Schloss Prosselsheim
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Das Schloss Prosselsheim war im Mittelalter ein Wasserschloss, das von verschiedenen Adelsfamilien bewohnt wurde.
Lage
Hinter der Amtskellerei von Prosselsheim liegt das sumpfige weite Tal des Dettelbachs, der in einem geraden Bachbett das Tal durchfließt. Auf der Ostseite des Wiesengrundes liegt ein kleiner Hang, der Centberg, der Ort des alten Zehntgerichts. Unterhalb des Centbergs führt das Wallgäßle von der Staatsstraße 2260 nach Volkach zur Püssensheimer Straße und entspringt das Storchenbrünnle. Auf dieser Wiese stand das Prosselsheimer Schloss.
Geschichte
Im ältesten Würzburger Lehenbuch von 1303-1345 wird das castrum Brozolsheim mehrfach erwähnt, da die Lehensträger wechselten. Zum castrum gehörte ein Wohnhaus, das jeweils mit allen Zu- und Eingehörungen des Lehens meistens an einen adeligen Ministerialen vergeben wurde. 1303 war es Friedrich von Grumbach. Unmittelbar vor dem castrum Brozolsheim lag ein Vorwerk, das ein ritterliches Mannlehen war und ebenfalls vom Bischof verliehen wurde. Hier wohnten mehrfach Zehntgrafen. Es war ein „Freihof“ und nicht dem Zehntgericht unterstellt. Das Vorwerk lag zur Dorfseite, also zum ungeschützteren Teil des Wasserschlosses und hatte die Aufgabe, dem Schloss bei Gefahr höhere Sicherheit zu verleihen.
Bis um 1500 wohnten in dem Schloss die Ministerialen von Brozoldesheim, die Ritter von Grumbach, von Seinsheim, vom Verstenberg, von Seckendorff, von Elma, von Rosenberg und andere.
Den Wassergraben des Schlosses kann man noch in den Urkatasterblättern von 1832 [1] erkennen: ein etwa quadratisch angelegter, künstlicher Graben, auf der Ostseite vom Dettelbach begrenzt, früher aber von einem See, über den eine Seebrücke mit fünf „Pfeylern“ und einer steinernen Wehr führte. 1689 bestand die Seebrücke noch. Sie wurde während eines Hochwassers beschädigt und 1701 in der Prosselsheimer Amtsrechnung genannt, weil man sie später wieder repariert hatte. Der See, der immer wieder rasch verlandete, musste auch noch im 17. Jahrhundert von den „Seegräber“ ständig ausgeräumt und ausgestochen werden.
1608 war vom Schloss nahezu nichts mehr übrig. Es ist fast zu vermuten, dass man die Steine zum gerade vollführten Kirchenumbau (1606/08) verbraucht hat, denn die Gemeinde war damals nicht reich. Auch die Fürstbischöfe hatten kein Interesse an den Schlossbauten, den sie besaßen seit 1398 das Areal unterhalb (südlich) des Schlosses, das sie von der Kartause Engelgarten für ihren Hof neben der Kirche eingetauscht hatten. Nur den Turm ließ man unangetastet, versah ihn sogar 1606 mit einer Welschen Haube. Man brauchte den Turm als Zehntgefängnis. Das Salbuch von 1690 gibt darüber Auskunft. Vom längst „versunkenen“, abgebrochenen Schloss ist keine Rede mehr: „Ein Gras- und Baumgarten, der Öhlgarten genannt, außerherum mit einem lebendigen Haag beschlossen. In der Mitte dieses Gartens steht ein hoher, von lauter Quadersteinen aufgemauerter Thurm, welcher zur Verwahrung der Malefitz und Abstraffung anderer straffbarer Personen gebraucht wird. Solcher Thurm ist mit einem Wassergraben umgeben, den der Hohe Stifft für einen See genießet.“
Aber auch der letzte Turm sollte keinen Bestand haben. Nachdem er das Zentgefängnis, der feuchte und gefürchtete Turm von Prosselsheim war, in den man die „straffbaren Leuth“ der Zentdörfer legte, empfanden die Bewohner des Ortes und Amtes Prosselsheim wohl kein Bedauern, als die Bauleute im Jahre 1754 mit dem Abbruch begannen. Prosselsheim sollte eine neue Amtskellerey erhalten. Man brauchte seine großen, schönen Steinquader mit den mittelalterlichen Steinmetzzeichen für das neue Haus.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Christine Demel: 1250 Jahre Prosselsheim mit Seligenstadt und Püssensheim. Selbstverlag Gemeinde Prosselsheim 1992, S. 40 ff.