Fiskalbäck
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Der Fiskalbäck war eine Bäckerei und Weinstube in der Sanderstraße 8 (alte Nr.: VI. Distrikt 142). [1]
Namensgeber
Namensgeber ist die altertümliche Bezeichnung eines Steuerbeamten in Staatsdiensten.
Geschichte
Laut Jahreszahl über dem Portal wurde das Haus 1710 errichtet. Der „Fiskalbäck“ machte vor 1844 sehr gute Geschäfte, denn nebenan in der Sanderstraße 6 und 6 a/b war das Oberpostamt untergebracht. Dort fuhren in der Woche etwa 200 Wagen vor. Briefe und andere Sendungen mussten zum Postamt gebracht werden und wer ein avisiertes Paket abholen wollte, der wärmte sich im „Fiskalbäck“ auf, denn die Pferdepost hatte oftmals Verspätung.
Als die Räume für das Oberpostamt nicht mehr ausreichten und der Staat den Roten Bau in der Theaterstraße erwarb, zog die Post 1845 dorthin um. Briefe musste nun auch nicht mehr dort aufgegeben oder abgeholt werden, da Briefträger die Post jetzt zustellten und schon bald konnte man Briefmarken kaufen, aufkleben und die Post in die aufgestellten Briefkästen werfen.
Allerdings waren nicht alle Postboten bereit längere Zustellwege zurückzulegen. Das erfuhr auch Felix Dahn. Der Professor der Rechte an der Universität Würzburg wohnte von 1863 bis 1868 im Eckhaus Randersackerer Straße/Friedrich-Spee-Straße. Der Professor, der eine rege Korrespondenz unterhielt, wunderte sich eines Tages, weil ihn keine Post mehr erreichte. Als er auf dem Weg zur Universität beiläufig beim „Fiskalbäck“ vorbeikam, drückte ihm der Bäckermeister Neuhaus einige Briefe in die Hand, die der Postbote bei ihm abgelegt hatte, weil für einen königlich bayerischen Postbeamten der Weg zum Ehehaltenhaus weit vor der Stadt unzumutbar sei.
Nach dem Wiederaufbau des beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstörten „Fiskalbäck“ zog dort 1968 ein ungarisches Spezialitätenrestaurant ein, das erste Nationalitätenrestaurant nach dem Kriege, das sich „Puszta-Grill“ nannte. Die Balthasar Esterbauer zugeschriebene barocke Hausfigur, die sich an der Fassade befunden hatte, wurde ebenfalls vernichtet.
Baubeschreibung
Die Zeichnung aus dem Jahre 1944 zeigt das Erdgeschoss und den 1. Stock des Hauses Sanderstraße 8 sowie links das anschließende Eckhaus zur Rosengasse (alte Nr.: IV. Distrikt 141, später zum Anwesen Sanderstraße 8 gehörend [1]). Der „Fiskalbäck“ war ein Barockhaus, dessen Fassade durch Fenster mit geohrten Gewänden und die gerahmten Brüstungsfelder gegliedert wurde. Zwischen den Fenstern im 1. Stock des Anwesens befand sich eine barocke Hausfigur, eine „Maria als Herzogin von Franken“ mit dem Christuskind auf einer von Engelputti getragenen Wolkenkonsole.
Heutige Nutzung
Heute befindet sich an der Stelle des ehemaligen Bäcks die Musikkneipe Tscharlie.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Werner Dettelbacher: Von der Fähre zum Steg: Eine Informationsschrift über das Naherholungsgebiet Steinbachtal, anläßlich der feierlichen Eröffnung der Sebastian-Kneipp-Steges, am 22. Juli 1978, Würzburg 1978, Werbe-Verlag Ingrid Beck, S. 14
- Werner Dettelbacher: Zu Gast im alten Würzburg. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1993, S. 126 f.
- Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen, Band I, Fränkische Gesellschaftsdruckerei Würzburg GmbH 1967, S. 47
- Ansichten aus dem alten Würzburg 1545 - 1945. Öffentliche Bauten und Höfe. Aus der Graphischen Sammlung des Mainfränkischen Museums Würzburg / Bearb. von Hanswernfried Muth. Kataloge des Mainfränkischen Museums Würzburg Nr. 13 ISBN: 3-932461-16-9. S. 382
- Main-Post: „Boulevard Würzburg: Edle Steaks seit 50 Jahren“ (19. Oktober 2018)