Studentenmusäum
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Das Studentenmusäum des Juliusspitals in Würzburg war ein Gymnasium mit Internat für besonders begabte männliche Nachkommen armer, im Hochstift Würzburg lebender Familien. [1]
Anfänge
Die Anfänge des Studentenmusäums reichen zwar in einer frühere Zeit zurück, aber nicht die Anfangszeit des Spitals. Seit 1620 werden Studenten im Juliusspital genannt, teils aus dem Waisenhaus hervorgegangen, aber auch andere. Ihre Zahl betrug in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 12 bis 15. Sie wurden schließlich unter eigenen Präzeptoren in einer 1704 erstmals Musäum genannten Studentenstube vereinigt.
Voraussetzungen für die Aufnahme
Das Gesuch um Aufnahme in die Bildungseinrichtung wurde an den Bischof selbst gerichtet, von den Eltern des Petenten oder auch dem Ortspfarrer. Im Antrag war sowohl auf die Bedürftigkeit als auch auf die guten Sitten, den Fleiß, dazu die musikalischen Fähigkeiten des Bittstellers hinzuweisen, gegebenenfalls auf Verdienste des Vaters um das Hochstift. Der Andrang war groß, im Durchschnitt konnten nur etwa 10 Prozent der Bewerber aufgenommen werden. Deshalb wurde die Aufnahme von einer Prüfung durch den Spitalpfarrer abhängig gemacht und wurden auch Expektanzen erteilt. Seit dem 18. Jahrhundert führte die Aufnahme immer über eine Prüfung, abgenommen vom Spitalpfarrer, dem Musiklehrer und den Präzeptoren. Richtschnur für die Bischöfe, welche letztendlich über die Auswahl zu befinden hatten, war: Von den wirklich Bedürftigen nur die Besten.
Soziale Schicht der Aufgenommenen und Aufenthaltsdauer
Die soziale Schicht, der die Aufgenommenen entstammten, war das Kleinbürgertum Würzburgs und das der hochstiftlichen Landstädte, gelegentlich erreichten auch verarmte Adelige den Zutritt. In einer insgesamt 46 Namen enthaltenden Tabelle über Prüfung und Aufnahme von Studenten (1789) wird als Vermögensstand der Eltern durchweg „arm“ angegeben. In der Regel wurden die Studierenden in die unterste Klasse (Infima) aufgenommen und waren 9 bis 10 Jahre alt; doch schwankte das Aufnahmealter sehr erheblich. Die Aufenthaltsdauer im Musäum wurde zu verschiedenen Zeiten nicht einheitlich bemessen; einmal hatten die Studierenden schnon nach absolvierter Poetik, einmal nach absolvierter Rhetorik, meist aber erst nach vollendeter Philosophie, also erst nach sieben oder acht Jahren, das Musäum zu verlassen.
Ziel der Bildungseinrichtung
Die Ausbildung der Bildungseinrichtung sollte auf eine wissenschaftliche Laufbahn bzw. den Staats- oder Kirchendienst vorbereiten. Musikalische Begabung war, wie bereits erwähnt, eine der Aufnahmebedingungen, da die Zöglinge an den Sonn- und Feiertagen mit dem Hoforchester in der Kirche auftraten. Zu diesem Zweck, und auch im Sinne kostenbewusster Bildungspolitik, unterrichteten bereits unter Friedrich Karl von Schönborn Mitglieder der Hofkapelle am „Studenten-Musäum“.
Religiöses Leben
Das religiöse Leben oder - wie die Aufklärung sagte - die heiligen Religionsübungen hatten wie bei den Pfründnern und den Waisen auch bei den Studenten eine zentrale Bedeutung. Und nicht wenige Spitteler traten in den geistlichen Stand.
Bekannte Absolventen
Doch auch sonst brachte das Musäum eine große Anzahl tüchtiger Männer hervor. Zu den bekanntesten Geistlichen und Beamten, die aus dem Spital hervorgingen, zählen der Kanonist Johann Caspar Barthel, Dr. Joseph Fichtl, Prof. Dr. Franz Oberthür sowie Franz Joseph Fröhlich, der Gründer der Würzburger Musikschule, welche die Entwicklung zur heutigen Hochschule für Musik grundlegte.
Aufhebung der Bildungseinrichtung
Mit dem Übergang des Hochstifts Würzburg an Bayern im Jahre 1803 wurde aus dem Studentenmusäum wie aus dem ganzen Juliusspital ein kurfürstliches Institut. Die Churfüstliche Landes-Direction wies die Administration des Spitals schon am 26. Juli 1803 darauf hin, dass sich im Stiftungsbrief keine Äußerung eines Stifters finde, „nach welcher derselbe auch die Aufnahme und Verpflegung von studirenden Jünglingen beabsichtigt haben solle“. Die Administration machte daraufhin selbst jenen Vorschlag, der auf die Aufhebung des Insituts hinauslief, nämlich bedürftige Studenten mit Jahrestipendien von 130 bis 150 Gulden zu unterstützen.
So wurde das Musäum durch kurfürstliches Reskript vom 20. August 1803 zum Ende des Schuljahres mit der Begründung, es entspreche nicht mehr der sittlichen und physischen Bildung von jungen Leuten und die Regie sei der Stiftung lästig, aufgehoben. Verschiedene Versuche, die bis 1855 zur Wiederherstellung des Instituts unternommen wurden, blieben ohne Erfolg. Mit einem gewissen Recht aber kann man in dem 1871 eröffneten bischöflichen Knabenseminar Kilianeum, welches Gymnasiasten aufnahm, die in den Würzburger Diözesanklerus einzutreten beabsichtigten, als Nachfolgeinstitut ansehen.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Alfred Wendehorst: Das Juliusspital in Würzburg. Band I. Kulturgeschichte. Hrsg.: Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg, Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1976, S. 186 ff.
- Würzburgs Ehrenbürger 1837 bis 1858. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Würzburg von Beate Kann 1994/95
- Klaus Hinrich Stahmer: Musik in der Residenz. Würzburger Hofmusik, Stürtz-Verlag, Würzburg 1983, S. 50
Erläuterungen
- ↑ Das Wort Musäum oder auch Museum ist hier noch in seiner alten Bedeutung, also etwa: Akademie, Haus der Musenfreunde, zu verstehen und noch nicht in dem Sinn, den es seit dem 18. Jahrhundert annahm, also: Sammlung von Objekten der Kunst, der Natur und der Technik.