Synagoge in Veitshöchheim
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Die Gebäude der ehemaligen Synagoge in Veitshöchheim beherbergen heute eine Gedenkstätte und ein jüdisches Kulturmuseum.
Jüdische Gemeinde Veitshöchheim
In Veitshöchheim werden 1674 drei jüdische Familien am Ort genannt. Die jüdischen Familien lebten bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ausschließlich vom Waren- und Viehhandel. Die jüdische Gemeinde gehörte zunächst zum Rabbinatsbezirk Höchberg, seit 1801 zum Rabbinatsbezirk Heidingsfeld und nach dem Umzug des Rabbiners nach Würzburg 1813 zum Rabbinat Würzburg.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge mit Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich das Berufsspektrum geändert. Es gab am Ort jüdische Handwerksbetriebe (Kunstweberei, Schneiderei). Seit etwa 1850 wanderten viele jüngere Gemeindemitglieder nach Amerika aus oder zogen nach Würzburg und andere Städte um. Beim Novemberpogrom 1938 wurden bei jüdischen Häusern die Fenster eingeworfen und ein jüdisches Geschäft verwüstet. Im Februar 1942 lebten noch sieben jüdische Personen in Veitshöchheim, die bis auf eine Ausnahme nach Izbica bei Lublin bzw. Theresienstadt deportiert wurden.
Geschichte der Synagoge
Die heute noch bestehende Synagoge wurde zwischen 1727 und 1730 auf einem Grundstück des Klosters Oberzell errichtet. Das Synagogengebäude wurde äußerlich als tonnengewölbter Massivbau mit Halbwalmdach der einheimischen Bauform angeglichen und war schon ursprünglich als jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge, Schulräumen, Lehrerwohnung und rituellem Bad geplant. In der Mitte des Betsaales wurde ein achteckiger barocker Almemor aus Stein eingebaut. Dieser wurde, wie auch der Toraschrein, vermutlich von Bauleuten der Würzburger Residenz hergestellt. Bis 1746 war das ganze Gebäude im Privatbesitz und ging dann als Schenkung an die jüdische Gemeinde über. Mit der Schenkung war auch der Übergang aller Abgaben für das Haus verbunden, die hauptsächlich an das Kloster Oberzell zu zahlen waren. 1826 kaufte die jüdische Gemeinde auch die Vorsängerwohnung und das Ritualbad. Im Dachboden der Synagoge befand sich eine Genisa, ein Lagerraum wo man Texte und Gegenstände lagerte, die nicht vernichtet werden durften oder sollten.
Mehrfach fanden Renovierungen und Umbauten statt. So wurde die Mikwe 1826 auf Grund neuerer staatlich-gesetzlicher Bestimmungen umgebaut. Ein größerer Umbau der Synagoge fand gegen Ende des 19. Jahrhunderts statt. Damals wurden die einzelnen Betpulte des Betsaales durch nach vorne gerichtete Bankreihen ersetzt. Decken und Wände erhielten Jugendstilornamente. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Decke traditionell mit goldenen Sternen auf blauem Grund ausgemalt. An wertvollen Ritualien waren bis ins 20. Jahrhundert beispielsweise ein Toravorhang von 1728, ein Totengedenkbuch von 1741 und ein Gemeindeprotokollbuch von 1856 vorhanden. Im Oktober 1920 wurde in Anwesenheit des Distriktrabbiners Dr. Siegmund Hanover aus Würzburg eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Synagoge angebracht.
Baubeschreibung
„Synagoge, tonnengewölbter Massivbau mit Halbwalmdach, 1727–1730.“
Nachnutzung
Nach der von den Nationalsozialisten erzwungenen Übergabe im Jahr 1938 an die Gemeinde Veitshöchheim erfolgte 1940 der Umbau zum Feuerwehrgerätehaus. Nach der Entdeckung zahlreicher Überreste im Bauschutt konnte zwischen 1986 und 1994 die ursprüngliche Inneneinrichtung aus der Barockzeit durch Fotografien aus dem Jahr 1926 weitgehend vollständig wiederhergestellt werden. Seit 1998 ist hier das Jüdische Kulturmuseum beheimatet. Im August 2016 wurde die Beleuchtung des Gebetsraumes vollständig auf energieeffiziente LED-Leuchtmittel umgestellt.
Siehe auch
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Veitshöchheim, Nr. D-6-79-202-23
- Landratsamt Würzburg (Hrsg.), Die Museen im Landkreis Würzburg, 2015
- Spuren jüdischer Geschichte in Stadt und Landkreis Würzburg - Ein Wegweiser für junge Leute. Hrsg. vom Landkreis Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Partnerlandkreis Mateh Yehuda (Israel) und dem Kooperationsprojekt Landjudentum in Unterfranken, Würzburg 2013., S. 43