Julius Adler
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Dr. Julius Adler (geboren am 29. September 1882 in Würzburg; ermordet am 30. Juni 1934 in Dachau) war Jurist, Rechtsanwalt und Opfer des sog. Röhm-Putsches.
Leben und Wirken
Adler besuchte das heutige Riemenschneider-Gymnasium und studierte außer an der Universität Würzburg auch in München und Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem Studienabschluss und der Promotion über die „Einwirkung der Wechselbegebung auf das Kausale Schuldverhältnis“ 1909 in Würzburg, wurde er nach seinem Vorbereitungsdienst in Nürnberg 1910 in Augsburg und 1911 in Würzburg als Anwalt zugelassen, wo er sich als Rechtsanwalt mit eigener Anwaltspraxis in der Herzogenstraße 8 niederließ. Nach dem Tod seines Vaters 1914 verwaltete er für die mit seinen Geschwistern bestehende Erbengemeinschaft deren beträchtlichen Grundbesitz, zu dem mehrere große Wohn- und Geschäftsgebäude, die Doppelhäuser Bismarckstraße 19/20 und Reibeltgasse 14/16, sowie Sanderstraße 6. Von 1915 bis 1918 war er Kriegsfreiwilliger und brachte es zum Rang eines Vizewachtmeisters (Vizefeldwebels) einer Flakbatterie. Nach dem Ersten Weltkrieg führte er beruflich und privat ein unauffälliges bürgerliches Leben.
Verhaftung und Tod
Unter anderem seine familiäre Nähe brachte ihn ins Visier der Nationalsozialisten. Nachdem er in einer Denkschrift gegen den NSDAP-Zugriff auf die Malzfabrik seines Vetters Willy Adler, die Mohr'sche Malzfabrik, interveniert hatte, wurde er am 11. Juni 1934 vorgeblich wegen „Wirtschaftssabotage“ und Fluchthilfe in „Schutzhaft“ genommen. Schnell jedoch zeigte sich, dass die Nationalsozialisten eine ganze Liste an Vorwürfen gegen ihn zusammengetragen hatten. So wurde ihm die angebliche Nichterfüllung feuer- und baupolizeilicher Auflagen an den von ihm als Vertreter der Erbengemeinschaft seines Vaters verwalteten Gebäuden Bismarckstraße 19/20, Sanderstraße 6 und Reibeltgasse 14/16 vorgehalten. In letzterem Haus waren zu dieser Zeit die Sander-Lichtspiele untergebracht, die Pacht dafür senkte die NSDAP mutwillig auf ein Drittel. Als besonders delikat galten sein angeblicher Hang zum Masochismus sowie seine sexuellen Beziehungen zu zwei nichtjüdischen Schwestern, die Julius auch finanziell unterstützte. Dass beide von aufrichtigen Liebesbeziehungen sprachen spielte dabei keine Rolle. Daneben wurde seine Verhaftung auch als Schutzmaßnahme kaschiert, die Volksstimmung sei bereits so erhitzt, dass seine Sicherheit andernfalls nicht garantiert werden könne.
Bereits am 20. Juni 1934 wurde Julius Adler ohne Rechtsgrundlage ins Konzentrationslager Dachau verbracht. Dort wurde er zehn Tage später, am 30. Juni 1934 im Rahmen des „Röhm-Putsches“ erschossen, später wurde behauptet, er und andere Häftlinge hätten sich mit den an diesem Tag putschenden SA-Männern solidarisiert. Erst im Oktober, vier Monate nach seiner Ermordung, erfuhren auch die Angehörigen Julius Adlers von dessen Tod.
Posthume Würdigung
Ihm zum Gedenken wurde in der Herzogenstraße 8 ein Stolperstein verlegt.
Siehe auch
Quellen
- Reiner Strätz: Das Biographische Handbuch Würzburger Juden 1900-1945, Bd. 2.
- Dr. Julius Adler in der Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken