St. Michael (neu) (Kirchheim)

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Außenansicht der neuen katholischen Pfarrkirche St. Michael
Innenansicht der neuen katholischen Pfarrkirche (Eingang von der alten katholischen Pfarrkirche)

Die neue katholische Pfarrkirche St. Michael in Kirchheim liegt im Ortszentrum nahe des Rathauses. Im unmittelbaren Anschluss befindet sich die alte katholische Pfarrkirche.

Patrozinium

Beide Pfarrkirchen sind dem Erzengel Michael geweiht. Michael war nach der Überlieferung der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb und den Lebensbaum bewachte (1. Mose 3, 23 - 24). Patrozinium ist am 29. September. [1]

Planung

Da die alte katholische Pfarrkirche St. Michael für die wachsende Zahl der Katholiken bereits Ende der 1930er Jahre zu klein geworden war, gab es bereits damals Pläne für Erweiterungsmöglichkeiten. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte jedoch die Ausführung.

In den Jahren von 1956 bis 1961 wurden von der Kirchenverwaltung in Zusammenarbeit mit den kirchlichen und weltlichen Behörden verschiedene Möglichkeiten erörtert, wie man dem vergrößerten Bedarf an Kirchenraum begegnen könnte:

  1. Abbruch der alten Pfarrkirche und Neubau an der gleichen Stelle
  2. Erweiterung der bestehenden Kirche mit starkem Eingriff in die Bausubstanz
  3. Neubau einer Kirche auf dem Gelände des etwa 100 Meter entfernten Pfarrgartens
  4. Ausführung eines selbständigen Erweiterungsbaues in unmittelbarem Anschluss an die alte Pfarrkirche

Die Entscheidung für die vierte Lösung setzte sich, trotz der zu erwartenden Schwierigkeiten, durch. Diese Schwierigkeiten lagen in der Notwendigkeit einer Verlegung des gemeindlichen Ehrenhains, des Abbruchs des alten Pfarrhauses und dessen Nebengebäude un in der Einbeziehung des historischen Baubestandes.

Am 30. Januar 1961 erhielt der Architekt Walter Schilling den Auftrag für die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen. Diese beinhaltete die Errichtung des Erweiterungsbaus mit 500 Sitzplätzen, die Restaurierung der alten Pfarrkirche, den Neubau eines Pfarrhauses und eines Jugendheimes sowie die Verlegung der Kriegergedenkstätte. Sein Entwurf erhielt im Januar 1962 die Zustimmung des Bischöflichen Ordinariats und der Obersten Baubehörde in München.

Nachdem im Spätherbst 1963 die Verlegung des gemeindlichen Ehrenhains von der Nordseite der alten Pfarrkirche auf die Fläche des ehemaligen Kreuzwegs am Friedhof abgeschlossen war, konnten im März 1964 die Bauarbeiten beginnen, die 1966 abgeschlossen wurden.

Bauausführung und -beschreibung

Um die alte Pfarrkirche als den im Ortsbild dominierenden Schwerpunkt zu belassen, wurde beim Bau der neuen Kirche darauf geachtet, den neuen Baukörper mit seiner quadratischen Grundrissform mit einem niedrigen, flachgedeckten Zwischentrakt an die Nordseite des bestehenden Langhauses so anzuschließen, dass er den alten Kirchenbau nur anzutasten scheint.

Die Fußbodenhöhen beider Teile sind einander angeglichen. Bedingt durch die Hanglage des neuen Kirchenbaus kommt er dabei unter das natürliche Terrain zu liegen. Diese Situation schaffte die Voraussetzung die Firste der neuen Kirche dem der alten deutlich unterzuordnen.

Im deutlichen Gegensatz zur alten Pfarrkirche mit ihrem farbigen, regelmäßig gegliederten und geschmückten Langhausbau hat der Erweiterungsbau einen quadratischen Grundriss von 27,5 x 27,5 Metern, vollkommen geschlossene Außenwände, die mit Kirchheimer Muschelkalkplatten und -quadern verkleidet sind, ein gefaltetes, kupfergedecktes Dach, unverputztes Backsteinmauerwerk im Innern und eine unverhüllte, übersichtliche statische Konzeption. Einzige Unterbrechung der großflächigen Außenwand ist der Seiteneingang, dessen freistehende Windfangmauer aus Muschelkalksteinquadern mit einer übersetzten Darstellung des brennenden Dornenbusches von Helmut Weber aus dem Jahre 1966 geschmückt ist.

Die fast unmerkliche Knickung der Außenwände ist für die Regelung der Akkustik äußerst wichtig. Die Decke wird von vier diagonal verlaufenden, waagrechten, kräftig hervortretenden Stahlbetonbalken getragen. Der Schnittpunkt dieser Balken ist entsprechend der theologischen Grundrisskonzeption aus der geometrischen Mitte herausgeschoben. Die Kräfte werden in eine freistehende Stahlbetonsäule eingeleitet. Durch ein schmales Lichtband unter der Decke wird der Raum natürlich belichtet. Eine Betonwendeltreppe führt hinauf zur Empore, die mit ihrem Dreieckgrundriss nur für die Aufnahme der Orgel und für Sänger bestimmt ist.

