Rokkenstatt
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Rokkenstatt war eine Siedlung mit Turmhügel (später Burg/Schloss) im Guttenberger Wald in der Gemarkung Reichenberg.
Lage
Rokkenstatt lag nahe dem heutigen Forsthaus Guttenberg nördlich der Kreisstraße WÜ 29.
Geschichte
Rokkenstatt (auch als Roggunstath bezeichnet) wird 849 anlässlich einer Schenkung Ludwigs des Deutschen an das Kloster Fulda erstmals genannt. Zur Siedlung gehörten Ackerland und Wald. Als König Heinrich IV. dem Bischof von Würzburg im Jahre 1060 den Wildbann zwischen Main und Tauber bestätigte, wird Rokkenstatt im Rahmen der Grenzbeschreibung des Wildbanns wiederum erwähnt. Die oberhalb der Siedlung gelegene Burg Guttenberg scheint zu dieser Zeit noch nicht bestanden zu haben. Rokkenstatt kam frühzeitig in den Besitz der dem Würzburger Bischof unterstellten Ministerialen-Familie Zobel. Diese errichteten südlich der Siedlung ein Schloss und nannten sich Zobel von Guttenberg. Das Baujahr des Schlosses ist unbekannt, im Jahre 1233 wird es erstmals erwähnt. Im Laufe der folgenden drei Jahrhunderte gelang es den Zobels die vier Hofstellen in Rokkenstatt samt Äckern, Wiesen und Wald nach und nach an sich zu bringen. Das Wüstfallen der landwirtschaftlichen Flächen mit nachfolgender Bewaldung wurde offenbar bewusst hingenommen. Ob die Zobels – wie Jahrzehnte später die Fürstbischöfe von Würzburg – gleichfalls die Absicht hatten, sich einen von bäuerlichen Eingriffen freien Waldbesitz zu schaffen, bleibt dahingestellt, liegt aber nahe, da sie schon in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Förster angestellt hatten. Die landwirtschaftliche Fläche Rockenstatts umfasste im 14. Jahrhundert mindestens 36 ha, möglicherweise sogar 150 ha – vorwiegend in der heutigen Waldabteilung Rindshügel. 1502 verkaufte Stephan Zobel – wohl nicht ohne Druck – den halben Anteil an Rokkenstatt, den Halbteil der Burg Guttenberg, 450 ha Wald und weitere Besitzungen an den Fürstbischof Lorenz von Bibra; in den Jahren 1508 und 1515 veräußerten die Erben des Stephan Zobel die andere Hälfte der Burg, weitere 450 ha Wald und die restlichen Güter in Rokkenstatt. Damit hatte Lorenz von Bibra das Zentrum und zugleich die Hauptmasse des Guttenberger Waldes an sich gebracht. Sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl konnte sich aber nicht lange am Besitz der Burg erfreuen: schon 1525 wurde sie im Bauernkrieg zerstört. Fürstbischof Melchior Zobel von Guttenberg ließ unterhalb des späteren Forsthauses Guttenberg, also an seinem Geburtsort, im Jahre 1556 ein Wasserschloss errichten.
Beschreibung
Rokkenstatt ist beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Bodendenkmal Nr. D-6-6225-0241 registriert mit der Beschreibung: „Turmhügel des hohen bis späten Mittelalters, abgebrochenes Jagdschloß des 16.-19. Jahrhunderts, Fundamentreste von zwei nicht fertig gestellten Jagdschlössern des 18. Jahrhunderts sowie mittelalterliche Wüstung "Rockenstatt".“
Siehe auch
Quellen
- Herbert Fleischmann: Zur Geschichte des Waldes bei Kleinrinderfeld. In: 950 Jahre Kleinrinderfeld 1060-2010. Festschrift, Gemeinde Kleinrinderfeld, S. 66 ff. (Download link)
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bodendenkmäler in Reichenberg, Nr. D-6-6225-0241