof der Marktgemeinde Zell a. Main.
Geschichte
Die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Zell a. Main geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. In der Marktgemeinde existierte von 1818 bis um 1908 eine eigenständige Jüdische Kultusgemeinde, deren weltliches und geistliches „Oberhaupt“ von ihrer Gründung bis 1860 Mendel Rosenbaum war. Dieser baute sich im Ort eine Laubhütte.
Zu Beginn des 19. Jahrhundert hatten sich die Juden das Gelände und die Gebäude des säkularisierten Klosters Unterzell gekauft und hier am 19. Juli 1818 eine eigene Gemeinde gegründet. Die Zeller Jüdische Gemeinde war in dem heute noch existierenden Judenhof, einem kleinen Ghetto im Kloster Unterzell, untergebracht und besaß dort eine Synagoge bzw. einen Betsaal, eine Mikwe im Keller des gleichen Hauses, in dem sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein Schulzimmer befand und davor die Laubhütte. Im Anwesen Judenhof 1 lebte der Gemeindevorstand Mendel Rosenbaum mit seiner Familie. Rosenbaum errichtete dort einen Kolonialwarenhandel und eine Nagelschmiede. 1909 verkauften seine Nachfahren das Gemeindeanwesen an die Familie des Eisendrehers Georg Julius Herrmann. Die neuen Besitzer ließen die Laubhütte glücklicherweise weitgehend unberührt und nutzten das Bauwerk als Schuppen.
Nachdem sich die Jüdische Gemeinde in Zell a. Main um 1908 aufgelöst hatte, geriet die Laubhütte in den späteren Jahren in Vergessenheit. 2007 kaufte die Gemeinde die Laubhütte und ließ sie renovieren. Das neuerliche Sanierungsprogramm, das von 2017 bis zum Herbst 2018 dauerte, beinhaltete neben den baulichen Maßnahmen am Äußeren der Laubhütte auch die Wiederherstellung der Wandmalereien im Inneren sowie die Sichtbarmachung des noch im Original erhaltenen Laubrostes und der Dachöffnungskonstruktion.
Baubeschreibung
Das ehemalige Waschhaus, sog. Sukka, ist ein eingeschossiger Massivbau mit flachem Satteldach, im Kern nach 1607, Umbau zur Sukka in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Religiöser Hintergrund
Das Laubhüttenfest (hebräisch: Sukkot) ist vom Ursprung her ein Erntedankfest (auch „Fest des Einsammelns“ genannt) und wird gefeiert, nachdem die Ernte vollständig eingebracht wurde. Das Laubhüttenfest ist nach Rosch Haschana und Jom Kippur das letzte der hohen Feiertage des Monats Tischri. Es dauert vom 15. bis zum 21. Tag des Monats, aber nur der erste und der letzte Tag dieser Woche sind Feiertage, an denen das öffentliche Leben in Israel ruht. Die Kinder haben in dieser Zeit Schulferien und an vielen Orten herrscht Volksfeststimmung. Sukkot bedeutet „Hütten“, da das zentrale Gebot dieses Festes fordert, während der Festwoche in provisorischen Hütten zu wohnen. Da die Sukka (Hütte) unter freiem Himmel stehen muss und ihr Dach aus Ästen, Zweigen und Laub besteht, übersetzte Martin Luther Sukkot mit dem Wort „Laubhüttenfest“. Das Wohnen in diesen einfachen Hütten soll daran erinnern, dass das Volk Israel Zeiten erlebte in denen es als einfaches Nomadenvolk durch die Wüste zog und keine Ernte einbringen konnte.
Freundeskreis
Der „Freundeskreis der Zeller Laubhütte“ erforscht das Kleinod seit Jahren oder trieb die finanziellen Mittel für die Sanierung auf. Der Freundeskreis wurde am 27. November 2008 im Gasthaus Hotel Rose (Zell a. Main) ins Leben gerufen. 2014 beschloss der Marktgemeinderat, die Laubhütte als Denkmal freizustellen.
Ausstellung
Eine Wanderausstellung „Einblicke in die Zeller Laubhütte“ zeigte Fotografien und Texte rund um das historische Gebäude. Nach Ausstellungen im Rathaus Zell a. Main und im Sommer 2016 im Jüdischen Kulturmuseum in Veitshöchheim gezeigt wurde, machte die Ausstellung vom 9. bis 24. Februar 2017 im Foyer des Würzburger Rathauses Station. Vom 17. Juni bis 30. Juli 2017 waren die Exponate in den WeinKulturGaden in Thüngersheim zu sehen.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Presseartikel der Stadt Würzburg zur Ausstellungseröffnung Einblicke in die Zeller Laubhütte im Foyer des Rathauses vom 10. Februar 2017.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Zell a. Main, Nr. D-6-79-209-60
- Israel Schwierz: Die Rosenbaum'sche Laubhütte in Zell am Main. In: Frankenland - Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur, 73. Jahrgang 2021, Heft 4 Dezember, S. 231 ff.
- Einblicke in die Zeller Laubhütte, Artikel in: Der Kessener, Ausgabe Dezember 2015, S. 10
- Altes Testament, 3. Mose, Kap. 23
Weblinks
- Zeller Laubhütte auf den Internetseiten der Marktgemeinde Zell a. Main
- Sukkot auf christen-und-juden.de
- Zeller Laubhütte im DenkmalAtlas 2.0