DenkOrt Deportationen Reichenberg
Der DenkOrt Deportationen Reichenberg erinnert an die vertriebenen und ermordeten Jüdinnen und Juden der Marktgemeinde Reichenberg.
Lage
Der DenkOrt mit einer Deckenrolle hat seinen Platz neben dem Haupteingang zum Reichenberger Rathaus gefunden.
Beschreibung
Der Sockel des Denkmals aus Muschelkalk wurde vom Steinmetz Sebastian Herrhammer aus Winterhausen gefertigt. Die Deckenrolle entwarf und fertigte die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim in der Rhön. Eine Gedenktafel mit Informationen zum Projekt „DenkOrt Deportationen“ für jüdische Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Oktober 2024 angebracht.
Ihr Gegenstück befindet sich seit Juni 2020 am DenkOrt Deportationen am Bahnhofvorplatz in Würzburg. Die Deckenrolle erinnert an die zwanzig jüdischen Mitbürger, die 1933 in Reichenberg gelebt hatten und aus Unterfranken deportiert wurden, darunter sechs junge Menschen von etwa 20 Jahren. Mindestens eine weitere Person ereilte dieses Schicksal an ihrem neuen Wohnort in Deutschland. Ein Mann wurde 1938 im KZ Buchenwald ermordet, ein weiterer beging in Reichenberg Suizid. Insgesamt muss man also von 23 Shoa-Opfern sprechen, niemand überlebte.
Bildergalerie
Geschichte
1933 lebten in Reichenberg 35 jüdische Bürgerinnen und Bürger, darunter sieben Schulkinder. Die Wurzeln der Gemeinde reichen jedoch bis ans Ende des 16. Jahrhunderts zurück, als die Grafen von Wolffskeel begannen, in ihrem Dorf Juden anzusiedeln. Bis 1659 wuchs ihre Zahl auf fünf, in den folgenden 100 Jahren auf 21 und schließlich 1817 auf 25 jüdische Haushalte an. Zu dieser Zeit lebten im Ort, das war etwas Besonderes, drei Goldsticker, ein Händler für Gold und Silber und ein Buchhändler. Seit den 1860er Jahren, nach Einführung der freien Wohnortwahl, halbierte sich die Zahl der jüdischen Bevölkerung.
Infolge der NS-Repressionen seit 1933 entschlossen sich elf Menschen zur Flucht ins Ausland und emigrierten in die USA (10) und nach England (1). Ebenfalls elf Jüdinnen und Juden zogen nach Würzburg, darunter sieben unter polizeilichem Druck wenige Monate vor der Deportation. Eine Frau ging nach Frankfurt. Die meisten von ihnen wurden deportiert. Vier Sterbefälle sind zu verzeichnen. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden die Männer des Dorfes in das KZ Buchenwald verschleppt. Ein Jahr später musste die jüdische Gemeinde einen weiteren Pogrom über sich ergehen lassen.
Siehe auch
- DenkOrt Deportationen 1941-1944
- Deportation der Juden
- Judendeportation (Dokumente)
- Synagoge in Reichenberg
- Weg der Erinnerung
Quellen
- Jüdische Gemeinde Reichenberg auf denkort-deportationen.de
- Jüdisches Leben Reichenberg auf den Internetseiten der Marktgemeinde Reichenberg
Weblinks
- Jüdische Geschichte Reichenberg auf alemannia-judaica.de
- Biographische Datenbank jüdisches Unterfranken