Einwurfstelle für Floßholz Dürrbachau

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An der Einwurfstelle (auch Einpollerstelle genannt) wurde Floßholz von der Bahn in den Main entladen und dort zu Flößen zusammengestellt. Das Holz wurde über den Main und Rhein teilweise bis nach Holland geflößt.

Namensgeber

Der Name weist auf den Dürrbach hin, der durch die Dürrbachau zum Main fließt.

Lage

In der Dürrbachau lag die städtische Kuhweide (auch „Kuhwasen“ genannt) direkt am Main [1] zwischen Kilometer 249 und 250. [2] Flussabwärts schloß sich die städtische Schafweide an, die heute teilweise ein Landschaftsschutzgebiet ist. Im Gegensatz zu den Feldern auf dem höhergelegenen Wasen war auf den tiefergelegenen Weiden keine Landwirtschaft möglich, da das Gebiet hochwassergefährdet war.

Geschichte

Der Alte Hafen wurde 1877 fertiggestellt und erhielt 1882 einen Gleisanschluß. In den ersten Jahren wurde am Alten Hafen vorzugsweise Langholz von der Bahn auf den Main für die Flößerei verbracht. Nur in geringem Umfang wurden Güter zwischen Schiff und Bahn umgeschlagen. Da die Flöße die im Bau befindliche Kettenschifffahrt behindert hätten, wurde 1898 ein Teil der städtischen Kuh- und Schafweide für die Herstellung einer Einwurfstelle am rechtsseitigen Mainufer unterhalb des Staatshafens an der Dürren Brücke zur Verfügung gestellt. Weitere Grundstücke wurden angekauft und der Staatseisenbahn für die Weiterführung des Stumpfgleises vom Hauptbahnhof Würzburg entlang es Mains parallel zur Bahnstrecke Würzburg-Aschaffenburg überlassen. Für die Zusammenstellung der Flöße wurden auf Staatskosten zwei große Einpollerbecken entlang des Mains angelegt. In den Karten des BayernAtlas sind diese erst ab 1933 verzeichnet. [3]

Mit dem Bau der Einpollerstelle selbst wurde im August 1898 begonnen und dieselbe im Juli 1899 fertig gestellt. Zu gleicher Zeit wurde seitens der Stadtgemeinde eine größere Anzahl von Grundstücken nächst der Einpollerstelle erworben zum Zwecke der späteren Verwendung als Holzlagerplätze. Aus Kostengründen sollten diese jedoch nicht hochwasserfrei sondern nur stromsicher geschaffen werden.

Das Gleis entlang des Mains wurde später zum Rangierbahnhof Würzburg (erbaut 1909) weitergeführt. Beim Bau des Neuen Hafens (Eröffnung 1940) erfolgte dort der Anschluss der Hafeneisenbahn an das Bahnnetz. Im Gleisplan des Rangierbahnhofs aus den 1950er Jahren [4] sind zwei Gleise (Nr. 127 und 128) an den Pollerbecken sowie eine Weichenverbindung zu einem Ausziehgleis (Nr. 126) und dem Gleis zum Hauptbahnhof Würzburg eingezeichnet. Die Gleise dürften zu dieser Zeit kaum noch genutzt worden sein. In den Karten des BayernAltas (Maßstab 1:25000) ist zwischen 1933 und 1967 nur ein Gleis eingezeichnet. [3] Die Gleisanlage erlaubt es, an beiden Einpollerbecken gleichzeitig Langholz zu entladen und blockiert die 3 km lange Strecke zum Hauptbahnhof während des Entladens nicht. Daher dürfte diese Gleisanlage bereits mit der Inbetriebnahme der Einwurfstelle oder nur wenig später entstanden sein. Der Ausbau des Mains als Verbindungsglied zwischen Rhein und Donau mit zahlreichen Staustufen beendete seit den 1930er Jahren den traditionellen Holztransport auf dem Wasser: Mangelnde natürliche Strömung, hohe Kosten für Löhne und Schleppkähne sowie lange Wartezeiten an den Staustufen machten die Flößerei unrentabel.

Heutige Nutzung

Die beiden Pollerbecken sind noch verhanden. Die Gleise wurden abgebaut. Das Gelände zwischen den Pollerbecken, den Gleisen der Hafeneisenbahn und dem Dürrbach wird von Firmen der Schrott- und Altmetallbranche genutzt. Auf diesem Areal verläuft noch ein Gleis (Nr. 124), das nichts mit dem ursprünglichen Gleisen zu tun hat. Lediglich das Gleis entlang des Mains ist noch vorhanden und verbindet als fünftes Gleis den Hauptbahnhof Würzburg mit dem Bahnhof Würzburg-Zell und dem Rangierbahnhof sowie mit der Hafeneisenbahn.

Trivia

Im Winter wurden die beiden Becken der Einwurfstelle von der Stadt als Eislaufplätze zur kostenlosen Benutzung bereitgestellt. [5] Ein weiterer Eislaufplatz befand sich bei den Altwässern der „Heidingsfelder Insel“ (vermutlich Riedinsel-Schwimmbad).

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Name Mainkuh ist keine überlieferte Bezeichnung für Vieh das am Main auf dem Kuhwasen weidet.
  2. Die Kilometrierung in der Karte von 1894 läuft flußabwärts ab der Vereinigung von Main und Regnitz unter Einbeziehung der damals noch befahrenen Volkacher Mainschleife. Siehe Streckenatlas Main der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt 2020.
  3. 3,0 3,1 Zeitreise im BayernAtlas
  4. Verkehrsarchiv Nürnberg, wiedergegeben in: Heinrich, Peter; Schülke, Hans: Bahnknotenpunkt Würzburg. Das große Bahnbetriebswerk in Unterfranken. Freiburg (EK-Verlag), 1990, S. 32.
  5. Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Würzburg, Bd. 10, 1902

Kartenausschnitt

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