Kriegerdenkmal (Burggrumbach)
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Das Kriegerdenkmal ist ein Baudenkmal im Unterpleichfelder Ortsteil Burggrumbach im nördlichen Landkreis Würzburg.
Standort
Das monumentale Denkmal befindet sich hinter der katholischen Pfarrkirche St. Martin.
Geschichte
Anfang der 1920er Jahre war ein Denkmalboom ausgebrochen. Jede Stadt und jedes Dorf fühlte sich verpflichtet, für die gefallenen und vermissten Soldaten des Ersten Weltkrieges ein Kriegerdenkmal zu errichten. Zum Teil ging es dabei um ein christliches Todengedenken, aber der Zeitgeist stand auf eine Heldenverehrung. 1922 hatte die Gemeinde Burggrumbach beschlossen, wie in den Dörfern ringsum, ein Kriegerdenkmal zu errichten. Valentin Kraus wurde um einen Entwurf gebeten. Man kam im Dorf auf die Idee, den Kirchenpatron darzustellen. Der Hl. Martin sei schließlich Soldat gewesen. Deshalb zeigt die Darstellung in Burggrumbach einen Soldaten zu Pferd mit einem deutschen Stahlhelm auf dem Kopf. Die Szene lehnt sich zwar an die Legende an, in der der Hl. Martin mit dem Schwert seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Aber hier symbolisiert der Mantel nicht die Nächstenliebe, sondern mutierte zur Schutzfunktion. Der Bettler versinnbildlicht das Volk. Der Soldat zieht in den Krieg, um das Volk und die Heimat zu beschützen. Folglich müssten die Kriegshelden mit aller Kraft unterstützt werden.
Am 20. Juli 1924 wurde das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Gefallenen der Kriege 1870/71 und 1914 bis 1918 eingeweiht. Denkmalstifter war die Gemeinde Burggrumbach. 1954 wurde es um zwei weitere Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) erweitert und feierlich von Pfarrer Johann Rößer eingeweiht. Wie bei fast allen Monumenten aus den 1920er Jahren versuchte man die Hilflosigkeit in Anbetracht des Geschehens durch Pathos zu kompensieren. Millionen Tote verlangten einen Begründungszwang, dem man mit nationaler Heldenverehrung und einer Überhöhung des Soldatentodes begegnete.
Auf Beschluss des Gemeinderates, angeregt von der NSDAP, wurden während des Zweiten Weltkrieges für jeden gefallenen Soldaten ein Holzkreuz angefertigt, um nach dem Endsieg einen Heldengedenkort einzurichten. Auf den Ort (Friedhof, Kirchhof, neues Monument) wollte man sich noch nicht festlegen. Die Nazipropaganda feierte den Heldentod als eine Krönung des Lebens jener wahrhaften Helden, die ihr Leben für Führer, Volk und Vaterland geopfert hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg besann man sich wieder auf die christliche Totenehrung und würdigte die Gefallenen als Opfer eines sinnlosen, grausamen Krieges.
Baubeschreibung
„Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Krieges von 1870/71 und des Ersten Weltkrieges, später erweitert für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, Figur des Hl. Martin zu Pferd, seinen Mantel teilend, auf Pfeiler über Tischsockel, um 1920.“
Aufbau
Das Kriegerdenkmal besteht aus einem Sockel mit Bildaufsatz aus Sandstein mit einer Gesamthöhe von 2,29 m. Daneben stehen noch zwei nach dem Zweiten Weltkrieg hinzugekommene Steinblöcke.
Inschriften
Die Mittelsäule trägt die Namen der gefallenen Soldaten des Deutsch-Französischem Krieges von 1870 bis 1871 und des Ersten Weltkrieges. Auf dem Sockel steht noch die Inschrift über die besondere Ehrung von der Heimatgemeinde Burggrumbach:
- IHREN TAPFEREN TOTEN / HELDEN IN DANKBARKEIT / GEWIDMET VON DER HEIMAT- / GEMEINDE BURGGRUMBACH / R. I. P.
Im Sockel der Mittelsäule ist rechts der Name Val. Kraus eingraviert, ein Hinweis darauf, dass der Bildhauer Valentin Kraus für den Entwurf des Denkmals verantwortlich gewesen sein könnte.
In den beiden daneben stehenden Steinen sind auch die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 eingraviert. Auf der Rückseite des Bildaufsatzes ist noch folgende Inschrift angebracht:
- Den Kriegern zur Ehr. / Den Gefallenen zum Gedächtnis. / Der Jugend zur Lehr. / Dem Vaterland zum Vermächtnis. / 1914 ·1918
Bildergalerie
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Unterpleichfeld, Nr. D-6-79-201-26
- Kulturgeschichtlicher Arbeitskreis Burggrumbach (Hrsg.): Im Wandel der Zeit ... Dorfentwicklung und Schulgeschichte (2). S. 12
- Kulturgeschichtlicher Arbeitskreis Burggrumbach (Hrsg.): Öffentliches Gedenken und Erinnerungskultur - Gedenkstätten und Kriegerdenkmäler: Erinnern, Bewahren, Neu denken. Burggrumbach 2020, S. 20-23
- Robert Roos: Der Burggrumbacher Bildstockweg. Band 1 der Bildstöcke der Gemeinde Unterpleichfeld, 2010 (Stadtbücherei Würzburg Drl 2 Roo)
- Main-Post: „Wie der Kirchenpatron St. Martin zu einem Stahlhelm kam“ (22. Juli 2024)