Paulskapelle
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Die Paulskapelle (auch Kapelle zum Hl. Paulus) war die Vorgängerkirche der ehemaligen Dominikanerkirche am Dominikanerplatz.
Lage
Die Paulskapelle stand in der Nähe des Ellentores innerhalb der Stadtmauer. Der Platz beim Ellentor trug im 13. Jahrhundert den Namen Area praedictorum, was die Vermutung zulässt, dass die Dominikaner hier dem Volk auf freiem Feld predigten.
Patrozinium
Das Patrozinium erhielt sich, leicht modifiziert als „Pauli Bekehrung“ bis 1967, als die frühere Dominikanerkirche dem Hl. Augustinus geweiht wurde.
Geschichte
Die Paulskapelle gab es bereits bevor die ersten Dominikaner, auch Predigerorden bzw. Orden der Predigerbrüder, lat. Ordo fratrum Praedicatorum (Ordenskürzel OP), 1227 nach Würzburg kamen. Um das Jahr 1230 wurde den Dominikanern erlaubt, diese ehemalige Kapelle für ihre Gottesdienste zu benutzen. Dafür mussten sie dem Schottenkloster am Martinstag einen jährlichen Zins von einem Pfund Wachs entrichten.
Eine Urkunde vom 1. Januar 1237 besagt, dass der Predigerorden im Anschluss an die Paulskapelle eine regelrechte Zweigniederlassung betrieben. Während der Regierungszeit von Fürstbischof Hermanns von Lobdeburg (1225-1254 wagten es die Prediger nicht nach der Niederlassung zum Hl. Paul umzuziehen. Damit hätten sie gegen die bischöflichen Bedingungen für ihre Ansiedlung verstoßen, die sie verpflichtete, in der Vorstadt Pleich zu wohnen.
Als es Mitte des 13. Jahrhunderts zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Würzburger Fürstbischöfen Herrmann von Lobdeburg und Iring von Reinstein-Homburg (1254-1265 auf der einen Seite und den Bürgern der Stadt Würzburg auf der anderen Seite kam, ergriffen die Dominikaner für die aufständischen Bürger. 1265 wurde unter Vermittlung des Dominikaners Albertus Magnus, der von Ende 1264 bis 1267 in Würzburg lebte, ein Friedensvertrag zwischen Bischof Iring und der Stadt geschlossen. Dieser Vertrag regelte den Streit nahezu ausschließlich zu Ungunsten der städtischen Bürgerschaft. Ungeachtet dieser Tatsache hatte sich im Verlauf der Auseinandersetzung ein durch Dankbarkeit und Vertrauen gekennzeichnetes Verhältnis zwischen der Bürgerschaft und den Dominikanern entwickelt. Dies sollte auch für das Bauwesen auf der Aera Praedicatorum bestimmend werden. Bis zum Ende der Regierungszeit Bischof Irings war es den Dominikanern nicht gelungen, den Sitz ihres Klosters von der Pleicher Vorstadt in die Innenstadt in das Haus und die Paulskapelle zu verlegen. Erst nach dem Tode Bischof Irings 1265 ergab sich während der fast zweijährigen Sedisvakanz für die Dominikaner die Gelegenheit, innerhalb der Stadtmauern den Bau einer neuen Kirche zu beginnen. Hierfür versicherten sich die Dominikaner offensichtlich der Zustimmung des Papstes Clemens IV.
Der Magistrat und die Bürgerschaft stellten dem Predigerorden, wohl aus Dankbarkeit für ihre bürgernahe Haltung, das freie Areal um die Aera Praedicatorum zur Verfügung. Die Paulskapelle wurde beim Bau der neuen Kirche, der 1266 begann, abgerissen.
Quellen und Literatur
- Matthias Löffelmann: Balthasar Neumanns Würzburger Dominikanerkirche (heutige Augustinerkirche). Neue Aspekte ihrer Bau- und Kunstgeschichte. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Nr. 57, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 2005, S. 177 f.