Milly Marbe-Fries
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Milly Marbe-Fries (geboren am 30. Mai 1876 in Frankfurt a. Main; gestorben am 7. August 1947 in Würzburg) war als Malerin und freischaffende Künstlerin ab 1910 in Würzburg tätig.
Familiäre Zusammenhänge
Sie war seit 1908 Ehefrau des Psychologieprofessors Karl Marbe.
Leben und Wirken
Die Malerin wurde als Emilie Henriette Fries geboren. Ihre Mutter Anna galt den Nationalsozialisten als Jüdin und Milly aufgrund des evangelischen Vaters Jakob als „Halbjüdin“ bzw. „Mischling 1. Grades“. Milly Fries war zeitweise Schülerin am Städel-Institut in Frankfurt a. Main., über weite Strecken jedoch als Künstlerin Autodidaktin. Nach ihrer Heirat mit Karl Marbe am 6. August 1908 zog sie 1910 mit ihm nach Würzburg. Hier schuf sie zahlreiche Kunstwerke, zumeist Stillleben, Landschafts- und Porträtbilder, womit sie sich in der Weimarer Republik (auch in Unterfranken) einen Namen machte. Ab 1932 bewohnte das Ehepaar die von ihnen errichtete Villa Marbe im Judenbühlweg.
Ab 1933 zog sich Milly Marbe-Fries aus der Öffentlichkeit zurück, da sie aufgrund des nationalsozialistischen Rassenwahns Diskriminierung und Ausgrenzung befürchten musste. Daran änderte auch nichts, dass Marbe-Fries evangelisch getauft und in der Weimarer Zeit aus der Kirche ausgetreten war. 1935 übergab der NS-Oberbürgermeister von Würzburg Theo Memmel noch ein Bild von Marbe-Fries zur Ausstattung des neuen Motorschiffs „Würzburg“, doch öffentlich ausstellen durfte sie ihre Bilder nicht mehr.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie zu den ersten, deren Werke wieder in Unterfranken gezeigt werden durften. Das städtische Kulturamt hielt es bereits im März 1946 für möglich, ihre Bilder auszustellen, während man ansonsten warten müsse, bis „die fränkische bezw. Würzburger Künstlerschaft entnazifiziert und wieder ausstellungsfähig erklärt ist.“ Und so wurde im Juni/Juli 1946 anlässlich des 70. Geburtstags von Marbe-Fries eine Auswahl ihrer Bilder in der Mozartschule gezeigt. Die Main-Post kommentierte diese am 20. Juli 1946 mit den Worten: „In zeitgemäß bescheidenem Umfang und Rahmen hat die Stadt Würzburg Bilder von Milly Marbe-Fries ausgestellt als Ehrung ihres 70. Geburtstages, zugleich als eine gewisse Wiedergutmachung des ihr durch 12jähriges Ausstellungsverbot angetanen Unrechts. Da sehr Vieles im Krieg und einiges auch schon während des Pogroms im November 1938 zugrunde gegangen, anderes augenblicklich nicht erreichbar ist, ist die Auswahl mehr oder weniger zufällig und der Überblick beschränkt.“
Genre
Marbe-Fries wirkte als Bildnis-, Blumen- und Landschaftsmalerin.
Ausstellungen
Werke von Marbe-Fries waren u.a. bei diesen Ausstellungen vertreten:
- Überblicksschau unterfränkischer Künstlerinnen und Künstler in der Schrannenhalle, 1920
- Einzelausstellung in Oskar Laredos Neuem Graphischen Kabinett in der Kaiserstraße, 1925
- Drehscheibe I. Durch die Blume gesagt, Museum im Kulturspeicher (2009/10)
Posthume Würdigung
Der ehemalige Heiner-Dikreiter-Weg wurde 2022 in Milly-Marbe-Fries-Weg umbenannt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Museum im Kulturspeicher (Hrsg.): Tradition und Aufbruch. Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2003
- Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 21. Oktober 2022
- Stadtarchiv Würzburg: „Lebensbild Milly Marbe-Fries“