Zivilschutzanlagen
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Zivilschutzanlagen (umgangssprachlich: Atombunker, Atomschutzbunker, Schutzräume) sollen im Katastrophenfall und bei kriegerischen Auseinandersetzungen der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Sie bieten durch ihre spezielle Bauart und Ausstattung Schutz vor chemischer, atomarer und biologischer Verunreinigungen der Außenluft, Trümmerbelastung und Splitterwirkung, Brandeinwirkungen (Rauch, Hitze, Feuer), radioaktiven Niederschlägen, thermischer Strahlung, starken Luftstößen und Windgeschwindigkeiten.
Größere Zivilschutzanlagen sind in der Regel so ausgelegt, dass sie mehrere Tage bzw. Wochen autark von ihrer Umgebung betrieben werden können. Sie haben eine eigene Stromversorgung in Form von Netzersatzanlagen (NEA), gefilterte Luftversorgung und eine eigene Wasserversorgung bzw. Wasserspeicher. Oft wurden die Anlagen in Form von Mehrzweckanlagen (MZA) konzipiert, z.B. als Parkhäuser.
Geschichte
Viele Zivilschutzanlagen sind gefördert vom Bund im Zeitraum des Kalten Krieges entstanden - so auch in Würzburg und Umgebung. Die Bauwerke wurden „zum Schutz der Bevölkerung vor Auswirkungen kriegerischer Auseinandersetzungen“ gebaut. In Würzburg zahlte der Bund für die Anlagen Juliusgarage, Bezirk Unterfranken und Heuchelhofschule insgesamt 3,5 Millionen DM (1,8 Millionen Euro). Für die technische Instandhaltung gab es eine spezielle Katastrophenschutzeinheit: Den Schutzrauminstandhaltungsdienst (SRID). Instandhaltungsarbeiten und jährliche Prüfungen wurden darüber hinaus an Fachfirmen vergeben und vom Bund finanziert.
Aufgrund einer geänderten Bedrohungslage wurde von der Bundesregierung 2006/2007 das Schutzraum-Konzept aufgegeben, so dass die Kosten für Unterhalt und Pflege der Anlagen in der Regel von den Kommunen bzw. Eigentümern zu tragen waren. Im Würzburger Stadtgebiet setzte sich bis 2010 noch eine kleine Zivilschutzeinheit für die notwendigsten Instandhaltungen ein - dann wurde auch das kleine „Helfergeld“ vom Bund für den SRID gestrichen. In den darauffolgenden Jahren wurden die Schutzräume entwidmet und können demnach von den Eigentümern umgebaut oder zurückgebaut werden. Es gibt in Würzburg somit offiziell keine öffentlichen Zivilschutzanlagen mehr.
Ehemalige Zivilschutzanlagen in Würzburg
- Zivilschutz-Mehrzweckanlage Berner Straße 3
- Lage: Die Mehrzweckanlage befindet sich unter der Mittelschule Würzburg-Heuchelhof (ehemals Hauptschule Heuchelhof)
- Baujahr: 1988/1989
- Entwidmung: 2014
- Anzahl der Schutzplätze: 399
- Zivilschutz-Mehrzweckanlage Juliuspromenade 7
- Lage: Siehe Juliusgarage (Parkhaus Pleich)
- Baujahr: Ende 1980er Jahre
- Entwidmung: 2015
- Anzahl der Schutzplätze: 2.100
- Nutzung als Parkgarage mit drei Ebenen. Daran schließen sich nördlich jeweils Parkbereiche an, die durch Schutzraumabschlusstore von der Mehrzweckanlage abtrennbar und somit ohne Schutzfunktion sind.
- Die Anlage wurde durch bauliche Veränderungen 2015/2016 außer Betrieb gesetzt.
- Zivilschutz-Mehrzweckanlage Silcherstraße 5
- Lage: Die Mehrzweckanlage befindet sich unter der Bezirksverwaltung Unterfranken
- Baujahr: 1993/1994
- Entwidmung: 2013
- Anzahl der Schutzplätze: 1.668
- Nutzung als Parkgarage (Ein- und Ausfahrt in Richtung Gegenbaurstraße)
- Schulschutzraum Mainaustraße
- Lage: Unter dem Gebäude B der Staatlichen Feuerwehrschule
- Baujahr: 1988/1989
- Anzahl der Schutzplätze: 150
Ehemalige Zivilschutzanlagen im Landkreis Würzburg
- Zivilschutzanlage Estenfeld
- Lage: St.-Mauritius-Straße 1
- Baujahr nicht bekannt
- Anzahl der Schutzplätze: 150
- Die Zivilschutzanlage befindet sich unter einem Geschäfts- und Wohngebäude (u.a. Sparkasse).
- Zivilschutz-Mehrzweckanlage Höchberg
- Lage: Hauptstraße 78
- Baujahr: 1984
- Anzahl der Schutzplätze: 973
- Nutzung als Tiefgarage „Gasthof Lamm“, beide Parkebenen mit Schutzraumfunktion
- Zivilschutz-Mehrzweckanlage Kürnach
- Lage: Am Trieb 15 (Höllberghalle)
- Baujahr: 1989
- Anzahl der Schutzplätze: 349
- Nutzung als Kegelbahn und Schießstand
- Zivilschutzanlage Ochsenfurt (ehemals Hilfskrankenhaus)
- Lage: Pestalozzistraße unter der Realschule am Maindreieck
- Baujahr: 1968 als Hilfskrankenhaus / 1997 Umbau zur Zivilschutzanlage
- Anzahl der Schutzplätze: 425
- Nutzung durch Realschule
Siehe auch
- Feuerwehr (Amt für Zivil- und Brandschutz)
- Bayerisches Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz
- Sirenen in Würzburg
- Störfall
Quellen
- Geschichtsspuren.de: Zivilschutzanlagen-Datenbank
- Geschichtsspuren.de: Öffentliche Zivilschutzanlagen - ein Überblick (verfasst von C. Lubbe, M. Grube)
- Wikipedia: Schutzraum
- Main-Post: „Würzburg hat keine Schutzräume mehr“ (16. März 2015)
- Amt für Zivil- und Brandschutz: 2015 kam das Aus für den letzten öffentlichen Schutzraum Würzburgs - ein Rückblick