Der Altar ist als weitausladender U-förmiger Tisch gestaltet, an dessen erhöhtem Mittelteil der Priester zelebriert. Altarmensa, Kommunionbank und Ambo stehen im optischen Mittelpunkt des Raumes. Der Altartisch mit seinem festlichen Weiß des Carrara-Marmors setzt sich von seiner Umgebung deutlich ab. An den Marienfesttagen wird die barocke Madonna von etwa 1700 an einem freien Platz neben dem Altar aufgestellt.

Das große Dreiecks-Relief über dem Priestersitz stammt von Paul Brandenburg. Im Zentrum dieses Bildnisses steht Christus. Auf der linken Seite ist die Welt Gottes mit Michael dargestellt, zu der Christus die leidende Menschheit auf dem rechten Bildteil führen will.

Die Wände schmückt ein alter Kreuzweg aus Sandstein, der früher an einer Mauer und später im heutigen Ehrenrain seinen Platz hatte.

Mit dem Bau der neuen Pfarrkirche bestand die Gefahr, die alte Pfarrkirche dem Schicksal eines „Museumsdaseins“ auszusetzen. Um dem zu begegnen, entschied man sich, die verschiedenen Kultfunktionen des Gotteshauses auf eine Raumfolge zu verteilen. Der vorhandene alte Kirchenraum bot sich wegen seiner Größe und seiner Ausstattung an für die Aufbewahrung des Allerheiligsten, die Spendung des Bußsakramentes, die kirchliche Feier einer kleinen Gemeinschaft und Privatandachten. Der neugebaute Kirchenraum dagegen mit seinen rund 1000 Sitz- und Stehplätzen wurde zum Abendmahlssaal der Kirchengemeinde, zum Ort der gemeinschaftlichen Feier der hl. Messe. Ein vorhandener Brunnen, der früher der Hofbrunnen des alten Pfarrgutes war, gab die Anregung für die Anlage eines Taufbezirks unter der neuen Kirche.

Der Taufraum liegt vom neuen Kirchenraum aus zugänglich unter dem Altarbezirk. Eine Treppe an der südlichen Innenwand führt hinab zur Taufkrypta. Neben dem Brunnen hat der aus dem Boden hervorwachsende Osterleuchter mit der Taufkerze seinen festen Platz. Da dieser kleine und stille Raum in besonderer Weise für den Gottesdienst kleiner Gemeinschaften geeignet ist, befindet sich auch ein Altar in Form eines einfachen Blockes im Taufraum.

Tragfigur von Johann Peter Wagner

Tragfigur des hl. Michael von Johann Peter Wagner

Im Durchgang zwischen alter und neuer Kirche befindet sich in einer Nische eine Tragfigur des hl. Michael, die zwischen 1776 und 1779 [2] von Johann Peter Wagner geschaffen wurde. Die aktenmäßig nicht zu belegende Zuschreibung [3] an Johann Peter Wagner ist durch den Riss zur Tragfigur [4] gesichert.

Baudenkmal

Die katholische Pfarrkirche St. Michael findet sich in der Liste der Baudenkmäler in Kirchheim des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Stand 02.06.2015):

 Objekt  Beschreibung  Denkmalnummer
 Rathausstraße 3 Kath. Pfarrkirche St. Michael, Saalbau mit eingezogenem Chor und Chorturm mit Spitzhelm, Turm im Kern 13. Jh., Chor und Langhaus 1701, mit nördlichem Erweiterungsanbau auf quadratischem Grundriss mit exzentrischem Faltdach mit Lichtfries, Taufkrypta mit korbbogigem Grundriss, von Walter Schilling, 1964-1966; mit Ausstattung. nachqualifiziert  D-6-79-153-10 [2]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Obst- und Gartenbauverein Kirchheim (als Anlass zum 70-jährigen Bestehen des Vereins) (Hrsg.): Pfarrkirche St. Michael Kirchheim. Vinzenz-Druckerei GmbH, Würzburg 2004
  • Katholisches Pfarramt Kirchheim (Hrsg.): Die Kirche St. Michael zu Kirchheim/Ufr. Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1966
  • Hans-Peter Trenschel: Die kirchlichen Werke des Würzburger Hofbildhauers Johann Peter Wagner. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1968

Weblinks

Hinweise, Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen über den Erzengel Michael im Heiligenlexikon [1]
  2. Da einerseits Gabriel Reichard am 30. Oktober 1775 Pfarrer in Kirchheim wurde (Pfarrarchiv Kirchheim, Kirchheimer Pfarrprotokollum ab anno 1693) und andererseits Wagner 1778/79 wegen Vertragsbruch in Kirchheim in Ungnade fiel, lässt sich die Figur zeitlich eingrenzen.
  3. Es handelt sich offenbar um eine Stiftung, die in den Kirchenrechnungen nicht erscheint.
  4. Martin von Wagner Museum, Würzburg, Nr. 4769

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