Hugo Karpf
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Hugo Karpf (* 17. Januar 1895 in Wüstenzell; † 19. Juli 1994 in Aschaffenburg) war gelernter Schneider, Laienrichter, Reichstags- und Bundestagsabgeordneter.
Leben und Wirken
Hugu Karpf wurde als 9. von 12 Kindern einer kleinbäuerlichen Familie geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Wüstenzell absolvierte er von 1909 bis 1912 in Aschaffenburg eine Schneiderlehre bei einem gewerkschaftlich engagierten Lehrmeister, der in Heimarbeit arbeitete. Die schlechte Bezahlung und die überlangen Arbeitszeiten veranlassten ihn 1913 zum Eintritt in dei Gewerkschaft, den „Verband christlicher Arbeitnehmer des Bekleidungsgewerbes“. Sein Ziel war es, an der Verbesserung der Lage der in Heimarbeit Beschäftigten mitzuwirken.
Im Ersten Weltkrieg musste er als Soldat dienen und geriet in britische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er 1922 zum Gewerkschaftssekretär bestellt. Nach seinen Mandaten als Reichstagsabgeordneter und nach der Zwangsauflösung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten arbeitete Karpf infolge Berufsverbot als Hilfsarbeiter, später als Zuschneider. Gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Jean Stock gründete er einen oppositionellen Freundeskreis, der den vom Nationalsozialismus bedrängten Bürgern Hilfe und Zuflucht bot. 1939 wurde er als „politisch unzuverlässig“ in die Pferdebeschaffungskommission am Bayerischen Untermain eingezogen. 1945 wurde er als Feldwebel aus dem Heeresdienst entlassen und anschließend Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Bundespost und für die Dauer von zwölf Jahren Richter am Bundesarbeitsgericht.
Politische Laufbahn
Bereits 1932 und 1933 war Karpf Reichstagsabgeordneter der BVP für den Wahlkreis Franken. Dieses Amt konnte er jedoch nicht lange ausüben, da ihm nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 31. Januar 1933 die gewerkschaftliche und politische Tätigkeit verboten wurde. Im Zweiten Weltkrieg musste er erneut Soldat der Deutschen Wehrmacht werden und nach dem Kriegsende gründete er mit Freunden die CSU in Aschaffenburg.
Karpf war 1946 Mitglied der verfassunggebenden Landesversammlung Bayerns. 1949 wurde er in den geschäftsführenden Hauptvorstand der Einheitsgewerkschaft Textil-Bekleidung gwählt und im gleichen Jahr als CSU-Direktkandidat in den Deutschen Bundestag, dem er bis 1957 angehörte. Er setzte sich insbesondere für die Rechte von Heimarbeitern ein, einer Beschäftigungsform, die im Schneiderhandwerk besonders häufig vorkam. Dieses Engagement brachte ihm den ehrenden Beinamen „Vater der Heimarbeiter“ ein.
Ehrungen und Auszeichnungen (Auszug)
- 1917: Eisernes Kreuz 2. Klasse
- 1960: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 1961: Bayerischer Verdienstorden
- 1965: Großes Bundesverdienstkreuz
- 1970: Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste
- 1985: St. Bruno-Medaille der Diözese Würzburg
- 1986: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
- 1991: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Bernhard Weigand: Ortschronik des Dorfes Wüstenzell. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen, 2012, S. 137 f.